Mittwoch, 28. Juli 2021

Rezension: C Pam Zhang * Wie viel von diesen Hügeln ist Gold


Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag
ISBN-13: 978-3103973921
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2021
Übersetzer*in: Eva Regul
 
 
 
 
Inhalt:
Lucy und Sam stehen vor einem Problem, ihr Vater ist tot und sie wollen ihn unbedingt nach dem chinesischen Ritual begraben, aber dazu benötigen sie zwei Silberdollars für seine Augen. Allein stehen sie nun da, verlassen und von keiner Seite kommt Hilfe, so klauen sie ein Pferd und begeben sich auf die Flucht durch die Prärie. Durch karge Gegenden, Bisonknochen, trockene Flussbetten und die unbarmherzige Sonne als Begleiter suchen sie einen Platz für ihren Ba, damit seine Seele Ruhe findet. Aber nicht nur das Finden für einen Begräbnisplatz beschäftigt die beiden, sondern auch, wo ihr Platz im Leben ist. Als Einwandererkinder ist die Ablehnung groß, das Leben hart und das Gold hat ihnen auch kein Glück gebracht. Wo also sollen sie hin? Gibt es für sie einen Platz? Und kann der Wilde Westen ihnen auch etwas geben, ohne zu nehmen?

Meinung:
Dieses Buch ist mir durch sein auffälliges Cover ins Auge gesprungen. Es klingt nach Abenteuerroman und die Mischung aus chinesischen Einwanderern und dem Wilden Westen fand ich superspannend, so musste ich dieses Buch einfach lesen. Zudem habe ich dann auch noch gesehen, dass diese Geschichte letztes Jahr 2020 zu Obamas Lieblingsbüchern zählte, also wenn das kein Omen ist, dann weiß ich es auch nicht. So erzähle ich euch nun, wie mir die Geschichte gefallen hat.

Die Geschichte wird in vier Teilen erzählt und Lucy ist hier die Hauptprotagonistin. Lucymädchen, wie sie von ihren Eltern immer genannt wurde, ist die älteste Tochter von Ba und Ma und der Einstieg in dieses Buch beginnt mit ihrem Status als Vollwaise. Sie finden ihren Ba tot auf und die Frage ist, wie können sie ihn anständig begraben, von den Bewohnern dieser Gegend können sie sich keine Hilfe erhoffen und trotzdem versuchen sie es. Die Erkenntnis, sie sind weiterhin die Außenseiter und können nichts erwarten. So beschließen die Geschwister, alles hinter sich zu lassen und die Flucht nach vorn zu wagen. Mit einer Pistole, einem geklauten Pferd, das die Kiste ihrer toten Mutter trägt mit den Überresten des Vaters. Sie kämpfen sich durch, dabei muss Lucy mit ihren zwölf Jahren gut auf Sam aufpassen, das wurde ihr immer eingetrichtert und doch fühlt sie sich dem Versagen immer ganz nah. Ihr Leben war bis dahin immer mit Verlust und Ängsten durchwoben am Rande der Gesellschaft, keiner möchte etwas mit diesen ungewöhnlich aussehenden Menschen zu tun haben, Arglist, Missgunst und Unterstellungen begleiten ihren Weg, dabei möchte Lucy nur eins, weiß sein wie alle anderen und lernen. Sie versucht unsichtbar zu werden und wünscht sich doch Teil von allem zu sein. Ganz anders ist Sam, rebellisch, wütend, stapfend und mit einem Geheimnis. Sie sind sehr unterschiedlich wie Holz und Wasser und passen trotzdem gegenseitig auf sich auf.

