Montag, 30. März 2020

Rezension: Nick Hornby * Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: KiWi
ISBN-13:
978-3462054101
Preis: 18,00 EUR    
E-Book: 16,99 EUR    
Reihe: 1/1   
Erscheinungsdatum: März 2020
Übersetzer: Ingo Herzke 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Louise und Tom sind verheiratet, haben zwei Kinder und stecken mittendrin in einer handfesten Krise. Ihr Lösungsversuch ist der Besuch bei einer Paartherapie. Somit treffen sie sich jede Woche dort, zuerst in einem Pub, um gemeinsam dann über die Straße zu laufen und ihrer Ehe noch eine Chance zu geben. Warum sie in diese Schieflage geraten sind, wieso ihre Beziehung nicht funktioniert, erfahren wir durch die beiden selbst, in dem sie vor der Therapie im Pub darüber sprechen. Was ist also los bei den beiden? Kann die Therapie überhaupt helfen? Und was machen diese Gespräche vorab mit den beiden?

Meinung:
Nick Hornby konnte mich schon einmal sehr begeistern, sein klarer Blick auf die Dinge, seine authentische Erzählweise und sein schwarzer Humor, trifft oft den Nagel auf den Kopf und macht seine Geschichten zu einem wahren Vergnügen. Eine Paartherapie klingt doch nach guten Lesestoff, und ein ähnliches Buch hatte ich vor Jahren schon von einem anderen Autor gelesen und mochte, hierzu schon die schönen Seitenhiebe der Geschlechter. Nun schau ich mir die englische Variante an und wie sie mir gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Tom ist ein arbeitsloser Musikkritiker, der sich zu Hause gehen lässt und sich selbst etwas zu viel bemitleidet. Seine Frau Louise dagegen ist Ärztin, beruflich voll eingespannt und ihre beiden Jungs halten sie auch auf Trap. Nun allerdings steckt die Ehe nicht nur dahin schleichend in der Krise, sondern auch hoch offiziell, denn Louise hat Tom betrogen. Sie hatte eine Affäre und bringt somit alles ins Rollen. Bevor es aber zu Trennung, zum Hinschmeißen vieler gemeinsamer Jahr, kommt, will Tom eine Therapie machen. Somit treffen sie sich einmal in der Woche, gehen vorab in ein Pub und sitzen zusammen bei Wein und Bier und philosophieren über ihre Ehe.

Somit hätten wir den Ausgangspunkt, denn die eigentlich Therapiesitzungen bekommen wir nie zu Gesicht. Außer wir hören, wie die beiden darüber sprechen. Im Grunde versuchen beide ihre Probleme selbst zu ergründen, den anderen ernsthaft zu verstehen und diese Chance für ehrliche Gespräche zu ergreifen. Dadurch gewinnt dieses Buch seinen Tiefgang, denn beide sind so schön unaufgeregt, natürlich, normal und man hat das Gefühl, ja so sieht echtes Leben aus, wenn man sich aus den Augen verliert und sich nicht mehr bemüht um den anderen. Eine Ehe ist keine Selbstverständlichkeit, es ist auch Arbeit und das diese beiden nichts getan haben, merkt man. Nebeneinander her leben und sich über den anderen beklagen, das war die Devise. Nun sehen sich die beiden mit anderen Augen, versuchen zu verstehen und nachzuempfinden und das führt manchmal zu sehr interessanten Gesprächen.

Nick Hornby legt mit seiner Geschichte genau den Finger in die Wunde von so vielen Paaren, sich einfach nicht mehr sehen. Dazu hilft ihn seine genaue Beobachtungsgabe und sein toller Humor kommt ihm zu gute, denn diese beiden fühlen sich nicht nur echt an, sie haben auch dieses herrlich sympathische Antihelden-Syndrom an sich. So fühlt man sich mit ihnen Verbunden, muss über viele Aspekte schmunzeln und man spürt die Veränderungen an ihnen selbst. Erst dieses Gehabe, dann gehen wir halt zur Therapie, dann sind wir wütend, wollen gar nicht mehr retten, bleiben, verstehen, suhlt sich lieber im eigenen Schmerz, dann das Vermissten, das Gefühl etwas zu verlieren und vielleicht am Ende den anderen verstehen. Es ist ein wahrer Prozess, der hier vollzogen wird, und das in zehn Akten. Denn diese Geschichte ist wie ein Theaterspiel und macht einfach gute Laune es zu lesen.

Ich habe mich in einigen Situationen ein bisschen wiedererkannt und musste bei einigen Stellen die Augen rollen. Ja, es ist eine amüsante, aber auch nachhallende Geschichte. Kurzweilig, aber auch fesselnd und wieder typisch für den Autor. Mir hat aber das damalige Buch einen Ticken besser gefallen, vielleicht wegen dem schönen Knaller am Ende, an dem ich mich noch erinnern kann. Aber trotzdem hat diese Geschichte was und es ist ein herrliches Buch zum Lachen und innehalten.

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst, ist ein amüsanter Einblick in ein Eheleben, mit wunderbaren Schlagabtausch, Standpunktvertretungen und eine Paartherapie, ohne Therapie. Authentisch, amüsant, ehrlich und ernsthaft.
 
Henry und ich hatten einen herrlichen literarischen Sonntag zusammen und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 



Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London.

Quelle: KiWi Verlag


Vielen lieben Dank an den KiWi Verlag für das  Rezensionsexemplar. 

