Freitag, 23. Februar 2018

Rezension: Romy Fölck * Totenweg


Gebundene Ausgabe: 380 Seiten
ISBN-13: 978-3785726228
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1. Teil
Erscheinungsdatum: Februar 2018




Inhalt:
Frida Paulsen ist Polizistin in Hamburg und strebt den höheren Dienstgrad an, als sie plötzlich in der Nacht einen Anruf von ihrer Mutter erhält. Schnell saust sie ins Krankenhaus zu ihren Eltern, wo ihr Vater liegt, der schwer zusammengeschlagen wurde. Ihre Mutter ist mit der Situation überfordert und so muss Frida an den Ort ihrer Kindheit zurück. In die Marsch, auf den Apfelhof ihrer Eltern und zu dem Albtraum ihrer Kindheit. Denn vor fast zwanzig Jahren wurde ihr beste Freundin ermordet aufgefunden und der Täter nie gefunden. Aber Frida weiß mehr und trägt ein schreckliches Geheimnis mit sich rum. Wird sie es diesmal preisgeben? Kann sie sich der Vergangenheit stellen? Und warum wurde ihr Vater zusammengeschlagen?

Meinung:
Ich kann nur sagen, endlich was Neues von der Autorin Romy Fölck. Schon einige Bücher von ihr durften bei mir einziehen und ich habe ihre Krimis mit großer Begeisterung verschlungen. Nun hat sich ihr Handlungsort verlagert, von Sachsen in den Norden, was vermutlich mit ihrem eigenen Umzug und neuer Inspiration zu tun hat. Mir aber schnuppe, ich war vom Klappentext total angetan und wollte es endlich in den Händen halten und lesen. Allerdings hat der Verlag seine Leser auf die Folter gespannt und den Termin immer wieder verschoben, dass die Vorfreude zum Zerreißen gespannt war. Ob sich die Warterei gelohnt hat, erzähle ich euch nun.

Frida Paulsen ist eine junge Frau, die ihre Umgebung nicht so gern an sich ran lässt, man könnte sie auch als Bindungsscheu bezeichnen. Man spürt recht schnell, dass etwas in ihrer Vergangenheit lauert, mit dem sie sich noch nicht abschließend beschäftigt hat, um einfach weiter zu machen. So schwebt ihre Vergangenheit wie ein riesiges Schwert über ihren Kopf und wartet darauf zustechen zu können und genau, darauf warten wir Leser. Mit dieser Unwissenheit schickt uns nämlich die Autorin in die Marsch und lässt mit kleinen Rückblenden erahnen, was Frida über den Mord an ihrer Freundin weiß. Das bricht aber nur ganz langsam ans Tageslicht und lässt den Apfelhof ihrer Eltern in unterschiedlichem Licht leuchten. Damals war er blühend, ein Paradies für Frida und ihre Freunde, sogar die erste zarte Liebe erwachte und dann passierte der Mord. Eine unruhige Phase begann, Angst beherrschte diese Zeit und Frida wurde auf ein Internat weggeschickt. Für Frida der schlimmste Lebensabschnitt überhaupt, sie fühlte sich ungeliebt, entwurzelt und ängstlich, aus dem unbeschwerten Kind, wurde eine unnahbare Polizistin, die nie wieder zurück in die Marsch wollte. Aber nun ist sie wieder da und steht vor einem abgewirtschafteten Hof, kurz vor der Pleite und der Nebel der Vergangenheit zieht auf.

Aber nicht nur Frida lässt den Tod an der Freundin nicht mehr los, auch der damalige Ermittler Bjarne Haverkorn kann sich dieses Falls nicht entledigen. Es war sein erster und letzter Fall, als Leiter der Mordkommission und nun kurz vor der Pensionierung tauchen die Geister der Vergangenheit wieder auf. Haverkorn hat die Akte nie losgelassen und jetzt mit dem Überfall auf Herrn Paulsen sieht er die Chance nochmals einen Versuch zu starten, den Fall aufzuklären. Aber nicht nur der Fall belastet ihn, auch die Depression seiner Frau macht ihm schwer zu schaffen und trotz seines Alters ploppt immer mehr die Frage auf, ob es nicht besser wäre doch noch mal neu im Leben zu starten, denn glücklich ist er nicht.