Während wir also Lucy kennenlernen und ihr Leben entdecken wir doch einiges, was in Unklaren bleibt, nämlich das Leben der Eltern, was sie nämlich ihren Kindern nicht ganz offen erzählen. Diese Geheimnisse werden im Laufe des Buches nach und nach aufgedeckt und führen zu bessern Verständnis. Während die Mutter aus einem Land über dem Meer gekommen ist, kennt der Vater nichts anderes als die Hügel und das schwere Leben. So prallen Träume, Wünsche und Hoffnungen aufeinander, schweißen zusammen und bauen aufeinander auf. Es ist ein hartes Leben und die Autorin beschönigt nichts.

C Pam Zhang benutzt bei ihrem Buch eine sehr eindrucksvolle Sprache, dazu das historische Setting des Wilden Westens und die Zeit der Goldgräber. Eine Zeit, wo Menschen in ein Land kommen, mit großen Träumen und mit großen Enttäuschungen wieder abziehen. Es ist ein hartes Leben und gerade auch für Einwanderer noch ungerechter. Gesetze werden gemacht wie sie wollen, Rechte werden verwehrt und die Ohnmacht ist groß. Die Autorin spricht viele Themen an, das Ausmerzen der Indianer, der Missbrauch an der Natur, das ausrotten von Tieren und Flüssen und die Bereicherung der weißen Rasse. Hart, erbarmungslos, grausam und deshalb so wichtig. C Pam Zhang erzählt sehr stark, emotional, tief gehend und bildhaft von einer Zeit, die weit zurückliegt und doch sind die Probleme immer noch gegenwärtig. Der Mensch ist immer noch oberflächlich und lernt nicht dazu.

Diese Geschichte gibt unglaublich viele Eindrücke wieder, wie fühlt man sich als Kind ohne Herkunft, wie kann man dazu gehören und wie kann ich leben, ohne Scham und Misstrauen. Mich hat dieses Buch unglaublich gepackt, manchmal musste ich aufhören zu lesen, damit ich das Schicksal der Figuren besser sacken lassen konnte und trotzdem musst ich weiter lesen. Die Autorin hat dann auch noch ein Ende geschrieben, was einfach klug, groß und passend war. Was für ein Debüt, was für eine Geschichte und was für ein reichhaltiges Feld an nachdenklichen Themen, was trotzdem unterhält und Freude am Miterleben macht.

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold, ist ein Buch über Erkennen und Finden, über Wahrheiten und ihre Schattenseiten. Stark erzählt, beeindruckend, packend und absolut empfehlenswert. 
 
Henry und ich fanden diese Geschichte sehr beeindruckend und so gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
C Pam Zhang wurde 1990 in Peking geboren, ist aber hauptsächlich ein Kind der Vereinigten Staaten. Sie hat bislang in dreizehn Städten gelebt und ist immer noch auf der Suche nach einem Zuhause. Zahllose Schreibstipendien wurden ihr verliehen, darunter das des renommierten Iowa Writers' Workshops. Ihre Literatur erschien u.a. in Harper's Bazaar und im New Yorker. »Wie viel von diesen Hügeln ist Gold« ist ihr Debütroman, der in den USA zur hochgelobten Überraschungssensation des Jahres wurde. Der Bestseller schaffte es sogar auf die Longlist des Booker Prize und wurde 2020 zu einem von Obamas Lieblingsbüchern. Zhang lebt zurzeit in San Francisco.
 
 
Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für das  Rezensionsexemplar.
 

Montag, 26. Juli 2021

Rezension: Alex Michaelides * Die verschwundenen Studentinnen

Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Droemer Knaur 
ISBN-13: 
978-3426282151
Preis: 14,99 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2021
Übersetzerin: Kristina Lake-Zapp
 
 
 