Mittwoch, 25. März 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherstapelüberspringer,

was für eine Zeit! Die Buchläden müssen schließen, unteranderen, wie viele andere Läden auch, aber jede Buchhandlung, oder Laden lässt sich etwas einfallen, um ihre Kunden doch noch zu erreichen. Mein Lieblingsbuchhändler liefert portofrei nach Hause und ist unter Ausnutzung seiner Kommunikationsmöglichkeiten für jeden da. Also bitte kauft lokal. Aber nicht nur vor Ort ist was los, nein, auch das Netz bringt Lesungen, die Verlage lassen sich Aktionen einfallen, es blüht eine wahre Solidarität auf und so ist es außerdem wichtig, auch den Büchern die jetzt erscheinen Beachtung zu schenken, denn diese haben es gerade besonders schwer. Vorbildlich gehe ich voran und widme mich hier einen April Titel. Ich habe mich heute für einen Krimi entschieden, mit einer guten Portion Humor und denn benötigen wir doch alle. Also schauen wir uns das Buch an:


Die Toten vom Lärchensee
Band: 2
Verlag: KiWi
Erscheinungsdatum: 08.04.2020

Mitten in der Hitzewelle des Jahrhunderts soll Arno Bussi einen Mord aufklären, der sich schon vor fünf Jahren am idyllischen Tiroler Lärchensee ereignet hat. Damals ertrank der Seewirt, nachdem er betäubt ins Wasser geworfen wurde. Die Polizei tappte im Dunkeln. Jetzt will Innenminister Qualtinger endlich Resultate sehen und schickt seinen »Spezialfreund«, Inspektor Arno Bussi, nach Tirol. Als dort ein weiterer Einwohner stirbt, wird aus dem kalten Fall ein brandheißer, und der Arno ahnt: Will er dem Mörder auf die Schliche kommen, muss er zuerst das Rätsel vom Lärchensee lösen …


Gerade Tirol hat es schwer erwischt, kleine Anekdote am Rande, mein Kollege, der jeden beim kleinsten Husten heimschickt, fährt natürlich Ski fahren nach Ischgl und kommt mit Fieber heim. Der Chef meinte schon, mit dem Spot muss er später leben und ich sage euch, der kommt garantiert. Aber zurück zum Buch, Inspektor Bussi der Widerwillen nach Tirol geschickt wurde, ermittelt nun zum Zweiten mal und es klingt doch richtig gut. Außerdem finde ich die Covergestaltung sehr originell und mag den netten Seitenhieb aus Idylle und Verbrechen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich Teil eins noch lesen muss, aber das wäre doch die perfekt Mittagspausenlektüre im Homeoffice, oder was meint ihr? Habt ihr Arno Bussi schon kennengelernt? Mögt ihr auch mal etwas Heiteres lesen? Und packt es auf eure Wunschliste, der Autor meinte, es ist bis jetzt sein bester Krimi!!!

Ganz liebe Grüße
Eure, jetzt Lust auf ein Spaghettieis habende, Sharon

Freitag, 20. März 2020

Rezension: Matthias Politycki * Das kann uns keiner nehmen

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten 
ISBN-13: 978-3455009248
Preis: 22,00 EUR 
E-Book: 16,99 EUR 
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: März 2020 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Hans hat sich etwas vorgenommen, und zwar mit der Vergangenheit ins reine zu kommen und eine damalige abgebrochene Tour zu Ende zu bringen. Nun steht er hier, am Gipfel des Kilimandscharo und die nächste Katastrophe steht auch nicht mehr weit. Unten im Krater trifft er auf den Ur-Bayern Tscharli und als ob dieser Typ nicht schon reichen würde, zieht ein Schneesturm auf. Diese Nacht, schweißt die beiden wider Willen zusammen und es soll erst der Anfang von ihrer gemeinsamen Reise sein. Denn Tscharli will Hans sein Afrika zeigen und so wird es zu einem rasanten Trip, der lustig und wahnsinnig beginnt und beide sich im Verlauf den anderem gegenüber öffnet. Beide haben mit dem Leben noch eine Rechnung offen, doch wird genug Zeit sein diese zu begleichen? In Afrika fährt der Tod gern mit und sie haben schon den Kibo überstanden, wird er sich noch einen holen? Und was hat die beiden so schwer im Leben getroffen?

Meinung:
Afrika ist so gar nicht mein Land, es reizt mich überhaupt nicht und deshalb mach ich auch rein literarisch immer einen Bogen drumherum. Nun allerdings machte mich diese Geschichte neugierig, diese beiden Typen sprachen mich auf irgendeiner weise an und somit musste ich diesem Land eine Chance geben und es doch noch entdecken. Wie es mir schlussendlich gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Hans ist Autor und hat mit Afrika noch eine Rechnung offen. Er war schon einmal in diesem Land und das es nicht gut geendet hat, lässt er von Anfang an durchblicken und ist auch die zentrale Frage. Was ist damals passiert? Er ist vorsichtig, hält sich zurück und versucht, eigentlich mehr Afrika zu umschiffen, als wirklich dort zu sein. Das fällt natürlich auf, wenn jemand als Schatten dabei ist und sich erzkonservativ aus allem raushält. Das ist natürlich für Tscharli ein gefundenes Fressen, er ist laut, vulgär, macht ständig ein Späßchen und ist umso beliebter bei den Einheimischen. Hans ist von dieser Person genervt, empfindet seine Gegenwart als störend und doch gerät seine Reise immer mehr in Tscharlis Richtung. Es sind zwei Charaktere, die sich im wahren Leben niemals begegnet wären und sich schon gar nicht ausgetauscht hätten. Zwei total verschiedene Welten und das macht sie beide interessant, denn unter der Oberfläche ist nicht alles gut.

