Mittwoch, 29. November 2017

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherduftliebhaber,

auf dieses Buch freue ich mich schon ziemlich lange, da der Erscheinungstermin nach hinten verschoben wurde. Nun ist die Vorfreude zum Zerreißen gespannt und ich bin so neugierig, mit welchen Figuren uns der Autor wieder überraschen wird. Diesmal ist es kein ordnungsliebender Beamter, oder ein selbstverliebter Macho, oder ein ganzes Rentnerdorf, sondern eine ältere Dame, die sich nix sagen lässt und das klingt nach Turbulenzen. Aber schaut euch das Buch doch mal an:

 
Fräulein Hedy träumt vom Fliegen
Verlag: Insel
Erscheinungsdatum: 15.01.2018

»Dame in den besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Entgeltung garantiert.« – Eine Annonce in der örtlichen Tageszeitung bringt alles ins Rollen: Hedy von Pyritz, 88 Jahre, diszipliniert, scharfzüngig, eitel. Hellwacher Verstand, trockener Humor, zuweilen übergriffig. Eine alte Dame, die meist im Rollstuhl sitzt, sorgt für einen handfesten Skandal in dem kleinen Städtchen im Münsterland, wo sie herrschaftlich residiert.
Aber Fräulein Hedy bleibt unbeirrt: Sie wird ihren Willen durchsetzen! Und findet in ihrem schüchternen, sanften Physiotherapeuten Jan einen Mitstreiter. Vielmehr nötigt sie ihn förmlich dazu. Der junge Mann wird sie fahren. Basta!
Jan hat keinen Führerschein, dafür aber eine nie behandelte Lese-Rechtschreibschwäche, so dass Hedy den Unterricht übernimmt und sich schon bald eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden festigt. So vertraut sie ihm nach und nach die Geheimnisse ihrer schillernden Vergangenheit an und verändert damit auf ungeahnte Weise seine Zukunft ...


Ein ziemlich unterschiedliches Duo, oder was sagt ihr? Das klingt nach herrlichem Lesespaß mit der richtigen Mischung aus Humor und Ernst des Lebens. Kennt ihr denn schon Bücher von Andreas Izquierdo? Steht es auf euerer Wunschliste? Und was sagt ihr zum Buchcover? Ungewöhnlich, oder? Aber wisst ihr was, dieses Buch mit seinem wunderbaren Autor wird auch die erste Lesung für 2018 sein. WhoopWhoop ... Das wird ein super Start!

Ganz liebe Grüße
Eure, sich vor Begeisterung warm hüpfende, Sharon

Montag, 27. November 2017

Rezension: Julie Otsuka * Wovon wir träumten


Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: mare
ISBN-13:
978-3866481794
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 7,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2012
Übersetzer: Katja Scholtz 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Anfang des 20. Jahrhunderts machen sich viele japanische Frauen auf den Weg nach Amerika, um dort japanische Einwanderer zu heiraten. Sie kennen ihre Ehemänner nicht und auch diese Männer haben sich ihre Frauen über einen Heiratsvermittler ausgesucht. Unter den Frauen herrscht ein großes Bangen auf der Überfahrt, aber auch die Hoffnung auf ein gutes Leben. Ihre Ankunft ist ernüchternd, denn ihre Männer sehen selten, wie die auf dem Foto aus und statt Wohlstand, erwartet sie harte Arbeit. Welche Schicksale werden sie erwarten? Wird es besser werden? Oder hat die Zukunft noch schlimmer Dinge mit ihnen vor?

Meinung:
Wovon wir träumten, hatte mich damals angesprochen, einmal wegen des wunderschönen Buchcovers und auch weil das Thema Japan eine Rolle spielte. Aber war ich damals wirklich darauf vorbereitet, dass dieses Büchlein über Epochen geht und das Schicksal vieler Frauen wiedergibt? Ich glaube nicht wirklich, obwohl es ja klar und deutlich auf dem Buchrücken steht, hatte ich irgendwie eine andere Vorstellung. Nun habe ich es Jahre später endlich zur Hand genommen und gelesen.

