Freitag, 28. September 2018

Rezension: Romy Fölck * Bluthaus


Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3431041118
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 2. Teil
Erscheinungsdatum: September 2018 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Frida ist erst mal auf den elterlichen Hof eingezogen und versucht die Erlebnisse zu verarbeiten. Dabei dreht sich die gleiche Frage immer wieder durch ihren Kopf, ist sie für den Polizeidienst noch bereit. Aber den Hof ihrer Eltern übernehmen, kommt für sie auch nicht infrage, momentan möchte sie einfach nur verdrängen. Nur hat Frida dazu keine Zeit, denn ein Hilferuf einer Freundin erreicht sie. In der Marsch wurde die Leiche einer Frau gefunden und ihre Freundin Jo gerät unter Verdacht. Alle Hilfe die Frida Jo anbietet, stößt auf taube Ohren und plötzlich ist Jo spurlos verschwunden. Besorgt, verwirrt, aber festentschlossen macht sich Frida auf die Suche nach ihr und folgt der Spur auf die Halbinsel Holnis und stößt dabei auf eine alte Geschichte, und einer schlimmen Bluttat, die die Bewohner immer noch nicht in Frieden lässt. Aber was hat das mit Jo zu tun? Kann Frida ihrer Freundin helfen? Und wird ihr dabei Bjarne Haverkorn helfen?

Meinung:
Endlich geht es mit den beiden Sympathieträgern Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn weiter. Wie werden die beiden zusammenarbeiten, was für ein Fall wird sie zusammenführen und wie entwickelt sich das alles weiter? Das und noch viele weitere Fragen, gingen mir beim Aufklappen des Buchdeckels durch den Kopf und dann war ich in der Geschichte versunken. Wie sie mir schlussendlich gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Frida ist nach den letzten Ereignissen noch völlig von der Rolle. Albträume bestimmen ihren Schlaf und viel Selbstkritik lassen sie an ihrem Beruf zweifeln. So flüchtet sie erst mal zu ihren Eltern, wohnt in ihrem alten Zimmer und hofft mit Abstand, eine Entscheidung für die Zukunft treffen zu können. Allerdings holen sie die Ereignisse schneller wieder ein, als ihr lieb ist. Denn auf einmal steht Jo vor ihr, ihre beste und einzige Freundin aus Internatszeiten. Beide haben eine schwere Jugendzeit hinter sich und ihre Geheimnisse für sich behalten und trotzdem verbindet sie eine feste Freundschaft. Frida hat das Gefühl, das Jo ihr was sagen möchte, aber bevor sie wirklich zu ihren Anliegen kommt, flieht sie auch schon wieder auf ihren Motorrad davon. Bis sie ein Anruf erreicht und Frida ihrer Freundin aufs Präsidium folgt, um sie auszuweisen. Dort erfährt sie von einem Mord, außerdem das Jo darin vielleicht verwickelt ist und Kriminalhauptkommissar Bjarne Haverkorn die Ermittlung aufgenommen hat. Frida findet das Verhalten von Jo ungewöhnlich, aber will ihr unbedingt helfen und so ist sie eher wieder auf den Posten, als ihr bewusst ist.

Bjarne Haverkorn ist momentan Strohwitwer und merkt immer mehr, dass ihm der Gedanke an eine endgültige Trennung von seiner Frau keinen Schrecken mehr einjagt, ganz im Gegenteil, der Gedanke an seinen wohlverdienten Ruhestand schmeckt ihn immer mehr. Aber dann kommt der Fall von Jo rein und auch Bjarne hat mit den Dämonen seines Berufes zu kämpfen. Die junge Frau kommt ihm verschlossen und sehr unnahbar vor. Was verschweigt sie und warum macht sie sich damit absichtlich verdächtig. Umso überraschter ist er, als sich Frida als Freundin herausstellt und er hin und her gerissen ist, zwischen polizeilicher Pflicht und der Sympathie für die junge Polizistin. So kommt es, dass er ermittelt, aber auch Frida in die Spur los schickt, weil sie sich eh nicht aufhalten lässt. Allerdings ist in seinem Leben nicht nur der Fall, der ihn Kopfschmerzen bereitet, sondern auch sein privat Leben nimmt ganz überraschend eine andere Wendung.