So ziehen sie nach dem Berg, wo man schon merkt, das Tscharli nicht auf gesundheitlich Höchstniveau ist, ins Inland und bevor sich Hans versieht, wird er mit geschleppt, nein sogar in die Pflicht genommen auf diesen Chaoten aufzupassen. Am Anfang ist er noch sauer, erbost und bestürzt, das er seine Reise nun ganz anders gestalten muss und gewinnt doch immer mehr Frieden mit sich selbst. Für beide Figuren ist es eine Wohltat, den anderen dabei zu haben und es entwickelt sich eine Freundschaft daraus. In dieser Woche wird nicht nur Party gemacht und wilde Entdeckungstouren gestartet, nein, es soll auch die Vergangenheit erzählt werden, aber das tun die beiden wohl besser selbst.

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, aber es ging am Ende doch in eine ganz andere Richtung. Vielleicht wäre mir eine Reise auf dem Berg lieber gewesen, als eine Party Tour mit Tscharli, denn das ist es zuerst auch. Ein Reisebericht von zwei ungleichen Gefährten von Kibo, nach Daressalam und Sansibar. Während wir noch auf dem Kilimandscharo waren und von dessen Element, was erstaunlich, beängstigend und abenteuerlich war, wird die Tour zum Besäufnis. Zumindest endet jeder Abend so und es wird gefeiert. Vielleicht ist es der Figur geschuldet, denn Tscharli ist ein Lebemann, der das Leben genießen möchte, es fühlen möchte und Freude daran hat. Er ist immer gut gelaunt und bei den Einheimischen sehr beliebt, weil er zu allem einen Spruch hat und einen Lacher. Er liebt dieses Land und er kann es auch leben, was aber alles einen Hintergrund hat, den wir erst später erfahren. Während Hans oft überfordert und mit der lockeren Art zu kämpfen hat. Aber so ist halt Afrika.

So bin ich doch extrem unschlüssig, wie ich es am Ende bewerten soll, zu lesen war es wie eine Bergwanderung. Zu Anfang noch voll enthusiastisch, viel ich irgendwann zu gemächlich und am Ende eher beschwerlich ab. Ohne Frage, es war ein absolut gelungener Reisebericht, man hatte Land und vor allem Leute vor Augen. Das Leben war spürbar und auch meine Ängste zu dem Land spielten mit hinein. Somit war es für mich absolut stimmig. Die Figuren, gerade der Tscharli waren sehr originell und ja, ich denke, solch eine Erscheinung wird es geben, aber ich würde ihn im Leben auch nicht begegnen und ja, solche Bekanntschaften macht man nur, wenn das Leben es so entscheidet. Für diese Reise war es gut, allerdings waren mir oft seine Partys und seine laute Art einfach zu viel. Und Hans der Vernünftige nimmt sich der Sache auch noch voll an. Die Lebens- und Liebesgeschichten waren berührend, aber auch sehr sehr langatmig und gerade zum Ende hin, wurde es recht beschwerlich. Man fragt sich am Ende, wie viel von dieser Geschichte hat der Autor wirklich erlebt, denn mit Afrika hatte er auch so seine Erfahrung gemacht.

Das kann uns keiner nehmen, ist die Geschichte über Freundschaft, die unerwartet kommt und einen nicht kalt zurücklässt, manchmal mit heilender Wirkung. Interessant erzählt, aber für meinen Geschmack, etwas zu viel und Afrika ist immer noch nicht mein Land.
 
Henry und ich fanden dieses Buch ein bisschen wie eine Berg und Talfahrt und vergeben deshalb drei Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 


Matthias Politycki schreibt, seitdem er 16 ist und wurde schon mit seinem opulenten Romandebüt als "Formfex im Sprachfels" (Die Welt) gefeiert. Sein Werk besteht heute aus über 30 Büchern, darunter mehrere Romane, Erzähl- und Gedichtbände sowie vielbeachtete Sachbücher und Reisereportagen. Er gilt als großer Stilist und ist einer der vielseitigsten Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur. Sein Weiberroman, eine Hommage an die siebziger und achtziger Jahre, ist eines der zentralen Werke der literarischen Postmoderne; als "einer der schönsten Schelmenromane unserer Zeit" (Radio Bremen) wurde seine Kreuzfahrtsatire In 180 Tagen um die Welt zum Bestseller. Sieben Jahre nach seinem als "wahrer Monolith" (Stern) gerühmten Roman Samarkand Samarkand erscheint 2020 ein neuer großer Roman, für den er um ein Haar in Afrika gestorben wäre. Gerettet hat ihn die Liebe einer Frau.


Vielen lieben Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für das Rezensionsexemplar. 


Mittwoch, 18. März 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Spannungsleser,

letztes Jahr hat mich ein Thriller so richtig umgehauen und dieser kam von Romy Hausmann. Absolut einnehmend, spannend und unglaublich fesselnd, so überraschend anders, als erwartet und nun erscheint ihr nächstes Werk. Die zweiten Bücher haben es ja immer schwerer und wir kennen ja schon ihre Erzählweise, somit ist die Überraschung vielleicht nicht die gleiche, aber ich freu mich immens darauf. Aber schauen wir uns doch erst mal ihren zweiten Streich an:

 
Marta schläft
Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: 24.04.2020

»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.« 
 
Es ist Jahre her, dass man Nadja für ein grausames Verbrechen verurteilt hat. Nach ihrer Haftentlassung wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein normales Leben zu führen. Doch dann geschieht ein Mord. Und der soll ungeschehen gemacht werden. Ein abgelegenes Haus wird zum Schauplatz eines bizarren Spiels ‒ denn Nadjas Vergangenheit macht sie zum perfekten Opfer. Und zur perfekten Mörderin ... 

Ein tief unter die Haut gehender Psychothriller über Schuld, Vergeltung und die Frage, ob ein Täter je wieder frei sein kann.