Ich glaube, was sofort beim Lesen auffällt, ist die gewählte Sprache der Autorin. Sie gibt nicht einer Frau eine Stimme, sondern allen, wie in einem kleinen Mikrokosmos kommt jede zu Wort, ohne wirklich zu sprechen. Die Autorin fängt ziemlich gelungen jedes Schicksal ein und gibt ihren Kapiteln immer ein übergreifendes Thema, wie, die Überfahrt, die Ankunft, das Einleben, Kinder und so weiter. Dabei erzählt sie nicht nur das Geschehene, sondern zählt endlos jedes Schicksal der Frauen auf. Was mich am Anfang allerdings unglaublich beeindruckte, wirkte bei mir mit jeder Seite abstumpfender, denn wenn man nur noch Schlechtes und Grausames liest, kann man es selber nicht mehr ertragen und verschließt sein Inneres. So konnte ich nicht jedes Schicksal tragen und ratterte nur noch die Zeilen bis Kapitelende runter. Es ist unglaublich schmerzvoll, was diese Zeit mit den Frauen gemacht hat.

Was mich immer wieder noch schockt und wütend macht, ist die historische Geschichte von Amerika. Der Befreiungsstaat, wo träume wahr werden und man alles Erreichen kann und dann erfährt man, was sie mit ihren eigenen Einwanderern gemacht haben. Natürlich wird dieses Thema schön ruhig gehalten und die Vorwürfe auf andere Nationen gerichtet, ohne sich selbst an die Nase zu packen. Deshalb finde ich solche Bücher gut und fand diesen Leidensweg einer ganzen Generation wichtig, auch wenn die Schicksale nicht leicht zu verdauen sind.

Diese Frauen wurden von ihren Träumen bitter enttäuscht und mussten einen schweren Leidensweg gehen. Durch ihre Traditionen geprägt fiel ihnen der Anschluss und das Leben in der neuen Welt schwer, selbst ihre Kinder verleugneten später ihre Herkunft und trotzdem haben sie ihr Schicksal ertragen und sind ihren Weg durch viele schwere Hürden gegangen, um dann doch leise zu verschwinden. Eine unglaublich mutige, aber auch traurige und berührende Geschichte.
 
Henry und ich haben den Schmerz oft förmlich gespürt und vergeben dafür vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
  


Julie Otsuka, geboren 1962 in Kalifornien, lebt heute in New York City. 2002 erschien in den USA ihr Debütroman When the Emperor Was Divine. Sie war Guggenheim-Stipendiatin und wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Wovon wir träumten ist ihr zweiter Roman und der erste, der auf Deutsch erscheint.  

Quelle: mare Verlag

Freitag, 24. November 2017

Rezension: Brom * Krampus


Gebundene Ausgabe: 504 Seiten
Verlag: Droemer Knaur
ISBN-13:
978-3426653340
Preis: 19,99 EUR
E-Book: 17,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2013
Übersetzer: Jakob Schmidt 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Musiker Jesse kehrt nach einen Gig frustriert zu seinem Wohnwagen zurück und fühlt sich mehr den je als Versager. Kein Geld, kein Weihnachtsgeschenk für seine Tochter und dabei ist der große Tag schon morgen. Während er noch grüblerisch im Wagen sitzt und der Flasche Alkohol gut zuspricht, stürzt vor seinen Augen der Weihnachtsmann ab und wird von dunklen Gestalten bedroht. Jesse kann nicht glauben, was er dort sieht und zweifelt an seinen Verstand, so nimmt er die Beine in die Hand und verschwindet. Bei seiner Rückkehr und seinem Selbstgespräch, das er sich alles nur ausgedacht hat, fällt ihn der Sack des Weihnachtsmanns in die Hände und bevor er es sich versehen kann, wird er selbst verfolgt. Was wollen sie nur von ihm? Und was sind das für Gestalten? Und wer bitte ist den dieser Krampus?