 
Inhalt:
Mariana Andros ist Gruppentherapeutin und kämpft doch gerade mit ihrem eigenen Verlust. Vor einem Jahr hat sie ihren Mann verloren, gerade dann, als sie die Familienplanung vorantreiben wollten und nun steht Mariana allein da. Die Trauer beherrscht sie, aber dann erhält sie plötzlich einen Anruf von ihrer Nichte, die in Cambridge studiert, dort wurde eine Tote gefunden und sie befürchtet, das es ihre beste Freundin Tara sein könnte. Mariana macht sich am nächsten Tag direkt auf den Weg und kommt genau zur rechten Zeit, als sich das Befürchtete bewahrheitet. Nun fängt die Suche nach dem Täter an und Mariana beschließt zu bleiben, zu beobachten und in ihrem Fokus gerät Professor Edward Fosca. Trotz Alibi und beschwörender Worte glaubt sie ihm kein Wort, sondern gräbt weiter. Ist der Professor der Täter? Ist Mariana auf der richten Spur? Oder steckt da etwas ganz anderes dahinter?

Meinung:

Alex Michaelides hat wohl mit seinem Erstling „Die stumme Patientin“ einen rissen Wurf gelandet und wurde direkt zum Bestseller-Autor, nun liefert er sein zweites Buch ab. Die zweiten Bücher haben es ja immer schwerer, aber da ich das Erste nicht kenne, bin ich da doch ganz vorbehaltlos rangegangen. Immerhin fand ich den Plot ganz gut, intelligenter psychologischer Spannungsroman mit griechischem Mythologie Einflüssen. Klingt doch richtig klasse, ob es mir dann auch gefallen hat, erzähle ich euch nun.

In Marianas Leben ist der Tod ein ständiger Begleiter, ihre Mutter ist früh gestorben, ihre Schwester mit Mann und auch ihr Vater weilen nicht mehr unter den Lebenden und nun auch noch ihr letzter Halt, ihr Mann Sebastian. Sie versucht weiterzumachen, in ihrem Leben und auch beruflich, aber ihre Trauer ist allseits gegenwärtig und scheint unüberwindbar. Mariana ist versucht daran zu zerbrechen. So ist sie nicht ganz wach und merkt nicht, dass sie die Kontrolle zu verlieren scheint, denn ein Patient wird übergriffig, aber dann erreicht sie der Anruf ihrer Nichte. Mariana fährt also nach Cambridge, an dem Ort, wo sie Sebastian kennengelernt hat und in ihre Vergangenheit. Zuerst möchte sie nur kurz trösten und wieder fahren, aber auf die Bitte ihrer Nichte bleibt sie und versucht sich dem Umfeld durch Beobachtung und Gesprächen zu nähern. Dabei fällt ihr Professor Edward Fosca ins Auge, der bei seinen Studentinnen sehr beliebt zu sein scheint und eine wahre Fangemeinschaft sein eigenen nennen kann. So hat er sogar eine Elite Gruppe an jungen Frauen um sich gescharrt und Tara ist eine davon gewesen. Marianas Misstrauen ist geweckt und sie möchte diesen aalglatten Typen auf die Schliche kommen und das perfide Handwerk legen. Nur hat er ein Alibi und ist bei der polizeilichen Ermittlung raus, Mariana beißt sich da fest und verliert so Stück für Stück an eigener Glaubwürdigkeit.

Das Buch ist in sechs Teile aufgegliedert. Der erste Abschnitt ist komplett Mariana gewidmet und ihrer melancholischen Stimmung und Trauer. Und dann kommt Cambridge und nach jedem großen Knüller ein weiterer Teil.  Allerdings fand ich den ersten Abschnitt schon recht langatmig, dass ich mich schon fragte, ob hier noch ein bisschen Spannung aufkommt. Die Trauer und das Selbstmitleid Marianas Zweifel nehmen in der ganzen Geschichte viel Raum ein und verschleiern so doch einiges an Sicht. So verbeißt sich die Protagonisten in Dinge, die gar nicht so wichtig sind und sieht manches nicht, weil sie es gar nicht wahrhaben möchte. Diese Verbohrtheit ist manchmal schwer zu ertragen. Dazu kommt das alle anderen Figuren recht blass sind, eindimensional, das ist der charismatische Professor, das sind seine reichen, verwöhnten Groupies, und das ist die Nichte, die tausend Geheimnisse hat, aber das ist uns ja egal. Auch vom mythologischen Einsatz hätte ich mir mehr versprochen, so wurde zwar die Geschichte von Demeter und Persphone aufgegriffen und eingeflochten, aber so richtig überzeugend fand ich das nicht eher als Interpretation des Unheils.