Also mir läuft ja schon bei der Einleitung eine Gänsehaut über den Rücken, das klingt doch schon richtig böse. Außerdem kommt die Autorin wieder mit einem sehr klassen Schachzug daher und erzählt wieder eine Geschichte, die da anfängt, wo andere Bücher enden. Ich bin so unglaublich neugierig darauf und kann es kaum abwarten, es zu lesen. Ach und diese Autorin ist so sympathisch und quirlig und dann solche Geschichten, Wahnsinn. Wer hat ihren Thriller auch schon gelesen? Wem konnte es auch so begeistern? Und wer kann es auch noch kaum abwarten?

Ganz liebe Grüße
Eure, sich nun wieder im Bürowahnsinn befindende, Sharon

Dienstag, 17. März 2020

BÜCHERPOST im Februar ...

Hallo meine Bücherhochstapler,

oh, und das bin ich diesen Monat leider auch, na ja was heißt leider, es ist ja nicht so, dass mich Bücher nicht glücklich machen und wie, die mich glücklich machen, aber schwuppdiwupp ist mein schöner Plan, weniger Bücher im Monat dahin. Aber es ist Februar und die lieben Verlage bringen eben immer vor den Buchmessen mehr Bücher raus und so ist auch hier einiges eingezogen. Es ist eben, wie es ist, und hallo, Bücher, sind das Beste überhaupt. Also schauen wir sie uns einfach an. Auf in den Kampf:


Da sind sie, aber kommt, der Kater hat noch genug Platz :D


 
Der erste Stapel ist fast ausschließlich dem Buchhändler gewidmet. "Long Bright River" habe ich so oft in der Bloggerwelt gesehen und es wurde fast immer gut bewertet, da wird man neugierig. Im Buchladen mit der Lieblingsfachfrau gesprochen und sie hat es wohl in einen Podcast gehört und bestellte nicht nur mir ein Exemplar, sondern auch welche für den Buchladen, Leute, das macht mich immer happy. "Das kalte Blut" habe ich zum Sonderpreis erstanden und da der geschichtliche Inhalt auch einiges verspricht, dachte ich mir, das ist doch ein guter Deal. "Macho Man" habe ich mir auf der Veranstaltung von Moritz Netenjakob geholt und es war ein toller Abend. Was habe ich gelacht und wie großartig er Figuren nachmachen kann, einfach herrlich. Tja und da muss man doch etwas mitnehmen. Also, wenn ihr könnt, schaut ihn euch live an.


 
Hier mein Rowohlt-Stapel und farblich doch richtig schick, nur Dexter schaut nicht so glücklich, aber der hatte auch keine Lust auf Fotos. "Das Beste kommt noch" scheint eine wirklich schöne Liebesgeschichte zu sein, die von einem Nachlassverwalter handelt, der laut Gerücht, eine liebevolle Familie hat, aber eigentlich allein ist, bis seine neue Kollegin anfängt. Das Problem, sie ist verheiratet! "Die Detektive vom Bhoot-Basar" wird mich nach Indien entführen und das ist auch ein Land, was ich sonst literarisch meide. Ich finde die Bauwerke und vieles unglaublich einzigartig, aber ich kann mit dem Kastensystem nix anfangen, finde vieles Menschenverachtend und allein, was die Verschmutzung angeht, kraust es mich. Aber ich mag diese Detektivegschichte lesen, weil hier vielleicht eine gute Mischung herrscht und mir einiges klarer wird, oder auch meine Bedenken bestätigt. Übrigens dieses Pink ist doch der Hammer, oder!?!


 
Der nächste Stapel ist der Überraschung geschuldet. "Wenn das Schicksal anklopft, mach auf" erreichte mich als Überraschungspost und ich freu mich riesig darauf, denn die Autorin ist mir nicht unbekannt und ich mochte bis jetzt ihre Bücher sehr. Also vielen Dank. "Goldkind" muss ich gestehen, habe ich angefragt, weil es mir erstens, schon in der Vorschau aufgefallen ist und zweites, Sarah Jessica Parker hat eine Meinung beigesteuert, drittens, eine Bloggerin war vom Ende geflasht und viertes, braucht das Buch noch mehr Aufmerksamkeit. Somit muss ich es lesen, und zwar bald. "Marianengraben" habe ich von einer Freundin bekommen und das hat sie richtig gemacht. Ich habe es zwar zur falschen Zeit angefangen zu lesen, aber nach der Pause tat dieses Buch einfach nur gut. Somit gibt es auch schon eine Rezension und die könnt ihr HIER nachlesen.


 
Hier nun ein Stapel für besondere Bücher. "Miracle Creek" scheint wieder so ein Buchschatz zu sein, wie damals die Flusskrebse und ich bin schon sehr gespannt, das muss in den Urlaub mit. Übrigens finde ich es toll, das hier das Cover übernommen wurde. "Das Buch der verborgenen Dinge" ist wirklich speziell und ja, ich habe es schon gelesen und meine Meinung kunt getan. Vier Freunde, die sich suchen, verlieren, finden und das in italienischer Atmosphäre und mit ziemlich überraschender Handlung. Ich mochte es.