Meinung:
Als ich damals „Der Kinderdieb“ gelesen und mich diese schaurige Geschichte voll in den Bahn gezogen hatte, war ich auf der Suche nach mehr von diesem Autor und bin auf den Krampus gestoßen. Ein Werk, was Gott sei Dank ins deutsche übersetzt wurde und zur Weihnachtszeit spielt, mit einer Figur, die schon lange in Vergessenheit geraten ist. Kurz um, ich musst es sofort haben, allerdings dauerte es etwas bis ich es lass. Ob der Zauber wieder auf mich übergegangen ist, erfahrt ihr jetzt.

Jesse ist ein absoluter Versager, kein Geld, kein Heim, seine Frau hat ihn verlassen und seine Tochter darf er nur selten sehen. Dabei liebt er seine Mädels über alles und wünscht sich ein normales Leben. Nur ist seine Liebe zur Musik, größer, aber der Erfolg bleibt aus und so tingelt er von Bar zu Bar, wo ihn keiner richtig zuhört und er von der Hand in den Mund lebt. So ist sein Gig an Weihnachten eine Katastrophe und statt Geld bekommt er eine Flasche Alkohol. Jesse nimmt es wie immer so hin, statt mal auf den Tisch zu hauen und bestätigt sein Loserdasein. Aber dann bekommt er den Weihnachtsmannsack in die Hände und siehe da, wenn man hineingreift bekommt man Spielsachen heraus, zum ersten Mal kann er bei seiner Tochter punkten und fühlt sich super. Nur, das dieses Wunder Nebenwirkungen hat und er bald, selbst zum Gejagten wird und er vor einer schaurigen Gestalt steht, den Krampus. Jesse mag zwar ein ungewöhnlicher Buchcharakter sein, aber dieses absolut menschliche, hat der Autor wieder Mal klasse eingefangen und man liest einfach gerne weiter, um zu sehen ob er dem Hokuspokus verfällt, oder sich Weiterentwickelt.

Überhaupt hat sich Brom wieder einer tollen Geschichte angenommen, immerhin lässt er die alten nordischen Götter aufleben und diese Zeit in unserer jetzigen neu erstrahlen. Der Krampus erschreckt einen zutiefst, immerhin schickt er seine Belznickel aus, um Jesse einzufangen, weil der etwas hat, womit der Krampus wiedererwachen kann. Außerdem gibt er optisch nicht unbedingt den Sympathen, aber je man liest und mehr über ihn erfährt, ändert sich die Meinung, man wünscht ihn Erfolg und möchte mehr über sein Julfest erfahren und wieso ihm dieses Unrecht widerfahren ist. Allerdings schwankt man bei ihm auch immer ein bisschen hin und her, denn so einfach macht es uns dieser Charakter nämlich nicht, einerseits möchte er das Gute, nämlich die Natur feiern, aber anderseits geht er dafür über Leichen und seine Rachegier ist übergroß. Es fiel mir schon schwer diese Figur einzuschätzen, aber das machte auch den Reiz aus. So ein bisschen Krampus in unserer Zeit würde auf jeden gar nicht schaden.

Der Autor hat hier wirklich wieder den Zauber der alten Zeit eingefangen und schreibt einfach düster, fesselnd, einnehmend und absolut spannend. Dabei sind seine Figuren lebendig, strahlen soviel Individualität aus und können einen einfach begeistern und überzeugen. Natürlich nimmt Brom vor Brutalität und Bösartigkeit kein Blatt vor dem Mund und bleibt somit seinem Stil treu. Dabei schafft er es, mit seiner Sprache Bilder zu schaffen, die eine unglaubliche Wirkungskraft haben und einen richtig mitreißen. Eine Geschichte wieder für die Großen und mit jeder Menge Witz und Bosheit, aber vom Feinsten.
 