Romy Fölck strickt hier ganz klasse ihre beiden Figuren weiter zusammen. Beide tragen noch seelischen Verletzungen aus dem ersten Fall und lecken ihre Wunden, so kommen sie sehr zugänglich rüber und man begibt sich direkt auf eine persönliche Ebene. Man muss sie einfach gern haben, diese Zwei wachsen einen direkt ans Herz. Aber auch der Fall hat es in sich, alte Geheimnisse sind zu entwirren, eine Vergangenheit aufzuarbeiten und hinter die Kulissen zu gucken. Dabei verwendet die Autorin geschickt eine Figur aus der Vergangenheit, die uns in jedem Kapitel begegnet und uns ein Stück erzählt. Das macht das Ganze natürlich noch einem Ticken spannender, da man ja selbst mit ermittelt und versucht die Fäden zusammenzuknüpfen. Tja, und dann haben wir ja noch die knallharte Jo, die so unberechenbar und unnahbar wirkt und wir uns oft Fragen, was verbindet diese beiden Frauen überhaupt noch. Diese ganze Mischung ist äußerst gut umgesetzt, verdammt gut eingebettet und extrem unterhaltsam erzählt. Man stürmt regelrecht voran, verschlingt die Seiten und kann einfach nicht aufhören. Mannomann!

Bluthaus ist ein würdiger zweiter Teil, der an Spannung und Geheimnissen mithalten kann, der den Leser mitreißt und richtig gut unterhält. Die Figuren sind einfach wunderbar gezeichnet und für mich gibt es diesmal auch nix zu meckern. Frida hat mich überzeugt und diesmal ihre Spürnase gezeigt und auch Haverkorn ist trotz, turbulenten Privatleben, seiner Rolle als Polizist treu geblieben. Dazu noch der komplexe Fall und die wunderbare Landschaft, ob Marsch oder Meer, man war einfach durch die Beschreibungen der Autorin dort. Für mich richtig gute Lesestunden.

Bluthaus hat eine extrem gute Mischung, aus Mordfall, Privatleben und vergangene Geheimnisse. Viele Verstrickungen, so einige lose Fäden und zwei tolle Ermittler. Es macht trotz der Spannung unglaublich viel Freude, diese Krimis zu lesen und ich freu mich jetzt schon auf Band drei. Wie lange kann das wohl noch dauern!
 
Henry und ich haben wieder eine Krimireihe ganz nach unserem Geschmack gefunden und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:


ROMY FÖLCK wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Mit Mitte dreißig entschied sie, ihren großen Traum vom Schreiben zu leben. Sie kündigte Job und Wohnung und zog in den Norden. Mit ihrem Mann lebt sie heute in einem Haus in der Elbmarsch bei Hamburg, wo ihre Romane entstehen. Ihre Affinität zum Norden kommt nicht von ungefähr, verbrachte doch ihr Vater seine ersten Lebensjahre in Ostfriesland. TOTENWEG ist der erste Band ihrer Krimiserie um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn.



Paulsen/Haverkorn - Reihe:

https://www.genialokal.de/Produkt/Romy-Foelck/Totenweg_lid_34473753.html?storeID=barbers
1. Teil I Rezension


Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 26. September 2018

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherstreichler,

ich bin ja kein Freund von Horror Literatur und meide so etwas eigentlich konsequent immer. Aber wie alles im Leben, gibt es ja Ausnahmen und die ist Autor Mats Strandberg. Mit seiner Geschichte auf einer Fähre hatte er mich voll in den Fängen und ich hatte großes Kino. Nun hat dieser Autor etwas Neues am Start und das Cover ist schon extrem unheimlich, aber schaut doch mal hier:
 