 
Jawohl, es gibt auch einen Stapel für mein jüngeres ICH. Abwechslung steht nun einmal hoch in Kurs, im Hause Baker. "Alice im Wunderland" ist eine Schmuckausgabe aus dem Hause Coppenrath und was soll ich sagen, schöne Bücher machen, ist einfach ihr Ding. Meine Märchenausgaben wachsen auf jeden Fall und ich habe auch schon erspäht, was als Nächstes kommt. Juhuuuuuuu.... Übrigens ist das nicht meine erste schöne Ausgabe von Alice, aber wie soll man diese nicht besitzen wollen. Ach ich bin ein Büchernerd. "Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd" haben mich ganz überraschend erreicht und ich war nicht nur verwundert, sondern auch sehr überrascht, was soll ich damit, dachte ich zuerst, aber beim ersten Blick hinein war ich verliebt. Vielen Dank und eine Meinung gibt es hierzu auch. Schaut mal HIER. "Falling Skye" ist das Debüt einer jungen Autorin, aber was hat sie für Themen da reingepackt, Wahsinn. Es geht um das Recht der Freiheit, der Gleichberechtigung und viele aktuelle Themen die auch gerade im Hier und Jetzt rasant aktuell sind. Ein wichtiges Buch und gerade für junge Menschen extrem zu empfehlen. Ich habe sogar nicht nur eine Lesung besucht, sondern es gelesen und ihr könnt HIER meine Meinung dazu lesen. "Serafin: Das kalte Feuer" ist der neuste Band aus der Merle Reihe und was haben wir Leser lange darauf warten müssen. Ihr müsst nämlich verstehen, dass mich hier der Autor damals sehr in den Bann gezogen hat, immerhin Venedig und viel Zauber, aber das Ende, der damaligen Trilogie hat mich so brutal zurückgelassen, das ich Jahre lang ein Bogen um diesen Autor gemacht habe. Zwischenzeitlich gab es schon eine literarische Aussöhnung, aber hier ist wohl seine endgültige Wiedergutmachung? Schauen wir mal, ich werde berichten.


 
Und hier ist nun mein KiWi-Stapel. "Der freie Hund" spielt in Venedig und hier muss sich ein Commissario aus Sizilien mit der Stadt der Brücken herumschlagen. Mich hatte das Buch direkt angesprochen, aber nun gab es vorab schon einen kleinen Skandal dazu. Petra Reski, die in der Danksagung Erwähnung findet, hat per Gericht angeordnet, sie daraus zu streichen, denn sie habe mit dem Werk nichts zu tun. In einen offenen Brief erläutert sie, dass sie weder geholfen, noch irgendwelche Aussagen getroffen hatte, man habe sogar von ihren Werken abgeschrieben und das Buch sei absolut stümperhaft recherchiert. Der Verlag war gezwungen dazu eine Stellungnahme heraus zugeben, aber wirklich toll finde ich die Situation nicht, man geht da jetzt schon mit Vorbehalt dran, somit ist meine Freude auf Venedig mit Sizilianer getrübt. Lesen werde ich es trotzdem bald, aber schade, wenn die Vorfreude genommen wird. "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst" ist ein neuer Nick Hornby und er ist herrlich zu lesen, eine Ehe in zehn Sitzungen, aber anders als gedacht und ein Spaß zu lesen. Ah, ihr merkt, auch das Werk habe ich schon in den Fingern und eine Meinung wird bald folgen. "Qube" endlich was Neues aus der Feder von Tom Hillenbrand und ich frohlocke und habe es somit schon verschlungen. Mein Gott, kann dieser Autor abwechslungsreich schreiben und ich mag es so gern, seinen Figuren zu folgen, ob nun kulinarisch, historisch, oder in der Zukunft. Meine Meinung ist übrigens HIER zu lesen.


Nun ist der Streifzug, durch meine Februar Neuzugänge schon vorbei und sind das nicht tolle Bücherschätze. Dieser wilde und bunte Mix wollte hier unbedingt einziehen und ist herzlich willkommen. Was mich besonders freut, ich habe schon 6 davon gelesen. Wie sah denn euer Februar aus? Ist eins meiner Bücher vielleicht auch bei euch eingezogen? Und welches möchtet ihr am liebsten sofort lesen? Ach, Bücher sind was Feines. Und Leute, der März wird, wie der Februar, ganz bestimmt, denn ich war beim Buchhändler und habe meine Buchbestellung abgeholt und was soll ich sagen, nach der Absage von der LBM musste ich meinen Buchhändler doch unterstützen, oder erst die Verlage und dann den Buchhändler. In NRW herrscht nämlich die Hysterie wegen Corona sehr an, aber was müssen die auch alle Karneval feiern, aber egal, es wäre eh gekommen, nur sind wir nun mittendrin und damit der Buchladen auch Umsatz macht, habe ich mich heldenhaft geopfert ...lach... immerhin musste ich ja einen Hamstereinkauf an der richtigen Stelle machen, nun bin ich gerüstet. Katzen kommen nun Monate aus, ich habe genug Tee und Bücher, die Welt kann nun na ja, nicht untergehen, aber weiter verrückt spielen ...lach... passt auf euch auf.

Ganz liebe Grüße
Eure, sich nun den nächsten Stapel vorknöpfende, Sharon 

Mittwoch, 11. März 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherfüchse,

momentan fällt es mir wirklich schwer, für mich ansprechende Bücher zu finden, oder überraschend über eins zu stolpern, welches mich direkt einnimmt. Das liegt bestimmt nicht am tollen Büchermarkt, vielleicht habe ich nur einen kleinen Übersättigungsanfall. Aber das Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte, habe ich bei einer anderen Bloggerin gesehen und es wäre mir nie im Leben so aufgefallen. Tja, und weil ich denke, das viele es auch nicht auf den Schirm haben werden, dachte ich, ich stelle es euch einfach mal vor. Also hier ist die Entdeckung:


Schattengeister
Erscheinungsdatum: 24.03.2020

Die Geister von Toten suchen Zuflucht bei Lebenden. Makepeace ist ein Mädchen, das sie in ihrem Kopf aufnehmen kann. Doch was geschieht, wenn sie die Kontrolle über ihren Körper übernehmen? Makepeace wird deswegen schon als Hexe verfolgt. Aber wenn sie Bär nicht in sich hätte und all die anderen, würde sie niemals zurechtkommen in diesem brandgefähr­lichen, vom Bürgerkrieg zerrissenen England des 17. Jahrhunderts. Und im Kampf gegen eine sehr alte, sehr mächtige, sehr unheimliche Familie.