Henry und ich finden, der Mann hat es drauf, und zwar volle und deshalb gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:
   

Brom, Jahrgang 1965, wurde in Albany im amerikanischen Bundesstaat Georgia geboren. Da sein Vater Pilot bei der U.S. Army war, verbrachte Brom einen Teil seiner Jugend im Ausland, unter anderem in Japan und Deutschland, wo er zur Schule ging; aus dieser Zeit rührt auch seine Angewohnheit her, seinen Vornamen nicht zu benutzen. Bereits mit 21 arbeitete Brom als Illustrator für Firmen wie Coca-Cola und IBM. Später begann er, sich auf die visuelle Umsetzung von Rollenspielen wie „Dungeons & Dragons“ und anderer Fantasywelten zu konzentrieren; er schuf außerdem Sammelkarten für Spielsysteme wie „Magic: The Gathering“ und arbeitet für zahlreiche Verlage und Computerspielhersteller. Brom hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und lebt heute mit seiner Familie in Seattle.



Mittwoch, 22. November 2017

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Buchstabenliebhaber,

es gibt ja besondere Reihen, da fiebert man ja dem nächsten Teil entgegen, und wenn dann ein Abschlussband vor der Türe steht, kann man auch schon mal mit den Füßen scharren. Zumindest geht es mir gerade so. Damals bin ich zufällig auf diese Welt der bösen Engel gestoßen und dann wurde ich förmlich hineingesogen. Nach dem ersten Teil musste man unheimlich lange auf den Zweiten warten und dann wurde auch noch das Format geändert, was mich immer noch ärgert. Aber nun rückt die Stunde der Erlösung näher und ich glaube, ihr wisst ganz genau, von welchem Buch ich spreche, oder? Der Ordnung halber hier das Buch:


Angelfall: Am Ende der Welt
3. Teil
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 09.01.2018

Penryn und Raffe, die Rebellin und der gefallene Engel, sind auf der Flucht vor dem Zorn der Engel. Und sie wissen: Sie müssen einen Arzt zu finden, der Raffe zu seinen Schwingen verhilft und Penryns kleine Schwester vom Fluch der Engel befreit, bevor die letzte Schlacht ansteht. Gelingt ihnen das nicht, sind sie alle verloren. Als Raffe von seiner Vergangenheit eingeholt wird, steht Penryn vor einer schrecklichen Entscheidung: Vertraut sie dem Engel, den sie liebt? Oder muss sie auch gegen ihn kämpfen, um die Menschheit zu retten? 


Was bin ich gespannt? Wie wird es wohl enden? Und bekomme ich mein Happy End? Diese Ungeduld macht mich ganz schwach. Bitte sagt mir, dass ihr das auch kennt. Susan Ee hat mit ihrer Welt wirklich was außergewöhnlich anderes geschaffen und mit ihrem Schreibstil bannt sie einem förmlich in die Seite. Außerdem mag ich die beiden Hauptfiguren so gern und den bösen Humor. Geht es euch auch so? Wer fiebert mit? Und gibt es wirklich noch jemanden, der es nicht kennt?

Ganz liebe Grüße
Eure, sich die Finger passend lackieren gehende, Sharon

Montag, 20. November 2017

Rezension: Martin Krist * Böses Kind

Taschenbuch: 324 Seiten
Verlag: Selfpublishing
ISBN-13:
978-3745035292
Preis: 9,99 EUR
E-Book: 2,99 EUR
Reihe: 1. Henry Frei Fall
Erscheinungsdatum: November 2017
 
 
 
 
Inhalt:
Suses Leben wächst ihr von Tag zu Tag noch mehr über den Kopf. Die Trennung von ihrem Mann, dazu noch die Kinder mit einer pubertären Tochter, einem quengligem Kleinkind und noch einem Baby dazu. Alles ist zu viel, alles wird schwer und dann auch noch Sorgen im Job, den sie doch so dringend braucht. Aber das alles wird noch getoppt, denn ihre Tochter ist auf einmal verschwunden. Zur gleichen Zeit arbeitet das Team von Kriminalhauptkommissar Henry Frei an einem schweren Fall, der jetzt endlich gelöst zu sein scheint, und ihm doch noch Kopfzerbrechen bereitet. Dafür bleibt ihm aber wenig Zeit, denn ein neuer Fall erfordert seine Aufmerksamkeit. Ein Opfer wurde gekreuzigt und erschlagen aufgefunden und führt über Umwege zu Suse. Wie hängt der Fall zusammen? Welche Familiengeheimnisse müssen Henry Frei und sein Team aufdecken? Wird es noch mehr Opfer geben? Und werden sie die vermisste Tochter finden?

