Sonntag, 28. März 2021

Rezension: Romy Fölck * Mordsand

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3785727270
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 4. Teil
Erscheinungsdatum: Februar 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Es wird Herbst in der Marsch und so will ein junges Paar noch mal die letzten späten Sommertage auf der Elbinsel Bargsand nutzen, um sich zu erholen. Als die junge Frau am Morgen den Sonnenaufgang am Strand beobachtet, hätte sie nie im Leben damit gerechnet, das sie aus dem Sand der Schädel eines Skeletts anstarrt. Somit ist das Wochenende für die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn gelaufen. Zuerst muss festgestellt werden, wie alt das Skelett ist und es muss unbedingt identifiziert werden, bevor die Ermittler richtig los legen können. Und während sie noch versuchen, eine Spur zu finden, wird auf der Nachbarinsel ein weiterer Toter entdeckt. Ein Hamburger Bauunternehmer ist das Opfer, aber wieso ähneln sich die Fundorte? Hängen diese beiden Toten zusammen? Und wohin wird die Spur unsere Ermittler führen?
 
 
Meinung:
Mordsand ist schon der vierte Teil für unsere Ermittler aus der Marsch und ich kann schon jetzt verraten, es wird nicht langweilig. Überhaupt darf sich der Leser über noch zwei weitere Fälle aus der Feder von Romy Fölck freuen. Zumindest ist das der jetzige Stand der Dinge, aber wer weiß, wer weiß. Somit habe ich es eigentlich schon vorweggenommen, wie mir dieser Band gefallen hat, wenn ich mich schon auf die nächsten beiden freue. Aber nun gut, schauen wir uns doch mal diesen Fall an.

Frida genießt den Morgen in der Marsch, die Ruhe, die Luft, das Gefühl von angekommen sein. Auch Torben, der Gerichtsmediziner, ist von der Natur und der Ruhe begeistert und kann verstehen, warum Frida nicht weg möchte, aber die Antwort, ob sie zu ihm ziehen möchte, steht noch aus. Für den Moment ist sie einfach nur glücklich, dass es ihren Lieben gut geht und der Hof ihrer Eltern wieder erblüht. Bei Bjarne ist auch die Harmonie eingezogen, zusammen mit seiner Tochter lebt er nicht weit von Frida entfernt, im neuem Haus. Er lebt Parterre und seine Tochter im ersten Stock. Sie lernen sich kennen, genießen ihre Routinen und das gemeinsame Leben. Auch wenn Bjarne merkt, dass Henni unruhiger wird und ihr Genesungsprozess zu lange dauert, aber für den Moment ist alles ruhig. Natürlich wird es bei unseren beiden Ermittlern nicht lange ruhig bleiben, nicht nur der Fall wird sie auf Trab halten, sondern auch das Privatleben nimmt Fahrt auf. Tja, aber mehr verrate ich doch nicht, das wollt ihr alles selber herausfinden.

Diesmal ist der Fall wirklich verzwickt, weil nicht nur Jahrzehnte zwischen den Opfern liegen und tausend Spuren überall hinführen, sondern auch zwei verschiedene Staaten. Die Spuren führen nämlich in die damalige DDR und zu einem Kapitel dunkler Geschichte. Toll geschildert hat es die Autorin mit vielen Rückblenden und lässt einen dabei auch rätseln, wer dieser Jugendliche von damals ist und ob man diesem schon in der Marsch begegnete. So ist es ein Suchen im Suchen, wir Leser suchen nämlich richtig mit und folgen jeder neuen Spur gebannt mit und hoffen, dass das richtige Puzzlestück unsere Ermittler weiter bringt. Dabei müssen sie einige Stolpersteine aus dem Weg räumen und sich voll als Team konzentrieren. Ein richtiger Wettlauf entsteht und die Zeit rast dahin.

Romy Fölck hat mit ihrer Elbmarsch-Krimi-Reihe alles richtig gemacht. Tolle Protagonisten, verzwickte Fälle und das Setting reißt alles, diese Mischung ist gelungen und ganz ehrlich, der Anfang war wie alte Freunde treffen. Der Wohlfühlfaktor ist immens vertreten und dann kommt die Spannung und das Fesseln an die Buchseiten. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen, man ist gerade zu süchtig, nach mehr und ganz bestimmt erst wieder ansprechbar, wenn man das Buch zugeklappt hat. So waren die Fälle bis jetzt alle keiner, der einen kalt lässt und das ist für eine Krimi-Reihe doch einfach genial. Ich bin Romy Fölck Fan und freue mich immens auf mehr.

