Montag, 5. Februar 2018

Rezension: Antti Tuomainen * Die letzten Meter bis zum Friedhof

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt  
ISBN-13:
978-3498065522
Preis: 19,95 EUR
E-Book: 16,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Januar 2018

Übersetzer: Niina Katariina Wagner und Jan Costin Wagner




Inhalt:
Jaako sitzt beim Arzt und hofft nun endlich Klarheit zu erlangen, warum es ihn in letzter Zeit so schlecht geht. In der Hoffnung, dass es sich nur um einen kleinen Infekt handelt, wird er eines besseren belehrt. Er wurde über längere Zeit hinweg vergiftet und es gibt keine Heilung mehr, Jaako wird bald sterben. So hatte sich der Patient das nicht vorgestellt, völlig überrumpelt möchte er, bevor er sich für weitere gesundheitliche Maßnahmen entscheidet, mit seiner Frau sprechen und da wartet die nächste böse Überraschung des Tages auf hin. Er wird Zeuge, wie seine Gattin mit den jungen, knackigen Angestellten ihrer gemeinsamen Firma, Ehebruch begeht. Und da ja alle guten Dinge drei sind, wird an diesem Tag auch noch die Konkurrenzfirma mehr in Erscheinung treten, als Jaako lieb ist. Nun muss er überdenken, wie er die letzte Zeit, seines Lebens verbringen möchte und da gibt es folgende Punkte: Wer will ihn umbringen? Wie kann er die Konkurrenz unschädlich machen? Und was macht er mit seiner untreuen Frau?

Meinung:
Ich bin kein großer Freund von skandinavischen Autoren, die haben immer so was tief Bedrückendes und alle Romanhelden müssen sich mit irgendwelchen großen Problemen herumschlagen. Da überraschte mich diese Konstellation schon sehr und meine Neugier war entflammt. Wie würde der Finne die Geschichte angehen und hält der Titel, was er verspricht? Ach, ich verrate es sofort, ich bin sehr angetan und wieso, erzähle ich jetzt.

Jaako ist ein absoluter Durchschnittstyp und hat es sich in seinem Leben richtig bequem gemacht. Er liebt gutes Essen, was man ihm auch ansieht, lässt seine Firma laufen und arbeitet sich nicht tot. Mit seiner Ehefrau hat er eine Firma gegründet, die mit Matsutake-Pilzen handelt und die in Japan heiß begehrt sind. Und dann kommt der große Knall, alles an einem Tag, Tod, Ehebruch und die Firma steht auf der Kippe. So muss sich Jaako aus seiner Komfortzone hinaus begeben und das sorgt für einigen Wirbel in seiner Umgebung. Aus einem bequemen Menschen wird jemand der seine Mitmenschen überrascht und das nicht immer zum Besten.

Erstaunlich, wie diese doch recht schwere Kost erzählt wird. Jaako lässt sich durch dieses vernichtende Urteil nicht unterkriegen, sein Letzter Wille ist es, den Schuldigen zu finden, seine Firma zu retten und seine Ehefrau, naja, das wird sich ergeben. So sieht er seine Umgebung mit ganz anderen Augen, nimmt Dinge anders war und hat ein neues Ziel. Und der Leser ist bei ihm hautnah dabei, wir hören die Diagnose, wir erleben die Gartenaktivität mit und wir durchsuchen die Büroräume der Konkurrenz. Dass diese, sich das nicht gefallen lässt, kommt post wendend und mit was für einer Ansage, da spürt man sofort, da stimmt was nicht. Aber mehr müsst ihr selber lesen.

Antti Tuomainen kann hervorragend erzählen, er lässt uns diesen mittelmäßigen Typen direkt ans Herz wachsen, denn sind wir nicht alle irgendwie er. Wir trudeln im ersten Moment durch sein Leben und dabei verwendet der Autor einen Humor, der einfach genial ist und diese Geschichte zum größten Vergnügen macht. Tja, Jakkos Geschichte fängt nämlich erst richtig an, sie läuft sich warm und nimmt an Verwicklungen Fahrt auf und bekommt auch eine bizarre und skurrile Note. Mit jedem weiteren Schritt tappt er in Situationen, die unerwartet und manchmal richtig böse sind. Ich muss gestehen, ich fand diese realistische Sicht und doch diese vielen kleinem Augenzwinkern unglaublich gelungen, man klebt förmlich an den Seiten und möchte wissen, wie trickst er den Tod aus, oder wie bekommt seine Frau ihr Fett weg und was ist mit der Konkurrenz, die sich immer mehr selber außer Gefecht setzt. Unglaubliche Entwicklungen tun sich auf und das Lesevergnügen bricht nicht ab. Neben dem unglaublichen Spaß hatte ich gleichzeitig spannende Lesestunden, aber auch den einen oder anderen nachdenklichen Moment, eine ziemlich gute Mischung.

Die letzten Meter bis zum Friedhof ist großartig erzählt, zwischen Krimi und Drama hin und herschwankend und keinen einzigen Moment aus den Händen zu legen. Antti Tuomainen ist ein starker Erzähler und ein Finne mit genialem Humor, den man im Auge behalten sollte. Ich muss sagen, ihr müsst es lesen.
 
Henry und ich hatten ein Buch genau nach unseren Geschmack in den Händen und vergeben die vollen Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:


Antti Tuomainen, Jahrgang 1971, ist einer der angesehensten und erfolgreichsten finnischen Schriftsteller. Er wurde u.a. mit dem Clue Award, dem Finnischen Krimipreis ausgezeichnet, seine Romane erscheinen in über 25 Ländern. Antti Tuomainen lebt mit seiner Frau in Helsinki.

Quelle: Rowohlt Verlag

Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.

2 Kommentare:

  1. Hyvää iltaa, Inga.
    Traurige Helden mit der Liebe des Humors zu betrachten ist eine der großen Stärken des finnischen Erzählens. Trockenner Witz erhält hier eine Permafrost-Behandlung - ohne zu unterkühlen.
    Die "Gartenaktivität"...also auch hier Liebe in der Minze. :-)

    Das finnische Kino (& eben diese Art des Erzählens über Schwermut) hatte in den 80ern einen guten Lauf - in den Programmkinos.

    bonté

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    1. Servus Robert,

      ich mag solchem Humor unglaublich gern. Schwarz, bissig und perfekt harmonisch eingegliedert. Tja und die Geschichte dazu hat für wunderbare Lesestunden gesorgt. Für mich eine absolute Überraschung!

      Wo bitte ist der Filmtipp!!! Robert ...

      Ganz liebe Grüße
      Inga

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