Meinung:
Was Neues von Martin Krist, und meine Krimiseele jauchzt begeistert auf. Bis jetzt habe ich die Bücher keines Krimiautors so gern verschlungen wie die Geschichten von Krist. Er ist einfach ein Garant für spannende Unterhaltung, die einem durch die Seiten rauschen lässt und ein Berlin einfängt, das zum Greifen nah scheint. Dazu noch seine geschickten Verknüpfungen und die gut portionierten Kapitel, die kleinen Cliffhanger und Marotten der Hauptfiguren machen ihn einfach zu Mr. Crime. Diesmal mit einem neuen ErmittlertTeam in alter Kulisse, ich war gespannt. Ob er mich wieder begeistern konnte, erzähle ich euch jetzt.

Natürlich fängt sein Buch auch direkt wieder mit einer Eröffnungsszene an, die einen erschaudern, ekeln und trotzdem gebannt weiter lesen lässt. Das kann Martin Krist ja immer perfekt, da der Leser sofort denkt:Was ist passiert? Wer ist diese Person? Und oh mein Gott, wie wird das enden? So stürzt man förmlich in den Fall und prescht mit Feuereifer voran. Aber wer den Autor ein bisschen kennt und schon eines seiner Werke gelesen hat, sollte vorsichtig mit den Vermutungen sein, denn man weiß nie, in welcher Zeitebene manche seiner Erzählstränge spielen. Das macht er so perfekt, dass es immer schwer ist, alles auf den ersten Blick zu entwirren.

Aber nicht nur das ist sein Steckenpferd, nein, Martin Krist hat eine beindruckende Gabe, Umgebung, Personen und ihre Alltagssorgen zu beschreiben. Ich bin immer wieder so erstaunt und überrascht, wie nah mir alles vorkommt und wie ich mitten rein stolpere und nur den Arm ausstrecken müsste, um Personen und Dinge berühren zu können. Er beschreibt Suses Leben so authentisch, dass man es absolut nachvollziehen kann. Man spürt die Verzweiflung, aber auch die Wut über die Welt und doch auch den Kampf um die eigene Existenz. Diese Zwischengefühle von Schuld und Unwissenheit stellt er so gut dar, dass man Suse in den Arm nehmen möchte, um zu trösten. Und dann sehen wir sie durch die Augen der Ermittler und erleben eine ganz andere Sicht. Dieses Spiel mit dem Leser, dieser unglaublich geniale Erzählstil machen aus einem kleinen Fall einen richtigen atmosphärischen starken Krimi, und man will nicht loslassen.

Dann kommt auch noch ein neuer Ermittler an Board. Ich muss gestehen, dieser Henry Frei gefällt mir ausgesprochen gut. Zu meiner Schande muss ich nämlich sagen, dass ich nicht so ein Kalkbrenner-Fan bin, obwohl - das stimmt jetzt auch nicht so wirklich. Kalkbrenner ist schon ein netter Kerl, aber mir nicht so sympathisch, da fand ich jetzt Frei bei weitem interessanter und allein als Person spannender. Er hat wohl auch so seine Vorgeschichte. Er ist etwas unterkühlt, aber extrem organisiert und hat gern alles unter Kontrolle. Dazu kommen noch seine Macken, wie immer seine Kleidung glatt zu streichen, die Mittelkonsole in seinem Auto manisch zu sortieren und einen gewissen Regelgang in seinem Leben einzuhalten. Gut fand ich auch, dass er verheiratet ist, und zwar mal glücklich und zwei Kinder hat. Im krassen Gegensatz dazu ist seine Kollegin, chaotisch, gerade Mutter geworden, ständig übermüdet und sie verteilt gern ihren Kram überall. Das führt zu manchen Augenrollenaugenblicken und heitert das Lesen gerne mal auf. So lernen wir neue Figuren kennen, aber treffen auch alte Bekannte wieder, immerhin hat die Mordkommission viele Abteilungen, aber nur einen Pathologen und eine Spurensicherung.