Und die dritte Hauptfigur ist einfach die Location. Apfelbäume, Wiesen, weites Land, Einsamkeit, das Gefühl am Ende der Welt zu sein und dann der Nebel, der sich zwischen Scheunen verfängt, oder einsame Wege, schaurig erscheinen lässt. Die verschworene Gemeinschaft der Dorfbewohner und die starke Konkurrenz unter den Apfelbauern lassen erahnen, dass die Idylle trügt und es mächtig unter der Oberfläche brodelt.

Romy Fölck hat sich wirklich gute Zutaten zurechtgelegt, miteinander verwoben und einen atmosphärischen Krimi geschaffen. Ein mürrischer alter Ermittler, der einfach nie aufgibt, und auf der Suche nach der Wahrheit, sich in alles verbeißt. Eine junge Polizistin, die ihren Weg sucht und sich ihrem eigenen Leben stellen muss. Tja, und ein alter Fall, der nie vergessen wurde und eine ganze Gegend immer noch beschäftig. Dabei lässt Romy Fölck durch Rückblenden, die Vergangenheit aufleben und uns Leser ziemlich gut in Vorahnungen und eigene Ermittlungen versinken. Allerdings gab es für mich auch Kleinigkeiten, die nicht ganz nachvollziehbar waren. Oft habe ich nämlich Fridas Verhalten nicht verstanden, klar hadert sie mit der Vergangenheit, aber sie ist auch Polizistin und dafür, das sie in Hamburg zu tough war, ist sie auf dem Land doch oft engstirnig und verhält sich ganz und gar nicht richtig. Das kann man alles vielleicht erklären, passte für mich aber nicht ganz rein, auch die aufgewärmten Gefühle der Jugendliebe, konnten mich nicht ganz überzeugen. Das ist natürlich alles eine Geschmacksache und jeder legt seine Schwerpunkte anders, aber mich hat es ein bisschen gestört, weil der Rest nämlich wirklich toll und einfach fesselnd war.

Totenweg ist der Auftakt zur neuen Krimireihe und ich freu mich schon auf den ersten richtigen Fall, den Paulsen und Haverkorn lösen müssen. Da können nämlich noch Welten zusammen scheppern und einige Anklänge für noch mehr interessante Vergangenheitsbewältigungen sind ja gelegt. Für mich wieder ein toller solider Krimi, der einfach Lust auf Apfelkuchen und Mord macht.

Henry und ich hatten durchweg spannende Lesestunden und vergeben dafür vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin:


ROMY FÖLCK wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Mit Mitte dreißig entschied sie, ihren großen Traum vom Schreiben zu leben. Sie kündigte Job und Wohnung und zog in den Norden. Mit ihrem Mann lebt sie heute in einem Haus in der Elbmarsch bei Hamburg, wo ihre Romane entstehen. Ihre Affinität zum Norden kommt nicht von ungefähr, verbrachte doch ihr Vater seine ersten Lebensjahre in Ostfriesland. TOTENWEG ist der erste Band ihrer Krimiserie um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn.



Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

2 Kommentare:

  1. Moin moin, Inga.
    Meine Theorie wäre ja, dass sich Frida deshalb so vor Ort verhält, weil Erinnerungen & Menschen sie wie hohe Mauern umgeben, bedrängen, die Sicht versperren. Im fernen Hamburg gibt Ihr die Distanz Sicherheit & das Vertrauen auf die Unnahbarkeit der dunklen Erinnerungen.

    "Da können noch Welten zusammenscheppern" ist übrigens ein sehr farbenfroh formiliertes Bild. Trefflich.

    bonté

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    1. Ahoi Robert,

      ich sag ja, ich kann es nachvollziehen, es war für mich aber trotzdem nicht rund. Ich hatte irgendwie den Eindruck, sie hatte alles auf der Polizeischule gelerntes vergessen. Aber das kann sich ja noch ändern ...hihi...

      Manchmal habe ich doch tolle Einfälle :D

      Hab einen schönen Sonntag
      Inga

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