Freitag, 27. Januar 2023

Rezension: Ewald Arenz * Die Liebe an miesen Tagen

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832182045
Preis: 24,00 EUR
E-Book: 19,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Januar 2023
 
 
 
 
Inhalt:
Clara steht in ihrem Wochenendhaus auf dem Land und wartet auf die Interessenten. Dieses Haus ist mit Erinnerungen und Altlasten beladen und soll endlich wieder andere glücklich machen. Zwar mit Liebe renoviert, aber für eine Person zu viel Arbeit. So steht sie auf der Terrasse, als ein Mann um die Ecke kommt und ungewollt einen Kniefall hinlegt. Elias schaut erstaunt auf, als er zum ersten Mal Clara anschaut und sofort ist da eine bestimmte Aura zwischen den beiden. Ein Flirt, ein Spruch und eine Chemie, die sofort funktioniert. Für Elias dämmert es endlich, so kann sein Leben nicht weiterlaufen, er muss sich seinen Gefühlen stellen und mit seiner Freundin Schluss machen, weil es nicht das richtige Leben ist. Und Clara muss das Alleinsein überwinden und sich ihren Gefühlen Elias gegenüber stellen und endlich wieder lieben. Aber kann eine Liebe mit diesem Altersunterschied funktionieren? Was ist, wenn das Leben einen Strich durch die Rechnung macht? Und kann man auch nicht mehr ganz jung die große Liebe finden?

Meinung:
Ewald Arenz konnte mich schon mit „Alte Sorten“ und „Der große Sommer“ verzaubern und er hat eine ganz besondere Art, Geschichte zu erzählen. Dabei bekommen seine Worte eine Leichtigkeit, ohne an Ernsthaftigkeit zu verlieren und treffen beim Leser immer ganz genau den richtigen Ton und Gefühlslage. Nun bekam ich vom Verlag sein neustes Werk zugeschickt und war gespannt, in welche Lebenslage er uns nun wieder entführt. Wohin die Reise geht und ob mir diese gefallen hat, erzähle ich euch nun?

Clara ist Fotografin und gerade an einen Punkt, wo sie auf ihr Leben zurückschaut und sich denkt, das ist nicht meins gewesen. Sie führte eine Beziehung, die sie lösen wollte und dann eine Krebsdiagnose präsentiert bekommt. Kann man dann jemanden verlassen? Muss man den Weg mitgehen und was macht das mit einem selbst? Dazu kommt noch eine Kündigung, Eltern, die alt werden und mit ihren Aktionen alle Kinder auf Trab halten und nun Elias. Ein jüngerer Mann, ein Schauspieler und jemand, der bei Clara einen Punkt trifft, der schon lange vertrocknet gewesen zu sein schien. Sie bekommt Flügel, sie lebt auf und doch gibt es da auch viele Hürden und Lebenserfahrung, die im Weg stehen könnte.

Elias ist ein Mann, der sich schon recht gern bewundert sieht. Vielleicht auch eine Berufskrankheit, denn er ist Schauspieler und spielt nicht nur gern, sondern sich selbst auch was vor. So lebt er in einer Beziehung mit einer Frau, die er nicht liebt. Spielt seine Rolle, genießt gewisse Stunden und lässt doch bei den richtigen Fragen ein Fragezeichen stehen. Ihm ist schon lange bewusst, dass er da etwas ändern muss, aber es ist auch bequem, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der einen bewundert. Durch Clara merkt er, dass er sich und seiner Freundin vieles verbaut, Träume nicht erfüllen kann und endlich ehrlich sein muss. Und außerdem hat es ihm diese Frau angetan. Clara älter, strenger, aber so schön und sein Herz schwingt wie schon ewig nicht mehr. Kann diese Verbindung endlich die Richtige sein?

Ewald Arenz stellt uns eine sehr interessante Frage? Woran erkenne ich, das ich das richtige Leben führe? Ja, woran eigentlich. Clara und Elias merken es, als sie den richtigen Menschen getroffen haben und feststellen, genau mit dem möchte ich die Liebe leben, eine Zukunft haben und mich festhalten. So steht das erste Drittel des Buches für die Verliebtheit, für die übersprudelnden Hormone, das Verrücktsein, das Hineinfallen und das Kennenlernen. Die Erkenntnis, mein altes Leben war falsch und bitte jetzt einen Neuanfang. Wunderbar beschrieben mit dieser Leichtigkeit, den Charme und Worten, die wohltuend sind. Überrascht hat mich, dass der Altersunterschied überhaupt keine Rolle gespielt hat. Auch wenn unsere Gesellschaft sich für tolerant hält, fällt eine älter Frau mit einem jüngeren Mann auf oder wird zum Gespräch. Hier kein Wort dazu, keine Thematisierung, fand ich ungewöhnlich, hat mich aber nicht gestört, denn ihre Leben stehen in Vordergrund.