Mordsand ist wieder richtig gut gelungen, spannend bis zur letzten Seite verzwickt und rasant zu lesen. Wer einmal mit der Reihe anfängt, kann nicht mehr aufhören. Romy bitte mehr mehr mehr ...
 
Henry und ich finden diese Reihe ganz große Klasse und für diesen Teil gibt es die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:

 
ROMY FÖLCK wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Mit Mitte dreißig entschied sie, ihren großen Traum vom Schreiben zu leben. Sie kündigte Job und Wohnung und zog in den Norden. Mit ihrem Mann lebt sie heute in einem Haus in der Elbmarsch bei Hamburg, wo ihre Romane entstehen. Ihre Affinität zum Norden kommt nicht von ungefähr, verbrachte doch ihr Vater seine ersten Lebensjahre in Ostfriesland. TOTENWEG ist der erste Band ihrer Krimiserie um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn.
 
 
Elbmarsch-Krimi Reihe:
 
https://www.genialokal.de/Produkt/Romy-Foelck/Totenweg_lid_34473753.html?storeID=barbers
https://www.genialokal.de/Produkt/Romy-Foelck/Bluthaus_lid_36951933.html?storeID=barbers

1. Teil: Rezension
I 2. Teil: Rezension
3. Teil: Rezension
 

Freitag, 26. März 2021

Rezension: Ewald Arenz * Der große Sommer

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832181536
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2021
 
 
 
 
Inhalt:
So hat sich Friedrich seine Sommerferien bestimmt nicht vorgestellt. Er muss nämlich für die Nachprüfung in Mathe und Latein lernen. Aus ist der Traum von Sonne, Strand, Meer und Familienurlaub. Er soll zu den Großeltern, auf Nana freut er sich riesig, aber Großvater, den er lange siezen musste, der Regeln hat und extrem streng ist, da hält sich die Begeisterung wirklich in Grenzen. Doch zumindest muss auch seine Schwester Alma zurückbleiben und sein bester Freund Johann fährt ja auch nicht die kompletten Wochen weg und dann gibt es da auch noch Beate. Der Sommer beginnt und hält für Frieder so einiges parat. Wird es beim Großvater schlimm sein? Wie fühlt sich verliebt sein an? Und was ist, wenn der beste Freund sich verändert?

Meinung:
Vor Kurzem habe ich erst das Werk „Alte Sorten“ vom Autor gelesen und für großartig befunden und nun schnell das Neuste hinterher, diesmal warte ich nicht so lange. Ach, die Schulzeit, die Zeit der langen Ferien und der Genuss von zu viel freier Zeit. Jahrhundert Jahre her und doch steckt man in den ersten Seiten wieder darin fest. Allerdings kann ich mich gar nicht so präsent an den einen Sommer in meinem Leben erinnern, Friedrich allerdings schon. Was dieser erlebt und ob mich dieser Sommer mitreißt, erzähle ich euch nun.

Der große Sommer ist ein bisschen eine Zeitreise zurück zu den Anfängen, dorthin, wo sich das Leben bewusst verändert und man Entscheidungen trifft oder erlebt, die einen später prägen. Friedrich hat eine große Familie, immerhin fünf Geschwister und er ist der Älteste. So ist die Familie irgendwie immer in Bewegung, Ruhe findet man dort eher weniger und ständig ist da jemand, der etwas möchte. Für Friedrich, der gern auch Frieder genannt wird, normal und als er allein zurückbleiben soll, fühlt sich das mehr als befremdlich an. Mathe und Latein sind es schuld. Seine Achillesfersen und dann soll der Großvater helfen. Frieders Begeisterung hält sich in Grenzen, immerhin hat er den Herrn Professor eher unterkühlt, distanziert und sehr streng in Erinnerung. Wie gut das man da Freunde hat und ein Mädchen kennenlernt, Beate im flaschengrünen Badeanzug.