Manchmal, wenn jemand stirbt, sucht sein Geist woanders Unter­schlupf. Und manche Menschen haben genügend Platz in ihrem Innern, um ein schützendes  Versteck zu bieten.
Die zwölfjährige Makepeace hat gelernt, sich gegen verzweifelte Geister zur Wehr zu setzen, die sie nachts in Besitz nehmen wollten. Aber eines Tages, bei einem herz­zerreißenden Erlebnis, vergisst sie es, ihre inneren Schutzsoldaten rechtzeitig aufzustellen.
Und nun ist ein Geist in ihr. Ein wilder, animalischer und star­ker Geist, der vielleicht ihr  einziger Schutz ist vor der mächtigen Fami­lie ihrer väterlichen Vorfahren und deren dunklem Geheimnis.
Ihre Flucht vor ihnen führt sie hinaus in das vom Bürgerkrieg gebeutelte Land. Und Makepeace muss entscheiden, was schlimmer ist: der Tod oder besessen zu sein von den Geistern der Toten.

Ein grandioser historischer Fantasy-­Roman.


Na, sagt schon, wer von euch hatte es auf dem Plan? Ich kenne noch nicht einmal den Verlag, also zumindest ist mir dieser nicht bewusst geläufig, aber das Buch klingt doch ziemlich gut. Sogar ein Kommentar von Sarah Perry gibt es dazu. Was vielleicht nichts bedeutet, aber ich mag ihre Bücher, poetisch, düster und geheimnisvoll und hier kommt wohl noch magisch hinzu. Ich gestehe, es ist auf meiner Wunschliste gelandet und diese Mischung klingt einfach sehr gut. Ach, ich mag Geister und habe für dieses Jahr noch lange nicht genug davon. Nun sagt, wäre das auch was für euch? Klingt es nicht vielversprechend? Welchen Wunschzettel schmückt das Buch noch?

Ganz liebe Grüße
Eure, sich nun ein paar Tage frei nehmende, Sharon

Dienstag, 10. März 2020

Rezension: Delphine de Vigan * Dankbarkeiten

Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13: 
978-3832181123 
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: März 2020
Übersetzer: Doris Heinemann 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Michka ist eine ältere Dame, die ihr ganzes Leben lang unabhängig und selbstständig verbracht hat, aber nun schlägt das Alter zu. Es geht nicht mehr allein und außerdem hat sie ständig das Gefühl, etwas zu verlieren. Tatsächlich verliert sie Wörter, immer mehr und mehr, es lässt sich nicht aufhalten. Nun ist sie im Altenheim, besucht wird sie von Marie, die versucht zu helfen und auch ihr Logopäde Jérôme schließt sie schnell ins Herz. Zusammen versuchen sie, die verschwindenden Wörter aufzuhalten, denn Michka liegt noch etwas schwer auf der Seele. Als Kind wurde sie von einem Ehepaar gerettet und ihre Dankbarkeit möchte sie ihnen noch unbedingt überbringen. Aber wie, wenn man den Nachnamen nicht weiß? Marie schaltet auf ihre Bitte, wieder eine Suchanzeige. Aber wird sich jemand darauf melden? Kann Michka noch ihren Dank übermitteln? Wird sie dafür noch genügen Worte haben?

Meinung:
Delphine de Vigan hat sich mir, schon mit so einigen ihrer Bücher, ins Gedächtnis geschrieben. Feinfühlig, sehr intensiv, lebensecht und wunderbar tiefgründig beschreibt sie ihre Figuren und Geschichten. Diesmal wirft sie einen Blick auf das, was wir alle mit Schauer betrachten, nämlich das Alter. Es meint es ja nicht mit jedem gut und lässt einen hilflos und allein zurück. Dazu kombiniert sie noch etwas Dringliches hinzu, nämlich Dankbarkeit und wie wichtig es ist, diese auszudrücken. Aber ich nehme alles schon vorweg, legen wir also einfach los.

Michka ist eine ältere Dame, die man schnell ins Herz schließt. Irgendwie hat sie mich an meine Lieblingsoma erinnert, nie klagend, immer interessiert an anderen und immer eine kesse Lebensweisheit auf den Lippen. So kommt diese Frau herzlich, liebenswert und sympathisch rüber. Aber sie ist auch mal eine gestandene Frau gewesen, immer selbstbewusst, erfolgreich und unabhängig. Als Journalisten hat sie gearbeitet und obwohl sie keine eigene Familie hatte, war sie immer für die Nachbarstochter Marie da. Ein Band was zart anfing und zu einer starken Verbindung wurde. Für Michka kam aber nie infrage, im Alter Marie zur Last zu fallen, und so zog sie ins Altenheim, wo sie nun mit ihren Ängsten allein ist. Und Michka hat einige davon, sogar Albträume und somit versteht man auch manches sonderliche Verhalten von alten Leuten besser. Aber was Michka besonders belastet sind die fehlenden Wörter, sie versucht sie zwar zu ersetzten, aber sie merkt selbst, es passt nicht und das lässt sie oft Verzweifeln. Was ihr aber besonders auf der Seele liegt, ist die Vergangenheit, wo sich ein Ehepaar um sie gekümmert hatte, sie im Krieg versteckt und behütet und ihre Dankesworte, die sie nicht aussprechen konnte. Das zermürbt sie und lässt Marie verzweifeln und auch Jérôme leidet mit der älteren Dame mit.