Der zweite Abschnitt ist dann die Wende, kann eine Liebe so funktionieren, wenn keiner nach gibt. Eine Bewährungsprobe, die viele Paare durchmachen und auch diese beiden kämpfen mit und umeinander, allerdings spielen hier die Lebenszeit mit störend ein. Da gab es schon ein paar Punkte, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Und dann natürlich der dritte Teil, der zum Drama wird, um dann das Umdenken einzuleiten. Ohne Frage hat der Autor hier eine wunderbare Geschichte abgeliefert. Einfühlsam, leichtfüßig und mit vielen Punkten, die nachdenklich stimmen. Aber hier gibt es einfach ein paar Stellen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Clara und der Kampf um ihre Position als Nummer eins. Elias, der sich zu leicht im Leben bewegt. Und eine Krankheit, die dafür sorgt, dass man sich doch wieder findet. Ich habe es gern gelesen und klar war ich mit dem Ende versöhnt, aber so im Nachgang hatten mir seine vorherigen Werke einen ticken besser gefallen, das war runder, harmonischer, überzeugender für mich. Trotzdem, für meine wunde Seele tat die Geschichte gut, hat mich gut unterhalten und manches muss man auch einfach mal hinnehmen.

Die Liebe an miesen Tagen, ist toll erzählt, bringt Hoffnung und heilt so manche geschundene Seele. Nicht der beste Arenz, aber wieder tolle Unterhaltung in einer berauschenden Sprache.
 
Henry und ich mögen die Erzählweise unheimlich gern und vergeben vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
EWALD ARENZ, 1965 in Nürnberg geboren, hat englische und amerikanische Literatur und Geschichte studiert. Er arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Mit ›Alte Sorten‹ (DuMont 2019) stand er auf der Liste »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2019 und sowohl als Hardcover wie als Taschenbuch auf den SPIEGEL-Bestsellerlisten. Sein Roman ›Der große Sommer‹ (DuMont 2021) war 2021 »Lieblingsbuch der Unabhängigen« und steht ebenfalls seit Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Sein neuer Roman ›Die Liebe an miesen Tagen‹ erscheint im Januar 2023. Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Fürth.
 
Quelle: Dumont Verlag
 
Weitere Werke des Autors:
 


 
Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar. 
 

Mittwoch, 25. Januar 2023

Rezension: Anna Schneider * Grenzfall: In der Stille des Waldes


Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag  
ISBN-13:
978-3596706907 
Preis: 12,00 EUR
E-Book: noch 4,99 EUR
Reihe: 3. Teil
Erscheinungsdatum: Januar 2023
 
 
 
 
Inhalt:
Auf eine Baustelle in Tirol wird ein Plastiksack mit verdächtigen Inhalt gefunden. Der zuständige Beamte ist mit diesem Fund von präparierten Dachsen und Babykleidung überfordert und bittet Chefinsektor Bernhard Krammer um Hilfe. Da dieser momentan keine aktuellen Fälle hat, hilft er gern und befindet sich in kurzer Zeit in einem verzwickten Familiendrama wieder. Sind wirklich zwei Familienmitglieder verschwunden? Gibt es wirklich noch ein Baby? Und wo ist die Frau abgeblieben. Es wird getuschelt, aber keiner im Dorf weiß wirklich etwas über diese Familie und Krammer muss sich mächtig ins Zeug legen, um hier den Durchblick zu behalten. Zur gleichen Zeit wird Alexa im Krankenstand auf noch zusätzlich Urlaub gesetzt und das passt ihr gar nicht. Wie gut das ihr alter Kollege aus Aschaffenburg vor der Tür steht und sie darüber informiert, das sie wohl bei ihren letzten Fall den Falschen verhaftet haben und der wahre Täter noch draußen rumläuft. Sofort willigt sie ein, bei der Suche zu helfen. Wie konnte ihnen das passieren? Was hatten sie damals übersehen? Und werden sie eine heiße Spur entdecken? Beide Teams bewegen sich aufeinander zu und müssen so einige Grenzen überschreiten. Wird alles gut ausgehen?