Das Heim
Verlag: Tor
Erscheinungsdatum: 24.10.2018

Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren kehrt Joel zurück in sein Heimatstädtchen an der schwedischen Westküste, um seine demenzkranke Mutter zu pflegen. Seit ihrem Infarkt ist Monika nicht mehr dieselbe, und schweren Herzens bringt Joel sie im Seniorenheim unter, wo sie sich zunächst zu erholen scheint.
Doch schon bald verschlechtert sich Monikas Zustand: Sie magert ab. Wird ausfallend. Und spricht dunkle Geheimnisse aus, von denen sie eigentlich gar nichts wissen kann. Manche der Alten halten sie deshalb für einen Engel, andere für einen Dämon, und auch auf Joel wirkt seine Mutter, als wäre sie nicht sie selbst.
Eine von Monikas Pflegerinnen ist Joels Jugendfreundin Nina. Seit zwanzig Jahren haben die beiden nicht miteinander gesprochen, und so schmerzhaft sich ihre Wege damals getrennt haben, so schmerzhaft ist jetzt ihr Wiedersehen.
Und als sich die beklemmenden Vorkommnisse im Heim häufen, findet Joel ausgerechnet in Nina eine Verbündete, um dem Grauen entgegenzutreten.


Ist das nicht eine grusselige Mischung, verwirrte alte Menschen, Veränderungen und ungewöhnliche Vorkommnisse in einem Altenheim. Allein das Altenheim finde ich schon einen ungewöhnlichen Handlungsort und ist nicht unbedingt der Schönste, oder? Aber ich glaube, der Autor wird uns wieder das Fürchten lehren und an die Seiten fesseln. Habt ihr auch seinen Vorgänger gelesen? Mögt ihr gruselige Literatur? Und findet ihr das Cover auch so unheimlich? Wirklich wirklich unheimlich. Aber ich freu mich so auf filmreiche Lesestunden.

Ganz liebe Grüße
Eure, sich das Popcorn warm machen gehende, Sharon

Montag, 24. September 2018

BÜCHERPOST im August ...

Hallo meine Bücherflutbeherrscher,

ich bin diesmal spät dran euch meine Bücherneuzugänge zu präsentieren, aber der September ist immer ein voller Monat. Immerhin habe ich durch Geburtstage zu schiffen und eine Terminflut zu bewältigen, aber vorenthalten möchte ich sie euch auf gar keinen Fall. Diesmal ist der Stapel auch recht hoch geworden, irgendwie konnte ich mich nicht beherrschen. Oder der Monat August war sehr turbulent, denn Bücher machen mich ja glücklich. Aber nun gut legen wir einfach mal los. Ach, eins noch, die Bilder sind nicht so der Hit, denn das Licht war an diesen Tag echt nicht das feinste. Aber los gehts:

Der kleine Dexter Schatz ...

 
Wie immer beginne ich mit dem Buchhändler Stapel. "Bonfire" ist mir bei der Verlagsvorschau direkt ins Auge gefallen, weil die Autorin, die Schauspielerin von Jessica Jones ist und diese Serie mag ich. Das Buch klang auch noch richtig klasse und so hatte ich es vorbestellt. "Das andere Haus" hatte ich hier schon als Neues auf dem Büchermarkt vorgestellt und klingt nach einem richtig guten Thriller und das braucht man doch auch mal ab und zu, oder? Tja und dann war mal wieder Julia im Buchladen und wir zwei streiften durch die Buchreihen und klar gehen dann auch Bücher mit nach Hause. "Im Visier des Mörders" kennen wir beide noch nicht, waren aber sofort an Agatha Christie erinnert und ihre zehn kleine Negerlein, nur das es keine Insel ist, sondern ein Heißluftballon. Was bin ich gespannt. "Der Nebelmann" ist allerdings eine Empfehlung gewesen und im warmen August fand ich das Wintercover eine ziemlich gute Idee.
 