Eigentlich bringt die Autorin zwei heftige Themen aufs Blatt. Zum einen die Dankbarkeit und wie wir diese doch unterscheiden müssen, unter den höflichen formellen Danke sagen und den wirklich tief empfundenen Dank, der einen mächtig berührt, der wichtig ist und den man unbedingt Ausdruck verschaffen muss. Ich hatte bis dahin, darüber noch nicht wirklich nachgedacht, aber ja, es gibt unterschiede und diese sind gewaltig. Manchen Dank sagen wir ohne wirkliche Bedeutung und dann wieder geben wir den wirklich Wichtigen nicht die Anerkennung, die es verdient. Darüber sollte man wirklich mal nachdenken und im Kopf durchspielen, habe ich in den wirklich wichtigsten Momenten meine Dankbarkeit ausgedrückt. Das andere ist das Alt werden, ich merke es schon an meinen Eltern, da ist nicht mehr alles so, wie es als Kind war, sie verändern sich. Auch bei den Großeltern kann ich mich noch erinnern, während die eine Oma bis zu letzt das Leben gemeistert hat, hat die andere einfach aufgegeben. Das älter werden ist schwer und unglaublich beängstigend und bei jedem läuft es etwas anders. Die Figur Michka macht es ihrer Umwelt leicht sie gern zu haben und das macht es der Geschichte auch einfach, sie zu lesen.

Die Autorin hat die Geschichte abwechselnd aus Marie und Jérôme Sicht erzählt. So bekamen wir Einblicke aus Maries Kindheit mit und wie sich Michka um sie gekümmert hat. Jérôme dagegen lernt sie jetzt erst kennen und durch seine Augen mögen wir diese Dame einfach noch mehr. Es ist ihr Charme, ihr Witz und auch ihre Lebensweisheit, die mir gefallen haben. Dazu kommen die fehlenden Wörter, sie ersetzt diese ständig, mit einem anderen. Zuerst dachte ich, es wäre ein Schreibfehler im Buch, dann musste ich herzlich grinsen, über die komödiantische Einlage und später, habe ich die Verzweiflung von Michka gefüllt, wie erbarmungslos die Suche, nach einem Wort sein kann. Dieses Buch berührt unglaublich, da die Autorin eine Klarheit und einen Scharfsinn hineinschreibt, der einfach bewegt. Ihre Beschreibungen sind zärtlich, liebevoll und doch auch klar beobachtet und auch erschütternd. Wer Michka kennenlernt, wird Zuneigung, Mitgefühl und auch Dankbarkeit empfinden, das Einzige, was hier nicht stimmt, ist die Länge, ich hätte gern Michka noch länger begleitet.

Dankbarkeiten ist ein intensives Buch und lässt einen nicht kalt. Es zeigt genau, was im Leben wichtig ist und wie uns Menschen prägen. Für mich wieder eine großartige Lektüre mit Tiefgang.
 

Henry und ich hatten wieder perfekte Lesezeit mit intensivem Inhalt und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:


Delphine de Vigan, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ›No & ich‹ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ›Nach einer wahren Geschichte‹ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Bei DuMont erschien außerdem 2017 ihr Debütroman ›Tage ohne Hunger‹ und 2018 der Roman ›Loyalitäten‹. Die Autorin lebt mit ihren Kindern in Paris.

Quelle: Dumont Verlag

Weitere Werke der Autorin aus dem Dumont Verlag:


https://www.genialokal.de/Produkt/Delphine-De-Vigan/Loyalitaeten_lid_36820449.html?storeID=barbershttps://www.genialokal.de/Produkt/Delphine-de-Vigan/Nach-einer-wahren-Geschichte_lid_29712191.html?storeID=barbershttps://www.genialokal.de/Produkt/Delphine-de-Vigan/Tage-ohne-Hunger_lid_32884930.html?storeID=barbers


Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar. 

Montag, 9. März 2020

Rezension: Francesco Dimitri * Das Buch der verborgenen Dinge

Broschiert: 432 Seiten
Verlag: Heyne  
ISBN-13:
978-3453320352
Preis: 14,99 EUR
E-Book: 11,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Februar 2020
Übersetzer: Felix Mayer




Inhalt:
Ein Pakt aus der Jugendzeit bringt die vier Freude Fabio, Mauro, Tony und Arturo einmal jährlich nach Casalfranco, zum selben Platz und zur selben Uhrzeit zusammen. Eine Rückkehr in ihr Heimatort, in die Vergangenheit, welche sie immer noch mit offenen Fragen da stehen lässt und Geheimnisse, die noch nicht gelüftet sind. Drei der Freunde treffen ein, nur Arturo taucht nicht auf, gerade derjenige, der das Ritual eingeführt hat und der vor zwanzig Jahren schon ein Mal verschwunden ist. Fabio, Mauro und Tony machen sich Sorgen und fürchten das etwas Schlimmes passiert sein könnte. Somit machen sie sich auf die Suche nach ihren Freund und fangen bei seinem abgelegenen Bauernhof an. Als sie diesen verlassen vorfinden, breitet sich die Angst, dass er wieder verschwunden sein könnte, noch größer in jedem der drei aus und die Suche geht weiter. Wo ist Art? Wird er nach sieben Tagen wieder auftauchen? Und welches magische Geheimnis bewahrt er?