Meinung:
Es ist ja schon fast Tradition, neues Jahr, neuer Grenzfall und darauf freue ich mich ganz besonders. Der erste Krimi im neuen Jahr, das hat doch immer etwas vielversprechendes, da liegt so ein Zauber drin und ich freu mich so auf Berge, zünftiges Essen und Krammer. Was soll ich sagen, der Mann erfüllt meine Wienliebe ein bissel und deshalb habe ich mich auch sofort auf den neuen Fall gestürzt. Und was soll ich sagen, es ist schon vorbei, wie soll ich jetzt wieder ein Jahr aushalten? Also erzähle ich euch mal, wie mir Teil drei gefallen hat.

Fangen wir am besten bei Alexa an. Nach ihrem zweiten Fall erholt sie sich von ihrer Schussverletzung und wird dann auch noch von ihrem Chef gebeten, etwas länger auszufallen. Das schmeckt Misses, ich brauche eine Aufgabe, gar nicht, ganz im Gegenteil, sie zermartert sich das Hirn, was die Kollegen gesagt haben könnten, was sie hätte anders machen können und ist mit sich selbst etwas überfordert, wie gut das es an der Tür klingelt. Bloß steht genau der Grund vor der Tür, weshalb sie überhaupt ihre Stelle in Aschaffenburg mit Weilheim getauscht hat. Ihr alter Kollege Jan und mit keinen guten Neuigkeiten, ihr letzter Fall scheint doch nicht so eindeutig gewesen zu sein, wie die Indizienkette es vermuten ließ, und nun möchte er sich auf die Suche nach einen Zeugen begeben. Und ganz klar ist Alexa mit dabei, wie in guten alten Zeiten. Rucksack auf Wanderkarten parat und endlich wieder eine Aufgabe vor ihren Augen, Alexa is on Fire.

Währenddessen ist Krammer in seinem Leben verstrickt, sein Altfeind schwebt immer und überall hinter ihm und lähmt ihn in vielen Dingen. So stützt er sich in die Arbeit und fährt sofort los, als der Hilferuf um Amtshilfe eingeht. Ein verzwickter Fall wartet auf ihn und seine Kollegin und auch bei den beiden hängt der Haussegen schief. Roza bekommt gefährliche Post, Roza bekommt ständig Nachrichten aufs Handy und schweigt darüber eisern, was Krammer verrückt und seinen Beschützerinstinkt schwer zu schaffen macht. Aber auch im Fall sind sie sich nicht einige, während Krammer den Inspektor in Hall kennt und blind folgt, hinterfragt Roza sein Verhalten. Hier stimmt was nicht bei der verschwundenen Familie, bei dem Kollegen und überhaupt, wie hängen die ganzen losen Fäden zusammen. Krammer muss in sich gehen.

Ein Grenzfall ganz nach meinen Geschmack. Zwei Team, zwei Fälle und doch eine Verbindung, nämlich die ungeklärte Verbindung zwischen Tochter und Vater oder die Grenze an sich, die ständig überschritten wird. Richtig spannend erzählt, tolle Cliffhänger gesetzt und der Leser wird bei Laune gehalten. Dazu noch die Entwicklung unserer Protagonisten, Alexa, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss, denn in Herzensangelegenheit ist die toughe Polizistin ein Hasenfuß. Und Krammer, hier gibt es endlich mehr Krammer und das funktioniert für mich bestens. Dieser Mann hat so viele Probleme an Bein, das da noch 50 Bände kommen müssen. Die unerwartete Tochter, seine Kollegin, sein Altfeind und noch viel mehr, da steckt noch einiges Feuer zwischen den Seiten. Dazu noch das Setting, Berge, Serpentinen, Wandern, blauer Himmel und Schneespitzen, Panoramablick und Kässpatzen, was will man mehr, als sich die Wanderschuhe anziehen, den Rucksack schultern und mit ermitteln. Nun gut, ich ziehe eher ein Melange in Krammers Lieblingscafe vor, aber Berge, ja Berge müssen es sein. Und für mich absolut ein Genuss, der Dialekteinschlag, einfach herrlich.

Anna Schneider entwickelt sich immer weiter, dieser Fall ist für mich bis jetzt der Beste. Hier funktioniert für mich die Harmonie der Figuren besser, jeder bekommt genug Raum und es gibt so viele Hintertürchen, das man einfach gespannt den nächsten Teil erwarten muss. Was mich erstaunt hat, ist, dass wir die beiden schon zwei Jahre folgen, diese sich aber erst 6 Wochen in den Bergen befinden, was Zeit doch alles bewirkt, mir ist die Grenzfall-Reihe so ans herzgewachsen, das es sich anfühlt, wie alte Freunde zu treffen. Und bei dem Ende kann ich ein Wiedersehen kaum abwarten.