Dieser Roman ist ein bisschen wie eine Erinnerung aufgebaut, das zurückerinnern, das schwelgen an Vergangenen und die Sehnsucht nach Unbeschwertheit. Frieder erinnert sich zurück und erzählt uns die Geschichte seines großen Sommers. Beginnt vom Klassenzimmer aus und mit dem vernichteten Urteil, das er ohne Nachprüfung hängen bleiben wird. Allein die Szenen aus dem Klassenzimmer heraus sind herrlich, strenge Lehrer, flotte Sprüche, aber alles mit stil und das tat richtig gut. Danach der Abschied der Familie und der Einzug bei den Großeltern. Ein wirklich interessantes Paar, sehr ungewöhnlich und Frieder ist in einem Alter, wo einen das doch mehr interessiert. Wie kann seine liebe Nana diesen Mann lieben? Wieso leben sie so ungewöhnlich miteinander? Und Frieder entdeckt da wirklich sehr spannende Dinge. Ich musste da an meine Oma denken, wie sie meinen Opa im Krankenhaus gepflegt hatte, diese Zeit und ihre Erzählungen fand ich megaspannend. Wie Schade, dass wir hier nicht noch mehr gehört haben. Und natürlich noch Beate, die er erst noch finden muss und dann irgendwie auch seine Gefühle erklären, damit das mit den großen Sommer auch wirklich passiert. Aber es gibt nicht nur Sonnenschein, sondern es passieren auch unschöne Dinge und daran wächst unser Frieder und bekommt Hilfe von ungeahnter Seite.

Ich muss es direkt loswerden, dieses Buch hat mir sogar noch einem kleinen Ticken besser gefallen als „Alte Sorten“ und ich kann es gar nicht genau sagen, warum. Eigentlich kann man beide Bücher nicht miteinander vergleichen, während es in einem um innerliche Narben geht, ist es hier eher das Erwachsenwerden. Ewald Arenz erzählt das so lebendig, feinfühlig, humorvoll und beschwingt, dass es einfach eine große Freude ist, darin abzutauchen und einfach auch diesen Sommer mitzuerleben. Mann merkt einfach, das der Autor ein Talent hat zu beobachten und kleinste Dinge mit bedacht wieder zu geben. Deshalb fühlt man sich seinen Figuren so nah, sie sind nicht nur Protagonisten aus einem Buch, sondern man verbringt wirklich diese Zeit hautnah mit ihnen mit. Man lacht, macht Unfug, leidet, erlebt Schmetterlinge im Bauch und Enttäuschungen mit. Der Autor lässt dabei Wahrheiten und auch Lebenswissen einfliessen, ohne erhoben Zeigefinger, sondern ganz lässig und beiläufig und macht daraus eine tiefere Geschichte. Somit bin ich begeistert und liebe diesen Sommer und ich glaube, denn muss ich nochmals lesen, da steckt so viel mehr drin. Außerdem muss ich es allein wegen seiner Sprache nochmals lesen, die einfach wunderbar herrlich und zum Genießen ist.

Der große Sommer bekommt von mir eine ganz klare Leseempfehlung, weil er nicht einfach nur glücklich macht, sondern einen auch tief im Inneren trifft. Allein über den Großvater könnte der Autor noch einen Roman schreiben. Klug, humorvoll und voller Leben.
 
Henry und ich sind verliebt in diese Geschichte und deshalb gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Ewald Arenz, 1965 in Nürnberg geboren, hat englische und amerikanische Literatur und Geschichte studiert. Er arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. ›Alte Sorten‹ (DuMont 2019) stand auf der Shortlist »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2019 und platzierte sich als Hardcover wie als Taschenbuch auf den Spiegel-Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Fürth.
 
Quelle: Dumont Verlag
 
Weitere Werke des Autors:
 

 
Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar. 

Mittwoch, 24. März 2021

Rezension: Christina Stein * Searching Lucy

Broschiert: 288 Seiten
Verlag: Sauerländer
ISBN-13: 978-3737357128
Preis: 13,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Ambers Welt liegt in Scherben vor ihr. Nicht nur ihr Vater ist verschwunden, sondern auch ihre Schwester Lucy. Es gibt keine Lösegeldforderung und auch keine Spur, die Polizei tappt im Dunklen und die Monate verstreichen. Amber will und kann das nicht hinnehmen und geht nun ganz eigene Wege. Sie ist sich sicher, der Täter muss aus ihrer Umgebung stammen und sie wird ihre Schwester finden, und wenn sie bei jeden einbrechen muss. Und genau das macht sie. Was wird Amber finden? Wie soll sie ihre auseinanderbrechende Familie zusammenhalten? Und warum starrt sie der neue Mitschüler Jamie so an?
 