 
Und weil es beim Buchhändler einfach am schönsten ist, gleich noch ein Stapel. "Helle Tage, helle Nächte" hat Julia total gut gefallen und ich fand die Blaubeeren auf dem Umschlag so toll, naja es musste dann halt mit. "Soloalbum" bin ich Schuld, denn ich musste die Jubiläumsausgabe haben, weil Adriana Popescu in ihren Storys davon erzählt hat und ich doch leider immer so neugierig bin. SEUFZ! "Niemand weiß, wie spät es ist" hatte mir die reizende Julia schon einmal angepriesen und für sie ist es ein Buch gewesen, welches ihr immer noch gut in Erinnerung geblieben ist. Ach, es ist immer schlimm, wenn Julia da ist ...lach...

 
Dann kommen wir doch zu einem Stapel, der unbedingt sofort gelesen werden möchte und heiß ersehnt war. "Auf immer gefangen" ist der zweite Teil der "Königreich der Wälder" Reihe, und da der Erste so böse geendet hat, muss ich doch wissen, wie es weiter geht. "Das Gold der Krähen" ist auch so ein zweiter Teil und was habe ich darauf gewartet. BOAH! Ich brauche mehr Zeit, aber Gott sei Dank fangen nun die Herbsttage an und es wird hoffentlich gemütlicher.

 
Nun ein hübscher farblich abgestimmter Stapel. "Der Blumensammler" ist eine hübsche Geschichte mit drei verschiedenen Lebenslinien, und wie alle zusammenhängen, löst sich erst langsam auf. Ich habe es gerade beendet und muss es noch ein bisschen nachwirken lassen, Rezension wird folgen. "Ich war Diener im Hause Hobbs" klingt nach einer Geschichte mit verschleierten Wahrheiten und einen Blick hinter die Kuliessen. Ich mag so etwas und das Cover ist so stylisch. "Im Kern eine Liebesgeschichte" klingt doch einfach nach einer zauberhaften Geschichte und die Liebe kommt doch immer in Büchern drin vor und das Cover ist einfach entzückend. Ich mag Eichhörnchen und hatte erst letztens eins im Garten gesichtet, so plüschig.

 
Hier kommt ein Stapel außergewöhnlicher Geschichten. "Noch war es Nacht" geht um eine kaputte Ehe und die Tatsache, dass der Vater auf einmal verschwunden ist, aber wer steckt dahinter. Klingt nach Drama. "Der Tag endet mit dem Licht", wird von der Presse so gelobt und es geht um Künstler. Momentan fasziniert mich diese exentrische Szene unglaublich. "Guten Morgen, Genosse Elefant" war ein Überraschungsbuch vom Verlag und die lieben Worte dazu haben mich extrem berührt und ich bin gespannt auf diese Geschichte. Ich mag ja solche Empfehlungen.

 
Jetzt kommt der letzte Stapel und dieser ist der Spannung gewidmet. "Safe" hatte ich auch schon als Neues auf dem Büchermarkt vorgestellt und hier geht es ab in die Gangsterszene. "Vier Zwei Eins" hatte mich angesprochen, weil die Autorin das Drehbuch zu der Broadchurch Serie geschrieben hatte und diese Serie hatte ich total durch gesuchtet. So war ich sofort angetan und bin sehr gespannt. "Die Zügellosen" spielt in New York und handelt davon, wie ein Anwalt in ungeahnte Schwierigkeiten gerät. Fand ich extrem ansprechend. Dann habe ich Post aus dem wunderschönen Wien bekommen, denn der Wortreich Verlag hat sein Herbstprogramm herausgebracht und ich darf, "Ezsters Wende" und "Der Gott des Geldes" lesen. Jetzt ist nur noch die Frage, welches davon lese ich zuerst.