Ihr seht so richtig überzeugen konnte mich das nicht. Ich fand das zwar alles recht unterhaltend und hatte meine Ah-Momente, aber so atemberaubend und intelligent fand ich es leider nicht. So blieb eines an Erwartung auf der Strecke und der Schluss, den ich überhaupt nicht vorausgesehen hatte, war auch leider mit Beigeschmack. Ich bin etwas ernüchtert aus diesem Thriller erwacht und frage mich, wie sein erster Thriller so klasse abschneiden konnte, vielleicht sollte ich diesen doch auch noch lesen, mal sehen. Es ist immer schade, wenn einem eine Geschichte nicht gefallen hat, weil man doch weiß wie viel Herzblut vom Autor drinsteckt.

Die verschwundenen Studentinnen blieben für mich blass und spannungslos. Die Figuren zu eindimensional und auch die Mythologie blieb auf der Strecke.
 
Henry und ich hatten wohl zu hohe Erwartungen und so gibt es nur zwei Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Der Brite Alex Michaelides wurde 1977 in Zypern geboren. Er studierte in Cambridge und Los Angeles und schreibt höchst erfolgreiche Drehbücher, u.a. die Vorlagen für die Kinofilme "The devil you know" oder "The Brits are Coming" mit Stars wie Uma Thurman, Tim Roth, Sofia Vergara und Stephen Fry. Nach einer Ausbildung zum Psychotherapeuten hat Alex Michaelides zwei Jahre lang in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche gearbeitet. "Die stumme Patientin" ist sein erster Roman, der in den USA über ein Jahr unter den TOP 10 der New York Times Bestsellerliste stand und auch in Deutschland eine begeisterte Leserschaft fand.
 
 
Vielen lieben Dank an den Droemer Knaur Verlag für das  Rezensionsexemplar.
 

Montag, 12. Juli 2021

Rezension: Adriana Popescu * Morgen irgendwo am Meer

Broschiert: 480 Seiten
Verlag: cbj  
ISBN-13:
978-3570312728
Preis: 13,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: April 2019 

 
 
 
 
Inhalt:
Es ist Sommer, das Abitur ist geschafft und die letzten Ferien, bevor der Ernst des Lebens beginnt, stehen vor der Tür. Eigentlich hatten Romy und Julian noch keine rechten Pläne, aber als Konrad vor ihr steht und ihr ein Roadtrip nach Lissabon vorschlägt, klingt sich Julian einfach mit ein. So starten die drei und sammeln noch schnell Nele auf, die eine Fahrgemeinschaft suchte. Nun kann der Sommertrip losgehen und alle haben mehr als nur leichte Sommerkleidung dabei. Da hätten wir jede Menge Altlasten, Probleme, Sorgen und unausgesprochene Wahrheiten. Das klingt doch nach Stress, Missverständnissen und Ärger. Für alle vier wird es keine einfach Reise, sondern ein Abenteuer zur eigenen Seele. Werden die vier in Lissabon ankommen? Wird aus einem holprigen Beginn eine harmonische Gruppe? Und was belastet jeden Einzelnen von ihnen?

