Montag, 8. August 2022

Rezension: Bella Mackie * How to kill your family

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Heyne Hardcore
ISBN-13: 
978-3453273702 
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juni 2022
 

Übersetzer*in: Stephan Glietsch
 
 
 
 
Inhalt:
Grace Bernard hatte einen schweren Start ins Leben. Eine Mutter, die alles für sie tat, aber es fehlte an allen Ecken und Enden. Und ein Vater, der sich verleugnet. Als die Mutter stirbt, wird Grace zur besten Freundin der Mutter gegeben, danach wächst sie in der Familie ihres besten Freundes auf. Und Grace entwickelt einen Plan, sie will Rache! Und diese wird am besten kalt serviert. Ihr Vater soll büßen und so stehen acht Menschen auf ihrer Todesliste. Doch wird Grace ihren Plan erfolgreich umsetzen können? Kann sie nach dem Erbe greifen? Und wird sie damit davon kommen?

Meinung:
Ach Familie, jeder hat eine und jeder kann da mitreden. Da gibt es immer eine Menge Stoff und mal ehrlich, manchmal möchte man seiner Familie schon was antun. Leider kann ich bei vielen negativen Familiengeschichten mitreden und da packte mich der Titel des Buches doch direkt. Wir wünschen uns doch alle eine Familie, die einen auffängt, gut behandelt und wertschätzt, einfach ein Platz, der einen immer Geborgenheit gibt, leider ist das nicht immer gegeben und so kann man sich seine Familie nicht aussuchen. Allerdings kann man sich eigenen Ersatz suchen und vieles mit Humor nehmen, das macht es leichter oder man liest ein Buch, wo jemand einen perfiden Plan sich ausdenkt. Grace ist also meine Heldin und ob sie das auch noch nach dem Lesen ist, erzähle ich euch nun.

Ich überlege die ganze Zeit, wie ich am Besten anfange, um einfach den Clou nicht zu verraten und sage einfach, dieses Buch beginnt nicht so wie gedacht mit dem Anfang, denn Grace steckt schon mittendrin und erzählt ihre Geschichte, indem sie diese aufschreibt. Beginnt mit ihrer Kindheit, der alleinerziehenden Mutter, der Armut, in der sie Leben, der übergroßen Liebe von ihrer Mama und auch von deren frühen Tod. Erst da realisiert Grace, das ihr Leben hätte auch ganz anders aussehen können. Sie findet einen Karton, beginnt zu hinterfragen und entdeckt, dass sie das Produkt einer kurzen Affäre ist. Während ihre Mutter diesen Mann immer noch liebte, hat er sie aus seinem Leben verbannt und nicht nur sie, sondern erst Recht die uneheliche Tochter. Dieser reiche Mann aus noch einer reicheren Familie spielt sich in der Öffentlichkeit auf und lässt seine Tochter in der Gosse zurück. Je mehr also Grace über ihn hört, liest und heraus findet, um so mehr wächst in ihr der Wunsch nach Rache. Dazu kommt das Grace ein kluger Kopf und eine gute Beobachterin ist. Außerdem neigt sie zur Einzelgängerin und hat verdammt viel Ausdauer. Ihr Plan ist kalt, erbarmungslos und tückisch und doch schleicht sich große Sympathie ein für diese junge Frau und ihren Machtkampf.

Bella Mackie schreibt das, was wir alle bestimmt schon gerne mal gemacht hätten, bei einer Familienfeier ein bisschen Arsen versprühen, nur das ihre Protagonistin aus ganz anderen Holz ist und Rache an einer Familie verübt, die teilweise von ihrer Existenz gar nichts weiß. Aber diese reiche, versnobte Familie hat so einiges auf dem Kerbholz, das sich das Mitleid auch ein bisschen im Grenzen hält. So erzählt die Autorin mit jeder Menge Zynismus, böse, düster und mit extrem trocknen schwarzen Humor ein Racheakt mit so einigen Leichen. Diese Figur ist unglaublich ehrlich fies, immer mit einem Augenzwickern, als ob man vieles nicht selbst schon gedacht hätte und lässt sich zu vielen im Leben aus. Da kommen so einige Themen ans Tageslicht und ihr Einfallsreichtum ist wirklich schrecklich hartnäckig. Diese junge Frau will alles, will Rache für ihre unglückliche Mutter, will die Wahrheit ans Licht, er Öffentlichkeit bringen, aller Welt die Augen öffnen und den Untergang für diese Familie einleiten. Dieser Ehrgeiz macht sie allerdings auch blind für ihre Umgebung und so hat ihr Plan und das Schicksal noch einiges mehr für sie parat.

Diese Autorin kann richtig böse sein und scharfzüngig, allerdings verliert sie auch dadurch gern mal den Faden, schweift etwas zu sehr in der Gesellschaftsbeurteilung ab und macht dadurch das Lesen etwas zäher. Nicht das es mir nicht gefallen hätte, amüsieren ist eher der richtige Ausdruck, aber die Spannung ist dann auch leider dahin. Somit kommen Spannungsleser nicht wirklich auf ihre Kosten, aber jeder, der es auch mal gesellschaftlicher böser mag und sich dabei prächtig unterhalten lässt, wird hier perfekt bedient. Für mich ein gelungener Ausflug ins Familien-Rache-Geschäft mit einer Heldin, die es einen nicht immer leicht macht und doch möchte man ihr nur das beste Wünschen, nämlich den eigenen Frieden.

How to kill your familiy, ist ein unterhaltender Roman über das töten der eigenen Familie. Bitterböse, zynisch, clever gemacht.
 
Henry und ich hatten amüsante Lesestunden und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

___________________________________________________________________
  
Über die Autorin: 

 
Bella Mackie, Journalistin und Autorin, hat für den Guardian, die Vogue und das Vice Magazine geschrieben. »How To Kill Your Family« ist ihr erster Roman, der bereits kurz nach Erscheinen die britischen Bestsellerlisten stürmte. Bella Mackie ist mit dem BBC-Radiomoderator Greg James verheiratet und lebt in London.
 
Quelle: Heyne Hardcore 
 
Vielen lieben Dank an den Heyne Hardcore Verlag für das Rezensionsexemplar.