Machen wir es kurz, ein absolut gelungener Auftakt zu einer neuen Reihe und wir können uns da noch auf einiges freuen, denn das Ende war mit einem kleinen Cliffhanger bestückt. Martin Krist beherrscht einfach sein Handwerk und hat mir wieder richtig gut gefallen, ein tolles neues Team und ein spannender Fall, aber ich denke, der Krist läuft erst warm und lässt es noch richtig krachen. Ich freu mich darauf.

Henry und ich fanden den Auftakt richtig stark und vergeben die vollen Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:

Martin Krist ist das Pseudonym eines erfolgreichen Schriftstellers aus Berlin. Geboren 1971, arbeitete er als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seit 1997 ist er als Schriftsteller tätig und veröffentlichte in unterschiedlichen Genres Bücher. Nach einer Biografie über eine Rotlichtgröße aus dem Ruhrgebiet, über Tattoo-Theo, über die Punk-Diva Nina Hagen, den Rap-Rüpel Sido und die Grunge-Ikone Kurt Cobain sowie zahlreichen anderen Buchprojekten, konzentrierte er sich ab 2005 auf Krimis und Thriller.
 
Quelle: Amazon


Vielen lieben Dank an Martin Krist für das Rezensionsexemplar. 

Freitag, 17. November 2017

Lesung mit Sonja Heiss

Hallo meine Lieben,

darf ich euch wieder auf einen Lesungsbesuch entführen? Ich habe da nämlich wieder was zu berichten.

Vielleicht haben es ja einige von euch auf meinem Blog gesehen, mich hat der Roman "Rimini" total umgehauen und begeistert. Diese Familiegeschichte wurde so Rasiermesserschaf beschrieben und trotz der Alltagstragik humorvoll rübergebracht, genial. Ein absoluter Genuss, der aber auch nachdenklich stimmt und das eigene Leben reflektiert. Ihr wollt mehr wissen, dann schaut doch mal bei meiner Rezension vorbei.  

Naja, und wie ich nun mal so bin, habe ich auf der Verlagsseite beim KiWi nach Lesungsterminen geschaut und was sehen meine Augen, eine Lesung in Köln und auch noch an einem Freitag. Direkt mit Feuereifer den Göttergatten erzählt und er hat sich sofort um Karten gekümmert. Musste ich direkt einer Freundin (Anja von Der Bücherblog) erzählen und schwups fuhren wir zu dritt am 20. Oktober 2017 nach Köln zu einem sehr speziellen Abend. 

Es kann losgehen!

Da man nicht mehr wirklich den Straßenverkehr planen kann, waren wir eine Stunde zu früh vor Ort. Aber das überbrückten wir schnell mit Buchhandlung Goltsteinstr. 78 suchen, Karten bezahlen, Platz reservieren (man wollte uns noch nicht dabehalten) und gemütlich noch einen Kaffee schlürfen gehen. Das war nun der fröhliche Teil mit ausgelassenem plaudern und lachen, dann ging es zurück in die heiligen Bücherhallen. Die Buchhandlung ist recht klein, aber überaus gut bestückt und mit Sicherheit für jeden was dabei. Allerdings war es auch viel zu eng bestuhlt, dass man immer über den anderen Besucher stolperte. Das Team war freundlich, aber ich muss auch sagen, mehr an ihren Stammbesuchern interessiert, als vielleicht auch Neue zu gewinnen, das schmälerte ein bisschen die Atmosphäre. Außerdem schienen wir den Altersdurchschnitt zu senken und ich war äußerst gespannt, wie das Buch bei solch einem Publikum ankommen würde. Aber schauen wir uns das Werk erst mal genauer an:


Autorin: Sonja Heiss I Verlag: KiWi I Inhalt I Gebundene Ausgabe: 20,00 €

Sonja Heiss, der Profi beim Vorlesen.