In der Stille des Waldes, ist spannend, verzwickt und ein Regionalkrimi vom Feinsten. Für mich gut ausgewogen und mit Suchtpotenzial.
 
 

Henry und ich hatten wunderbare spannende Lesestunden und vergeben die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
Schon als Kind liebte Anna Schneider Geschichten und lauschte im Wirtshaus ihrer Großmutter den Erzählungen der Gäste. Vor allem wenn es spannend wurde, war ihr Interesse geweckt. So ist es wenig verwunderlich, dass sie eine Vorliebe für Kriminalfälle entwickelte und sich nach dem Abitur bei der Polizei bewarb. Zum Glück wurde sie damals abgelehnt, sonst wäre sie vielleicht nie zum Schreiben gekommen. Für ihre Thriller lässt sie sich gern im Alltag inspirieren. So auch für die »Grenzfall«-Serie: Eine Zeitungsmeldung über einen vermissten Wanderer in Lenggries im Tölzer Land brachte sie auf die Idee. Die Nähe zur österreichischen Grenze tat dann ihr übriges. Die Serie spielt in beiden Ländern, Deutschland und Österreich, und lässt zwei gegensätzliche Ermittler aufeinandertreffen, die erst einen Weg finden müssen, als Team zusammenzuwachsen. Anna Schneider lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
 
 
Jahn und Krammer ermitteln - Reihe:
 


 
1. Teil Rezension I 2. Teil Rezension I 4. Teil Erscheint: Februar 2024

Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für das  Rezensionsexemplar. 
 

Montag, 23. Januar 2023

Rezension: Sabaa Tahir * So viel Zorn und so viel Liebe

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: cbj  
ISBN-13:
978-3570166499
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Oktober 2022
Übersetzer*in: Claudia Max
 
 
 
 
Inhalt:
Salahudin und Noor sind zusammen aufgewachsen, besuchen die gleiche Schule, leben im gleichen Ort und sind viel mehr als nur Freunde. Allerdings herrscht gerade Funkstille bei beiden, denn ein großes Missverständnis schwebt zwischen ihnen. Nun sehen sie sich zwar jeden Tag, aber gehen getrennte Wege und doch führt sie ihr Leben immer wieder zusammen. Bei Salahudin gibt es große Sorgen, seine Mama ist schwer krank, sein Vater ertränkt seinen Kummer im Alkohol und ihnen droht das Motel zu verlieren. So ist die Verantwortung für seine Schultern viel zu groß und er begeht einen großen Fehler. Dagegen versteckt Noor ihre Probleme recht gut, sie lebt bei ihrem strengen Onkel, hilft im Spirituosengeschäft und versucht sich heimlich an Colleges zu bewerben, um ihren großen Traum, Ärztin zu werden, leben zu können. Beide führt das Schicksal immer wieder zusammen, beide müssen entscheiden, wie viel ihre Freundschaft ihnen wert ist und ob sie ihre Monster aus der Vergangenheit zusammen besiegen können. Was stellt Salahudin Dummes an? Welche Sorgen versteckt Noor unter ihrer Kleidung? Und sind diese beiden jungen Menschen wirklich nur Freunde?

Meinung:
Sabaa Tahir hat mich mit ihrer Elias & Laia Reihe so begeistert, dass ihr Name einfach aufleuchtet, wenn er mir begegnet, und so bin ich in den Vorschauen über ihr neues Buch gestolpert. Noch schnell ein Satz zu Elias & Laia, da muss ich noch den Abschlussband lesen, aber ich möchte sie nicht loslassen und keinen Abschied und ich habe Angst, dass es schlimm endet. Nun kommt also was Neues von ihr und es ist kein Fantasy, es klang noch gesellschaftskritischer Lektüre, Emigrationsprobleme und über Probleme Jugendlicher, die nicht recht wissen, wohin sie gehören. Wichtiger Lesestoff sozusagen und mir war klar, das möchte ich lesen und während das Buch hier erschien, bekam die Autorin dafür den National Book Award. Tja, und soll ich euch was sagen verdient! So VERDIENT!! Somit nehme ich vorweg, ob mir die Geschichte gefallen hat, aber egal, so verdient.