Meinung:
Ich habe eine Schwäche für italienische Geschichten und diese versprach mir so einiges. Nämlich Freundschaft, Abenteuer, Magie und dieses ganz bestimmte Flair, was irgendwie nur Italiener hinbekommen. Und was soll ich sagen, ich bin in Casalfranco eingetaucht und wollte gar nicht mehr weg, zumindest am Anfang, ob es auch noch so am Ende war, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte wird aus Sicht von Fabio, Mauro und Tony erzählt, denn Arturo ist ja verschwunden. Alle vier haben eine Geschichte zu dem Ort, alle vier haben bestimmte Erinnerungen und Beweggründe von dort ausgebrochen zu sein und ihr Glück, in der großen weiten Welt zu machen. So ist Fabio nach London geflüchtet, um seinen Vater zu entgehen, der ihm immer das Gefühl gibt, ein Versager zu sein. Nur leider läuft seine Fotografenlaufbahn nicht so erfolgreich, wie alle glauben. Nein, er ist sogar an einem Scheidepunkt in seinem Leben, wo es nicht mehr weitergeht und er überlegen muss, wie er sein Leben noch retten kann, ohne das es alle mitbekommen. So ist er widerwillig nach Casalfranco zurückgekehrt, sogar inkognito und er würde gern, Mauro‘s Anhang aus dem Weg gehen, wenn er könnte. Somit kommen wir zu Mauro, der mit Frau und Töchtern angereist ist und einen kleinen Familienurlaub dran hängt. Ihn hat es nach Mailand verschlagen, wo er sich als Anwalt abrackert und von seinen Töchtern genervt ist. Er ist unglücklich, er empfindet alles als Last und wünscht sich ein anderes Leben, sehr zum Leidwesen seiner Frau Anna, die diese Midlife-Crisis nicht verstehen kann. Und zu guter Letzt haben wir Tony, aus ihm ist ein Arzt in Rom geworden. Er hat aber am meisten mit dem Kleingeist der Leute zu kämpfen, denn sein falscher Lebensumgang ist nicht wirklich mit der katholischen Kirche zu vereinbaren. Sprich, Tony ist homosexuell und das geht ja gar nicht, trotzdem ist gerade Tony sehr gläubig, hat aber auch mit anderen familiären Kram zu kämpfen, denn seine kleine Schwester hat in die Mafia eingeheiratet und will sich nicht umstimmen lassen.

So hat jeder seine Geschichte, jeder seine Vergangenheit und auch kleine Geheimnisse und alle werden durch Art verbunden. Dieser Arturo ist ein schlauer Kopf, er saugt Wissen in sich auf, lässt seine Freunde daran teilhaben, treibt sie im Leben an, steuert manche Entscheidung und fordert sie ständig zu Höheren hinaus. Aber ihn umgibt auch etwas Geheimnisvolles, etwas, was er verschweigt, etwas, was ihn vor zwanzig Jahren aus der Bahn geworfen hat und er nie wirklich offenbart hat, was damals passiert ist. Als er im Olivenhain für sieben Tage verschwand, seine Freunde haben ihn nicht bedrängt, aber nun scheint dieser Vorfall sich zu wiederholen und die drei Freunde suchen verzweifelt Art und Antworten, denn nun wollen sie es wissen und geben sich mit nichts anderen als der Wahrheit ab. Somit verstricken sie sich immer mehr in den Ort, öffnen Türen, die geschlossen bleiben sollten und werden sogar ins Mafiageschehen hineingezogen. Alles für Art.

Dieser Autor hat eine Geschichte geschrieben, die irgendwie in keine Schublade passt. Am Anfang lässt er das italienische Flair erblühen, Sonne die erbarmungslos scheint, Meeresrauschen, kühler Eistee und nostalgische Erinnerungen. Aber das Erscheinungsbild trügt, hier findet kein erholsamer Kurztrip statt, sondern es geht hinab in die Tiefen der menschlichen Gedanken und wird mit voranschreiten immer düsterer. Hier stehen die Figuren im Zentrum der Geschichte und allein deren Entwicklung, Wirrungen und Irrungen sind schon sehr unterhaltsam und zeigen auch ihre Schattenseiten auf. Dazu noch der verschwundene Freund und immer die Frage, was bitte, ist damals wie heute passiert. Hier lässt der Autor einen lange spekulieren und bringt dann eine ganz ungewöhnliche Lösung. Ich mag nicht zu viel sagen, aber seine Mischung aus Übersinnlichen und Heiligen fand ich extrem gut gelungen. Auch dieser eigene Zwist aus Glauben oder Unglauben, den der Autor beim Leser auslöst, fand ich gut eingefädelt und macht aus der Geschichte, etwas Besonderes. Für mich war es ein Buch mit Lesesog, auch wenn es da einige merkwürdige Dinge gab.

Das Buch der verborgenen Dinge ist fesselnd, atmosphärisch, mit einer Prise Übersinnlichen und jede Menge Freundschaftsproblemen, die gelöst werden müssen und einem Ende, was dem Leser schmunzeln lässt.
 
Henry und ich hatten mit diesem Buch richtig viele gute Lesestunden und vergeben vier Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:


Francesco Dimitri ist ein in London lebender italienischer Autor und Geschichtenerzähler. Er hat Romane, Sachbücher, Essays und Comics verfasst, für Kino, digitale Medien und Zeitschriften geschrieben und für Top-Geschäftskunden gearbeitet. Auf seiner ständigen Suche nach Wundern hat er Dokumentarfilme über UFO-Kulte gedreht, tief in den Wäldern Siebenbürgens geschlafen, sich mit Mathematikern, Künstlern, Köchen, Psychologen und Bühnenmagiern unterhalten.

Quelle: Heyne Verlag


Vielen lieben Dank an den Heyne Verlag für das  Rezensionsexemplar.