Sonja Heiss musste nicht allein vorne sitzen, denn man hatte ihr einen Moderator zu Seite gestellt, und zwar Peter Henning. Aber zuerst lass sie uns aus ihrem Roman vor und Masha kam als Erstes dran, mit 39 Jahren wünscht sie sich ein Kind und merkt, das sie ihren Partner nicht mehr so liebt wie früher und das ihr, alles an ihm stört. Tja, und zwar direkt eine Sexszene und Anja und ich mussten ein bisschen auf die gesetzteren Leute schauen und deren Reaktion. Herrlich, wie sie versuchten, sich nix anmerken zu lassen. Danach kamen Masha's Eltern dran und das neue Leben als Rentner, wie unterschiedlich die Ansichten dazu sind und das man sich dabei schnell entfremdet. Bei diesen Figuren ist die Autorin geblieben und mein Buchliebling Hans kam nicht, schade, der war nämlich genial. Aber egal, sie kann hervorragend vorlesen, an den richtigen Stellen mit Gesten unterstreichen, Worte wirken lassen und den Zuhörer fesseln. Das war ein absolut schöner Hörgenuss und dann kam der Moderator ...

Das Beste zum Schluss, oder?

Ich weiß gar nicht, wie ich es nett sagen soll, aber er war eine absolute Katastrophe. Er bezeichnet sich direkt auch zu Anfang als Autor und Kritiker und so leitet er, auch jede seiner Fragen ein. Ich kenne von dem Mann nix und möchte seine Arbeit auch gar nicht schlecht machen, aber sich bei jeder Frage auf sich selbst zu beziehen und sich in den Vordergrund zu drängen, spricht nicht unbedingt für sein Können. Wir wollten was von Sonja Heiss hören und nicht sein gefaseltes Blabla ... Übrigens kann ich mich kaum noch an seinen Kauderwelsch an Fragen erinnern, allein die Einleitung kam aus der Urzeit, bis sie den Punkt trafen. Ich hatte unglaubliches Mitleid mit der Autorin. Und ich werde mit Sicherheit nach diesem Abend auch nichts von ihm lesen, er kam nämlich total von sich eingenommen rüber, meinte sich in seinen Ausführungen überflügeln zu müssen, und als ich mir nun die Fotos anschaute, wie er grimmig jedes Mal in die Kamera schaute, unglaublich unsympathisch. Mit diesem Moderator hat sich die Buchhandlung keinen Gefallen getan.

So blieben mir leider auch die spärlichen Antworten der Autorin nicht mehr wirklich im Gedächtnis, aber es ging einfach zu sehr um ihre Filmarbeit, als um die Geschichte. Ehrlich Schade. Tja, und kaum war der Lesungsteil vorbei, waren auch schon viele weg. Bücher wurden wenig signiert und man hielt sich eher an den Wein. Allerdings habe ich mein Buch signiert und mein Foto, auch wenn Sonja Heiss ein wenig reserviert rüberkommt, fand ich sie nett, und fremde Menschen sind ja nicht jedermanns Sache. So schlich sich nämlich auch Anke Engelke durch das Publikum und verließ fast zeitnah mit uns den Ort des Geschehens. Wir mochten sie wegen ihrer abweisenden Körperhaltung nicht ansprechen, da dass unsere Kinderstube nicht erlaubte ...lach...

Unser Fazit des Abends, sehr durchwachsen. Ich weiß nicht, ob ich mir das Buch so gekauft hätte, wahrscheinlich schon, weil die Autorin einfach genial vorgelesen hatte. Aber der Rest war schon sehr besonders, aber nicht immer im positiven Sinne, auf jeden Fall hatten wir eine sehr gesprächige Rückfahrt.

Ich hoffe meine kleinen Einblicke und meine Plauderei, haben euch gut unterhalten. Vielleicht könnt ihr mich ja auch in einigen Punkten gut verstehen, aber bitte lasst euch dieses Buch nicht entgehen, es ist so stark und unglaublich gut geschrieben. Wie hat euch denn mein Erfahrungsbericht gefallen? Habt ihr auch schon mal eine Lesung besucht und seit mit gemischten Gefühlen wieder gefahren? Habt ihr die nächste Lesung vielleicht schon geplant?

Ganz liebe Grüße
Eure, sich das Lesevergnügen nicht nehmen lassende, Sharon