Salahudin ist der Sohn von pakistanischen Einwanderern, die in Kalifornien fuß fassen wollen. Sein Vater arbeitet auf dem Bau, während seine Mutter ein kleines Motel betreibt. Aber es ist nicht leicht mit Vorurteile, Ausgrenzung und Misserfolge sich einzuleben, sich nicht anders unter dem Mitschülern zu fühlen und immer aufzufallen. Aber nicht nur der Streit mit Noor lässt Salahudins Welt wanken, nein, seine Mutter geht es gesundheitlich immer schlechter und sein Vater stürzt in den Alkohol ab. Schuldner belagern das Motel und Salahudin kann die Last auf seinen Schultern kaum tragen, wie soll er das schaffen, wer kann helfen. In der dunkelsten Stunde steht ihm Noor bei, aber auch sie muss er belügen, um den Traum seiner Mutter zu retten. Und beginnt eine große Dummheit, die sein ganzes Leben verändern soll.

Noor ist die letzte Überlebende ihrer Familie in Pakistan, bei einem großen Erdbeben sind alle umgekommen und ihr Onkel hat sie auf eigene Faust gerettet. Um ihr ein Heim zu geben, hört er mit seinem Studium in Amerika auf, ist nun dort Besitzer eines Spirituosenladens und hält Noor an der kurzen Leine. Sein Schatten liegt über ihrem Leben, ihre Zukunft in seiner Hand und dabei möchte Noor doch nur studieren und Ärztin werden und na ja, Salahudin küssen. Die Probleme und Sorgen spitzen sich zu und es kommt zum großen Gau, der alles in ihrem Leben erschüttert.

Was für eine Geschichte! Was für eine Wucht! Und was für ein gesellschaftskritisches Statement! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, vielleicht am besten mit dem Anfang. Zuerst erleben wir einfach zwei Teenager, die mit ihrer eigenen Gefühlswelt überfordert sind und nicht wirklich wissen, wie sie am besten damit umgehen, aber je mehr man liest, umso mehr baut sich ein Bild von zwei verlorenen Seelen auf. Wie ist es immer, die Fremden zu sein? Was bedeutet es immer mit Vorurteilen behaftet zu werden? Und wenn was passiert, immer sofort ins Radar zu geraten? Ungerechtigkeit, Hass und blinde Wut. Dazu kommt noch das Gefühl von Heimatlosigkeit, wohin gehöre ich, soll das wirklich mein zu Hause sein, werde ich immer fremd bleiben. Und das fragt man sich, wohin mit all der Wut auf sich, auf das Leben, auf die Welt! Spürbar, greifbar und so unglaublich berührend, das man selbst einen Knoten im Bauch bekommt und nicht weiß, wie man damit umgehen soll. Dagegen dann die zarten Gefühle zwischen Salahudin und Noor, das aufblühen von Liebe, das Eingestehen bei Salahudin und Noor, die einfach hofft. Zauberhaft, flirrend und flügelzart.

Sabaa Tahir erzählt eindringlich, gewaltig und so realistisch. Ein Bild unserer Gesellschaft, ein Finger in der Wunde, ein Aufschrei für alle Ausgegrenzten und doch auch eine Geschichte über Hoffnung. Mir waren die beiden Protagonisten so nah, mir ging die ganze Geschichte so unter die Haut und mich berührten so viele Punkte und machten auch nachdenklich. Wunderbar erzählt, Musik, die alles untermalt, tollen Rückblenden von Salahudins Mutter. Teilweise poetisch, hart und mit viel Liebe geschrieben.

So viel Zorn und so viel Liebe, ist eine Wucht an Gefühlen, unglaublich gut erzählt mit gesellschaftlicher Kritik, aber auch mit Vergebung und Hoffnung. Absolut lesenswert und verdienter Preisträger.
 
 
Henry und ich sind immer noch ganz geflasht und vergeben die vollen Bücherpunkte:  
 
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Über die Autorin:
 
 

 
Sabaa Tahir ist die Autorin der »Elias & Laia«-Reihe, die auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste stand und in 35 Sprachen übersetzt wurde. Ihr Roman, »So viel Zorn und so viel Liebe«, wurde von der Presse gefeiert und erhielt den National Book Award 2022. Sabaa Tahir wuchs im Motel ihrer Familie in der kalifornischen Mojave-Wüste auf. Dort verschlang sie Fantasyromane, plünderte die Comicsammlung ihres Bruders und spielte mehr schlecht als recht Gitarre. Ihren ersten Roman schrieb sie, während sie abends als Zeitungsredakteurin arbeitete. Sie mag donnernden Indie-Rock, knallbunte Socken und alles Nerdige.
 