Meinung:
Die Autorin Christina Stein ist für mich keine Unbekannte, denn mit ihrem Buch „Wonderland“ hatte sie mich damals umgehauen. Was für eine Story und dabei so packend, spannend und hart erzählt. Ich war echt beeindruckt und das ist jetzt auch schon wieder fünf Jahre her. Es wurde nun wirklich Zeit, dass diese Autorin was Neues schreibt und nun ist Ambers Geschichte da und ich habe sie verschlungen. Ob sie mich auch begeistern konnte, erzähle ich euch nun.

Wir steigen nicht nur sofort in die Geschichte ein, sondern auch beim Nachbarn Hakennase. Amber knackt mal eben das Schloss überprüft noch schnell auf ihrem Handy, ob der GPS-Tracker funktioniert und das Auto wirklich die Stadt verlässt und zieht sich Handschuhe über. Knallhart bricht sie in das Haus ein, behält die Nerven und spürt das Adrenalin durch ihren Körper rauschen. Trotz kleinen Hindernissen ist der Nachbar nun überprüft, sein Haus riecht nach Einsamkeit und Amber kann ihn von der Liste streichen. Was sie nicht von der Liste streichen kann, ist ihr eigener elendiger Zustand. So langsam weiß sie nicht mehr ein noch aus, aber sie muss ihre Zwillingsschwester finden. Sie muss sich um ihren kleinen Bruder kümmern, sie muss ihre Mutter beschützen, die im Allkohl ertrinkt, bevor das Jugendamt alles auseinanderreißt. So muss sie auch auf den Deal mit ihrer Mutter eingehen und wieder zur Schule, wofür sie alles andere als bereit ist, aber dort kann sie sich umhören und ihr nächsten Einbrüche planen und organisieren. Denn nichts hält sie auf, sie muss wissen, was mit ihrem Vater und ihrer Schwester passiert ist. Da nimmt sie auch den nervigen neuen Schüler in Kauf.

Die Autorin hat es mit starken Figuren. Amber ist trotz ihrer Trauer, ihrer Tränen, ihrer Hilflosigkeit unverwüstlich, hartnäckig und nicht von ihrem Weg abzubringen. Da kann sich die Polizei auf den Kopf stellen, sie macht weiter, denn irgendwo da draußen ist ihre Schwester. Aber kann eine junge Frau auf so vielen Baustellen gleichzeitig stark sein? Amber Fassade bröckelt bei ihrem Mitschüler Jamie, denn er schaut ihr unter die Haut und auch sie entdeckt bei ihm Geheimnisse. Geheimnisse, die die beide zusammenschweißt und sie zusammen weiter nach dem Täter suchen lässt. Figuren, die einen interessieren, die es einen nicht immer leicht machen und doch sich direkt ans Leserherz hängen. Ich mag so was total gern.

Wer behauptet, ein Thriller aus den Jugendbuch-Bereich könnte nicht mit den für Erwachsene mithalten, der irrt sich hier gewaltig. Das Einzige ist, das die Figuren jung sind, der Rest ist rasant, fesselnd und hart erzählt. Dabei zeigt aber auch Christina Stein die verletzliche Seite ihrer Figuren, die Zerrissenheit, wie die innere Schutzschicht dünner ist als der Panzer nach außen, dass eine falsche Berührung alles zum Einsturz bringen kann. Diese Geschichte ist wirklich verdammt gut gesponnen, gnadenlos erzählt und lässt einen nicht los. Man muss dieses Buch weginhalieren, sonst kann man nicht schlafen gehen. Ein richtiger Pageturner. Somit hat mich die Autorin wieder gepackt, geschüttelt, gefesselt und nicht enttäuscht.

Searching Lucy ist ein gnadenloser Thriller und nicht nur für junge Leser gedacht, absolut klasse erzählt und trifft genau meinen Nerv. Liebe Frau Stein, muss ich nun wieder fünf Jahre auf was Neues warten, das ist nämlich sehr gemein. Klare Leseempfehlung.
 
Henry und ich fanden den Thriller große klasse und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:

 
Christina Stein, geboren 1978 in Bonn, studierte Archäologie und Kunstgeschichte und arbeitet im Marke­ting einer großen Firma. Für ihre Kurzge­schich­ten und ihr Ro­man­debüt wurde sie mehrfach aus­gezeichnet.
 
 
Weitere Werke der Autorin:
 



Vielen lieben Dank an den Sauerländer Verlag für das  Rezensionsexemplar.