Nun ist der Streifzug, durch meine August Ausbeute schon vorbei und sind das nicht tolle Bücherschätze. Dieser wilde und bunte Mix wollte hier unbedingt einziehen und ist herzlich willkommen. Was mich besonders freut, ich habe schon eins davon begeistert gelesen. Der September läuft auch schon auf Hochtouren für mehr Bücher und wird mit Sicherheit nicht weniger ...hihi... aber was soll es, ich mag viele Bücher und zum Geburtstag darf man das. Wie sah denn euer August aus? Ist eins meiner Bücher vielleicht auch bei euch eingezogen? Und welches möchtet ihr am liebsten sofort lesen? Ach, Bücher sind was Feines.  

Ganz liebe Grüße
Eure, tief den Duft von neuen Buchseiten einatmende, Sharon 

Freitag, 21. September 2018

Rezension: Delphine de Vigan * Loyalitäten


Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13: 
978-3832183592 
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: September 2018
Übersetzer: Doris Heinemann 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Théo ist ein unauffälliger Schüler, still, selbstständig und schreibt gute Noten und doch hat seine Lehrerin ein komisches Gefühl bei Ihm. Auch die Mutter von seinem besten Freund beäugt die Freundschaft kritisch und misstrauisch. So ganz unbegründet ist der Verdacht auch nicht, denn hinter Théo stehen zwei zerstrittene Eltern, eine schlimme Scheidung und Kontakt untereinander schon lange nicht mehr. Théo muss so zwischen einer unglücklichen Mutter und einen depressiven Vater hin und her pendeln. Keiner will von anderen was wissen und jeder erdrückt ihn mit seiner Last. Das wird Théo zu viel, er ist mit diesen Leben überfordert und sucht dringend einen Ausweg. Diesen findet er in der Wärme von Alkohol und dem Taubheitsgefühl. Wie lang wird das gut gehen? Wem wird Théos zerbrochene Seele auffallen? Und wie weit darf Loyalität zu den Eltern gehen?

Meinung:
Delphine de Vigan hat ein neues Buch und wieder kein leichtes Thema gewählt. Loyalitäten begleiten uns unbewusst den ganzen Tag. Wir entscheiden nach Gefühl und Zuneigung, Verschweigen oder vermitteln, weil wir loyal zu jemanden stehen. Aber wo kommt das her, wann hört das auf und ist man immer gerecht? Das versucht die Autorin mit der Geschichte eines Scheidungskindes einzufangen und nimmt wie immer das Skalpell der genauen Beobachtung in die Hand. Ob mir diese Geschichte gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte wird aus mehreren Sichten geschildert. Da haben wir natürlich zuerst Théo, er ist zwölf und hat schon die Last zwei erwachsener zu tragen, nämlich die seiner Eltern. Als Scheidungskind muss er zwischen Vater und Mutter hin und her pendeln und darf keinen vom anderen erzählen. Er versucht es jedem Recht zu machen und wird von ihren Gefühlen erdrückt. Der Vater rutscht in eine Lebenskrise und Depression, Théo darf es aber keinem erzählen, so ist die Zeit bei seinem Vater extrem belastend. Aber sobald er bei der Mutter ist, muss er alles abstreifen und darf nicht zeigen, wie fertig er sich fühlt. Er wandert durch die starken Gefühlswelten seiner Eltern, deren Gefühle er nicht verletzten möchte, und muss dabei ein Minenfeld durchlaufen. So versucht er, seinem Alltag unbemerkt und fast durchsichtig zu überleben. Der einzige Lichtblick ist seine Freundschaft zu Mathis und das Geheimnis des Alkohols.