Meinung:
Dieses Buch ist schon im Jahr 2019 erschienen und ich hatte es mir sofort gekauft und auch für den Urlaub eingepackt, also am Meer war es definitiv, aber es sollte nun erst gelesen werden. Dabei ist die Autorin einer meiner Liebsten und keine andere lässt so sehr den Sommer in mein Herz. Nun also geht es für vier junge Menschen nach Lissabon und ich war mittendrin mit dabei und ob mir mein Platz im Oldtimer gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte wird auch aus der Sicht der vier Figuren erzählt und so beginne ich direkt mit Julian. Dieser junge Mann hat ein Auftreten, als ob er alles im Griff hat. Er ist mit Romy zusammen und diese ist seine ganze Welt, sein Fixpunkt im Leben, denn drumherum ist alles in der Schwebe. So hat er sich in der neuen Stadt noch nicht wirklich eingelebt und seine Zukunft ist auch noch nicht greifbar, aber der elterliche Druck nimmt zu. Und als ob das nicht schon irgendwie belastend wäre, taucht auch noch Konrad auf, der seine Freundin auf einen Roadtrip einlädt. Nach außen bleibt Julian ruhig, aber innerlich brodelt es.

Romy hat endlich ihr Abi in der Tasche und ihrem Praktikum in Neuseeland kann sie beruhigt entgegentreten. Eine Aussicht, die alle glücklich zumachen, scheint aber Romy nicht ganz erreicht. Sie hält sich an Julian fest, spielt seine Romy und man merkt, da ist was nicht in Ordnung. Als Konrad vor ihr auftaucht, bekommt ihre Fassade Risse und zeigt, dass in ihrer Vergangenheit irgendetwas passiert sein muss, was sie aber gern verschweigt.

Konrad muss das Abijahr wiederholen und ist gerade ein wütender, unnahbarer und unberechenbarer Zeitgenosse. Mit Schuldgefühlen beladen und Angst vor dem Morgen wagt er den Sprung ins kalte Wasser und fragt Romy nach diesem Roadtrip. Er kann es nicht fassen, dass sie wirklich mitfährt, allerdings auf diesen Julian könnte er gut und gern verzichten und dann kommt auch noch diese best gelaunte Nele dazu, einfach nicht zum Aushalten.

Nele hat es am Schwersten, sie möchte eigentlich nur nach Madrid, aber so einfach eine Fahrgelegenheit zu finden, ist recht schwer, aber mit diesen drei hat sie wirklich in Lotto gewonnen. Julian und Romy sind ein verliebtes Pärchen, Konrad ist unausstehlich und passt so gar nicht dazu. Aber durch ihre Kamera sieht Nele noch ganz andere Dinge, und obwohl sie ihre eigenen Sorgen hat, geht sie hier den Geheimnissen der anderen drei auf den Grund.

Ich glaube, in der heutigen Zeit hat jeder so sein Päckchen zu tragen und Probleme sind Probleme, ob einfach oder nicht. Hier haben wir vier unterschiedliche Persönlichkeiten und so einige Sorgen, Lebenserfahrungen und Geschehnisse, die einem überfordern und nach Überleben rufen. Am Anfang der Geschichte konnte man diese noch gar nicht wirklich greifen und so schwankte und suchte man sehr intensiv mit. Da hat die Autorin einen recht gut im Dunklen stehen lassen. Was allerdings dem Rätseln und dem Kennenlernen der Figuren auch gutgetan hat. So versuchte man die Verbindungen zu verstehen, in jedem Kopf besser hinein zu gucken, bevor sich das große Ganze offenbarte. Es ist wirklich keine leichte Geschichte, die zwar den Sommer bringt, aber auch zeigt, wie verletzlich das Leben sein kann. Tja und wie eine andere Sicht oder Personen das Leben verändert. So ist es ein Finden der eigenen Persönlichkeit, von Liebe und heilender Freundschaft.

Adriana Popescu kann verdammt berührend schreiben, tief in jugendliche Köpfe schauen und trotz der Schwere immer mit ihren Humor auflockern. Es ist eine tolle Mischung und doch absoluter Lesespaß. Diese vier Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ich war gern der fünfte Passagier auf dem Notsitz, was für eine Fahrt.

Morgen irgendwo am Meer ist viel mehr als ein Sommertrip, sondern eine Fahrt der großen Gefühle. Bewegend, ergreifend und lebensbejahend.
 