Quelle: cbj Verlag

Vielen lieben Dank an den cbj Verlag für das  Rezensionsexemplar.
 

Sonntag, 22. Januar 2023

HAPPY BIRTHDAY

 
 
HAPPY BIRTHDAY
 
Hallo ihr Lieben von nah und fern,
 
hier kommt er nun endlich, mein erster Beitrag für 2023. 
 
Und ich möchte euch allen, auch wenn der Januar schon weit vorangeschritten ist, ein frohes neues und gesundes Jahr wünschen. Man kann sich viel vornehmen oder auch nix, aber immer das Beste versuchen und für sich selbst das Beste zu machen. Der Spruch passt da ganz gut:


„Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/670489-erich-kastner-wirds-besser-wirds-schlimmer-fragt-man-alljah/
„Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/670489-erich-kastner-wirds-besser-wirds-schlimmer-fragt-man-alljah/
"Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich."
Erich Kästner
 
Mein Jahr hat nicht so gut geendet und der Beginn ehrlich gesagt war und ist sehr bescheiden. So hoffe ich, dass es nur besser werden kann oder das ich besser lerne, auf mich zu achten. Denn man ist ja immer selber am Zug, für sich selbst zu entscheiden.
 
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Aber nun zum eigentlichen Postinggrund. Dieser Blog hatte am 07.01.2023 Geburtstag und zwar einen RUNDEN. 10 Jahre gibt es diese kleine feine Seite schon und man, was haben wir schon alles zusammen erlebt. Lesungen, Messen, Veranstaltungen und natürlich Bücher. Viele gute Bücher und viele tolle Begegnungen. Und ich bin so DANKBAR dafür, was ich alles erleben durfte und woran ich einen Teil beitragen konnte. Was für eine Zeit und ja, man spürt auch die Veränderung. Die Bloggerwelt ist im Wandel, viele alte Blogs gehen in Rente und auch mir fehlt oft die Kraft zum weiter machen. Aber 10 Jahre, ich muss es mal ausschreiben ... ZEHN ... wär hätte das gedacht und ich muss mir mal selber auf die Schulter klopfen.

Dieser Blog ist eigentlich entstanden, weil es mir nicht gut ging, weil die Familie rumgezickt hat und ich mit meinen Gedanken und Gefühlen in eine dunkle Zeit abgedriftet bin. Um aus diesem Chaos raus zukommen, habe ich angefangen, hier zu posten, meine Energie in Positives umzuwandeln und mit Liebe und Spaß mich zu stärken. Das hat eigentlich gut funktioniert, aber wir wissen alle auch hier gibt es eine Spirale, die einen abwärts ziehen kann. So hatte ich schon die letzten Jahre überlegt, alles aufzugeben und doch kann ich mich nicht trennen. 2022 fing eigentlich auch gut an, ich habe nur wenige Bücher angefragt oder bekommen und alles direkt gelesen und rezensiert, ich war mächtig stolz und dann kam der November erst krank, dann hat mich das blöde C doch noch erwischt und seitdem es mir wieder besser geht, ist Dauerstress angesagt, weil meine Kollegin auf unbestimmte Zeit ausfällt. Was mir zu schaffen macht, ist nicht wirklich die Arbeit, es ist viel, aber ich mache es gern. Aber die ungerechte Verteilung stößt bei mir immer wieder auf und das ärgert mich. Das ist wohl aber eine andere Geschichte, aber meine momentane Situation. Lesezeit ist ein Luxus und ich benötige gerade alle Wochenenden, um Kraft zu tanken für die Woche und so leidet natürlich das Hobby sehr. Aber hey, ich hatte mal wieder Bock und die Woche kommen auch wieder ein paar Rezensionen. Wie es dann weiter geht, ganz ehrlich, keine Ahnung. Aber eins weiß ich, es soll Spaß machen. Ich liebe Bücher und das Lesen und diesen kleinen Blog. Und ich bin sehr dankbar, dass ich ihn habe. Also schauen wir mal ... 

Happy Birthday kleiner Blog und danke für alle deine Abenteuer, die du damit ausgelöst hast und für die Menschen, die mich immer noch begleiten.

Cheers
Sharon
„Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/670489-erich-kastner-wirds-besser-wirds-schlimmer-fragt-man-alljah