Da bekommen wir auch schon die zweite Sicht Mathis, der Théo schon lange zur Seite steht und seinem Freund bei seiner Trinkerei besteht. Erst ist es ein Spaß, aber bald fühlt sich Mathis nicht mehr wohl bei der Sache und macht sich Sorgen um seinen Freund. Er weiß das Théo zu Hause Probleme hat, kann sie aber nicht ganz greifen und ist hilflos. Aber auch bei Mathis zu Hause ist nicht alles in Butter und hier haben wir die nächste Stimme. Mathis Mutter Cécile hat mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen und entdeckt ein Geheimnis in ihrer Ehe, was diese komplett in einem anderen Licht erscheinen lässt. Aber obwohl sie damit mehr als ausgelastet ist, ist ihr die Freundschaft von ihrem Sohn Mathis mit Théo ein Dorn im Auge, da sie diesen Jungen merkwürdig findet und er einen schlechten Einfluss auf Mathis hat. So versucht sie immer wieder, Mathis zu überreden auch mit anderen Kindern sich anzufreunden.

Und die letzte Stimme ist Hélène, eine Lehrerin von Théo und die Einzige, die ahnt, dass mit Théo etwas nicht stimmt. Sie beobachtet ihn genau und merkt kleine Veränderungen, kann diese aber nicht so konkretisieren, dass das Schulamt was unternimmt. Aber sie bleibt am Ball und je mehr sie sich hineinsteigert, bringt sie sich selbst und ihren Job in Gefahr. Dabei kann sie sich vorstellen, was mit Théo nicht stimmt, da sie selbst ein Opfer von Missbrauch in der Kindheit war.

So wechselt die Geschichte ständig die Perspektive und wirft ein ganzes Spektrum an Loyalitätsfragen auf. Zum einen die Loyalität zu den Eltern, zur Freundschaft, zu seinem Partner und natürlich zur Schule. Alle befinden sich in irgendeiner Zwickmühle, keiner möchte so gern aus der Komfortzone raus und keiner wirklich was hinterfragen. Jeder ist mit der eigenen Last erdrückt und versucht sich ohne große Explosionen durch die Probleme zu schiffen. So wird ein Kind dazu genötigt für jeden Elternteil eine Rolle zu spielen und die Wahrheit für sich zu behalten, weil sie selbst zu feige sind. Man will es ja Mama und Papa recht machen, ein guter Sohn sein und geliebt werden. So sind wir erzogen, wir wollen geliebt werden und sind allein schon deshalb loyal. Delphine de Vigan ist selbst ein Scheidungskind und kann aus ganz persönlichen Gründen hier ein wirklich genaues Bild geben. Das beschreibt sie auch wieder ganz kurz und mit treffenden Worten, dass es direkt ins Herz trifft und man sich selbst in einigen Situationen wieder findet. Dieses kleine Buch hat eine unglaubliche Wucht in sich, man spürt die Ohnmacht, die Hilflosigkeit und die Wut und weiß, genau so ist sie, unsere Welt, in der wir nicht mehr richtig hingucken.

Loyalitäten ist ein starkes Buch, was mit Gesellschaftskritik, Offenheit und Weisheit ans Werk geht und ein ganz genaues erschreckendes Bild wiedergibt. Dabei packt es einem und berührt emotional sehr. Diese Autorin hat es wirklich drauf seine Leser Themen zu erklären und diese kritisch nachdenklich zurück zulassen. Dickes Kompliment dafür.
 
Henry und ich hatten trotz des ernsten Themas, eine ziemlich gute Zeit und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:


Delphine de Vigan, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ›No & ich‹ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ›Nach einer wahren Geschichte‹ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Bei DuMont erschien 2017 ihr Debütroman ›Tage ohne Hunger‹. Die Autorin lebt mit ihren Kindern in Paris.

Quelle: Dumont Verlag

Weitere Werke der Autorin aus dem Dumont Verlag:

https://www.genialokal.de/Produkt/Delphine-de-Vigan/Nach-einer-wahren-Geschichte_lid_29712191.html?storeID=barbershttps://www.genialokal.de/Produkt/Delphine-de-Vigan/Tage-ohne-Hunger_lid_32884930.html?storeID=barbers

 Rezension I --

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar. 