Henry und ich fanden es so toll und verfilmt wird es nun auch also volle Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
Adriana Popescu, in München geboren, arbeitete als Drehbuchautorin fürs Fernsehen, schrieb für verschiedene Zeitschriften und studierte Literaturwissenschaften, bevor sie sich ausschließlich dem Schreiben von Romanen widmete. Mittlerweile harrt eine große Fangemeinde ihren nächsten Veröffentlichungen entgegen, die in mehreren großen Publikumsverlagen erscheinen.
 
Quelle: cbj Verlag
 

Donnerstag, 8. Juli 2021

Rezension: Simon Beckett * Die Verlorenen

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Wunderlich  
ISBN-13: 
978-3805200523
Preis: 24,00 EUR
E-Book: 19,99 EUR
Reihe: 1. Teil
Erscheinungsdatum: Juli 2021
Übersetzerinnen: Karen Witthuhn & Sabine Längsfeld
 
 
 
 
Inhalt:
Jonah Colley bekommt beim Feierabendbier einen Anruf aus der Vergangenheit. Seit dem spurlosen Verschwinden von seinem Sohn Theo hat Jonah zu seinem damaligen besten Freund Gavin keinen Kontakt mehr und nun bittet dieser ihn nach zehn Jahren um Hilfe. Eigentlich will Jonah nicht hin, aber irgendwas an Gavins Stimme alarmiert ihn. Er fährt um Mitternacht zu diesem verlassenen Lagerhaus, Jonah sucht nach Gavin, aber was er findet, sind mehrere Leichen in Plastikplane verpackt und einen Täter, der noch vor Ort ist. Für Jonah beginnt ein Kampf um sein Leben und eine Reise in die Vergangenheit. Warum hat Gavin ihn angerufen? Warum steht er auf einmal selbst unter Mordverdacht? Und wird Jonah heraus bekommen, was damals wirklich mit seinem Sohn passiert ist?

Meinung:
Ein neuer Beckett und mein Herz lacht. Nun gut, der Mann hat schon viel geschrieben, aber bis jetzt war ich nur seiner Dr. Hunter Reihe treu. Mit dieser Figur konnte er bei mir punkten und manch andere Werk ist bei dem Leser nicht so angekommen. Nun wage ich mich also aus der Hunter-Blase raus und lese mal ein anderes Werk vom Autor und dann auch noch ein neuer Serienauftakt. Ob mich das neue Konzept überzeugen konnte, erzähle ich euch nun.

Jonah Colley ist Polizist, Scharfschütze, Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit, aber das alles nützt ihm nichts, wenn es um seine Vergangenheit geht. Vor zehn Jahren ist nämlich auf einen Spielplatz sein vierjähriger Sohn Theo verschwunden und alles ist seine Schuld. Jonah hat nicht aufgepasst, daran zerbricht seine Ehe, seine Freundschaft und mit dieser Schuld muss er leben. Sein Leben dreht sich von da an nur noch um Arbeit, Einsamkeit und Schuldgefühlen und nun dieser Anruf, und Jonah kann nicht anders als hinfahren. Mitten in der Nacht sucht er auf dem verlassenen Gelände Gavin und findet im Lagerhaus nur verpackte Leichen in Plastikfolie. Und bevor er sich verzieht, kämpft Jonah um sein eigenes Leben. Übel zugerichtet im Krankenhaus, dann der nächste Schock, denn der Ermittler glaubt seiner Geschichte nicht, und je mehr Beweise auftauchen, umso mehr gerät Jonah ins Fadenkreuz. Hinnehmen kann er das auf keinen Fall, und so beginnt er selbst hinter die Fassade zu blicken und herauszubekommen, was Gavin ihm in jener Nacht sagen wollte. Ein Spiel auf Zeit beginnt.

Als ich hörte, das Simon Beckett eine neue Reihe startete, war ich etwas skeptisch, immerhin bin ich Hunter-Fan und wie soll ich mein Herz da teilen. Aber so ein Polizist mit Nahkampfausbildung hat ja auch was und es spielt in London, ein ganz neues Spielfeld eröffnet sich hier und ich war sehr neugierig. Zu erst kann ich sagen, das meine Erwartungen in eine ganz andere Richtung liefen und so gar nicht zur Geschichte gepasst haben. Immerhin hat der Mann als Polizist und Scharfschütze doch ganz andere Möglichkeiten gehabt. Aber diese Eigenschaften ließ der Autor komplett außen vor. Simon Beckett bleibt seinen Figuren treu und so haben wir einen Außenseiter, jemand, der mit sich und der Welt nicht im Reinen ist und mit einer Schuld leben muss, die ihn auffrisst. Der gebrochene Held, dem man in den Arm nehmen möchte, den man ins Herz schließt und der ganz automatisch sympathisch ist. Tja, und ich mag ihn. So ganz unverblümt und tragisch.

Der Anfang ist noch sehr actionreich und mega spannend, aber dann tappen wir mit unseren Protagonisten im Dunklen rum. Im ersten Moment war ich etwas verwirrt darüber, das wir wirklich nur mit einem auf Krücken humpelnden Protagonisten zu tun haben, aber dann bekam ich Geschmack daran. Wir wissen nicht mehr, als er, er ist der einsame, geprügelte Wolf und statt andere um Hilfe zu bitten, kämpft er allein um die Wahrheit. Das hatte etwas und wirkte so auch irgendwie realer und authentischer. Tja, und ganz sicher hat der hervorragende Erzählstil vom Autor sein übrigens getan. Simon Beckett haut einen am Anfang mit Blut und Leichen um, schlägt dann einen ruhigeren Weg an, um alle seine Fäden auszubreiten und dann mit einem Knall wieder zusammenzuziehen und das hat er richtig gut gemacht. Ich habe das Buch in null Komma nix durch gelesen, hing an den Seiten und mochte seine neue Figur richtig gern. Aber ich denke, das war nur der Auftakt, die richtigen brenzligen Fälle werden noch kommen, der Weg für Jonah Colley ist auf jeden Fall bereitet.

Die Verlorenen konnten mich packen, verdammt gut unterhalten und ein neuer Charakter ist geboren. Jonah Colley ist ein guter Typ, der noch viel zu erzählen hat. Für mich anders als erwartet, aber ein guter Auftakt. 

 
Henry und ich mögen den Erzählstil vom Autor sehr gern und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Simon Beckett ist einer der erfolgreichsten englischen Thrillerautoren. Seine Serie um den forensischen Anthropologen David Hunter wird rund um den Globus gelesen: «Die Chemie des Todes», «Kalte Asche», «Leichenblässe», «Verwesung» und «Totenfang» waren allesamt Bestseller. «Die ewigen Toten», Teil 6 der Reihe, erreichte Platz 1 der Bestsellerliste, ebenso wie sein atmosphärischer Psychothriller "Der Hof". Simon Beckett ist verheiratet und lebt in Sheffield.
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar. 

Mittwoch, 7. Juli 2021

Rezension: Hans Rosenfeldt * Wolfssommer

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Wunderlich  
ISBN-13: 
978-3805200028
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 19,99 EUR
Reihe: 1. Teil
Erscheinungsdatum: Oktober 2020
Übersetzerin: Ursel Allenstein
 
 
 
 
Inhalt: 
In der Nähe der Stadt Haparanda wird eine tote Wölfin gefunden und somit ins Labor zur Überprüfung geschickt. Der Befund ist ungewöhnlich, denn in ihrem Magen worden menschliche Überreste gefunden. Für die Polizei steht somit eine große Suche durch die Wälder an, denn die Leiche will gefunden werden. Die Spur führt sie zu einem missglückten, blutig geendeten Drogendeal, der mehr Fragen als Antworten aufwürft. Und nicht nur die Polizei sucht nach Antworten, nein, auch der Besitzer von Geld und Drogen will welche haben und schickt seine beste Profi-Killerin los. Aus dem kleinen verschlafenen Grenzstädtchen wird eine zunehmende lebendige Stadt, die an Ereignisse zu nimmt und so mancher Besucher hinterlässt, eine blutige Spur. Wo ist das Geld? Wo sind die Drogen? Und kann Polizistin Hannah Wester Licht in die Dunkelheit bringen?
 
Meinung:
Hans Rosenfeldt ist der Co-Autor der Sebastian-Bergman-Reihe, die ich noch nicht gelesen habe, aber die Serien „Die Brücke“ und „Marcella“ habe ich mit großer Begeisterung geschaut. Danach hatte ich wirklich Probleme, was vergleichbares Gutes zu finden. Und so dachte ich, wenn ich schon den Autor kennenlernen will, warum nicht mit einer neuen geplanten Reihe. Gesagt, getan und ob mich dieser Auftakt überzeugen konnte, erzähle ich euch nun.

Haparanda ist eine Kleinstadt, jeder kennt jeden und doch hat der eine oder andere Bewohner seine Geheimnisse. So wie die Polizistin Hannah Wester, die Kinder sind aus dem Haus raus, ihr Mann entzieht sich ihr, also beginnt sie eine Affäre mit ihrem Chef. Obwohl sich Hannah eigentlich was anderes wünscht, aber nun steht dieser Fall mitten im Raum und sorgt für einigen Trubel. Erst die Wölfin, dann die Suche und die erschreckende Erkenntnis, dass jemand in Gefahr sein könnte. Dazu kommt das auch die Stadt etwas irre spielt und so einige Bewohner sich schräg benehmen. Hannah ist in Alarmbereitschaft und eine verdammt gute Polizistin, die versucht, die Fäden zu entwirren und die neuen blutigen Taten zu verstehen. Denn so eine Profi-Killerin in der Stadt bringt auch noch andere auf dem Plan und Harparanda ist somit überhaupt nicht mehr verschlafen.

Dieser Serienauftakt hat verdammt viele Figuren und Erzählstränge, da muss man am Ball bleiben, um nichts zu verpassen. Das ist zum einen interessant, weil es die Figuren besser beleuchtet, geht aber auf Kosten der Spannung, die bleibt leider dadurch auf der Strecke. Dazu ist der Fall an sich schon ziemlich verstrickt und man muss ganz gut die Augen und Ohren offen halten. Für mich war hier zu viel gewollt. Die vielen Figuren waren doch recht blass und die Profi-Killerin zu überzogen, du meine Güte hier dachte ich, er will gar nicht mehr aufhören mit dem töten. Ich fand es zwar recht gut zu lesen und einige Ideen auch richtig gut umgesetzt, aber so ein richtiger Leseflow wollte sich einfach nicht einstellen. Ich denke, hier wäre wirklich eine filmische Umsetzung passender gewesen, denn das hätte richtig gut auf der Mattscheibe geknallt.

Nichtsdestotrotz fand ich die Leseerfahrung gut und so eine Kleinstadt hat ja immer was für sich und mit der Grenznähe kann man bestimmt noch viel anfangen. Wolfssommer ist wohl nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte, aber der Anfang ist getan und vielleicht kann der Autor das noch besser aufbereiten, dass man auch wirklich an den Seiten kleben bleibt.

Wolfsommer ist auf vielen Ebenen zu konstruiert und verliert durch seine vielen Figuren und deren Lebensgeschichte etwas an Spannung. Trotzdem war es ein Auftakt, der viele gute Ideen hatte und filmisch hervorragend daherkommen würde.
 
Henry und ich hätten ein bisschen mehr Spannung erwartet und so gibt es drei Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er sechs Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,2 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator. 
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.