Mittwoch, 19. September 2018

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherabenteurer,

die kuschelige und gemütliche Jahreszeit beginnt und da muss doch auch die passende Literatur her. Wie wäre es da mit einem neuen Fantasy Epos zum Wegträumen, eintauchen und entführen lassen. Neue Welten entdecken, passt doch perfekt in die dunkle Jahreszeit. Kuscheldecke, Tee und dann Magie, Intrigen, Mut und viele verschiedene Figuren, das klingt doch nach tollem Kopfkino und eine perfekte Zeit. Findet ihr das auch so? Dann schaut mal hier:



Die Krone der Dunkelheit
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: 02.Oktober 2018

Magie ist in Thobria, dem Land der Menschen, verboten – doch Prinzessin Freya wirkt sie trotzdem. Und das nicht ohne Grund. Vor Jahren wurde ihr Zwillingsbruder entführt und seitdem versucht Freya verzweifelt, ihn zu finden. Endlich verrät ihr ein Suchzauber, wo er sich aufhält: in Melidrian, dem sagenumwobenen Nachbarland, das von magischen Wesen und grausamen Kreaturen, den Elva, bewohnt wird. Gemeinsam mit dem unsterblichen Wächter Larkin begibt sich Freya auf den Weg dorthin und muss ungeahnten Gefahren ins Auge blicken.
Zur selben Zeit setzt die rebellische Ceylan alles daran bei den Wächtern aufgenommen zu werden, welche die Grenze zwischen Thobria und Melidrian schützen. Ihr gesamtes Dorf wurde einst von blutrünstigen Elva ausgelöscht, und Ceylan sehnt sich nicht nur nach Rache, sondern möchte auch um jeden Preis verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht. Doch ihr Ungehorsam bringt sie bei den Wächtern immer wieder in Schwierigkeiten, bis sie schließlich bestraft wird: Sie soll als Repräsentantin an der Krönung des Fae-Prinzen teilnehmen. Dafür muss sie nach Melidrian reisen, in ein Land, in dem es vor Feinden nur so wimmelt.  
Und während sich die beiden Frauen ihrem Schicksal stellen, regt sich eine dunkle Macht in der Anderswelt, welche Thobria und Melidrian gleichermaßen bedrohen wird ...


Na, was sagt ihr zum Buch? Ich habe ja schon von Laura Kneidel Fantasy Bücher gelesen und habe mich mega gut unterhalten gefühlt, da ist was Neues doch immer einen Blick wert. Die Autorin ist gerade aber auch mega fett im Geschäft und schreibt wie am Fließband, aber ich freu mich sehr für sie und das es auch wieder Fantasy gibt. Also, was soll ich lange um den heißen Brei herumreden, ich freu mich darauf. Wer denn auch? Wer hat schon was von ihr gelesen? Und steht dieses Buch auch auf eurer Wunschliste?

Ganz liebe Grüße
Eure, sich vor Vorfreude die händereibende, Sharon

Montag, 17. September 2018

Rezension: Jess Kidd * Heilige und andere Tote

Gebundene Ausgabe: 382 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832198909
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2018
Übersetzer: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Maud Drennan ist Sozialbetreuerin und bekommt einen besonders schweren Fall zugeteilt. Viele ihrer Kollegen haben schon aufgegeben und nun ist sie die letzte Chance von Cathal Flood. Ein alter Antiquitäten- und Kuriositätenhändler, der seit dem Tod seiner Frau allein lebt und sich alle Fremden mit Beschimpfungen und seinem überfluteten Messie-Anwesen vom Leib hält. Aber er hat die Rechnung ohne Maud gemacht, diese behält die Ruhe, geht mit einer Unerschrockenheit gegen Müll und Bewohner an und lässt sich nicht in die Flucht schlagen. Obwohl sie Bridlemere mehr als unheimlich empfindet und sie über einige Geheimnisse zu stolpern droht. Denn ihr werden Botschaften zugespielt und diese lassen vermuten, das Mr. Flood auch noch eine Tochter hatte. Aber wo ist sie? Und warum spricht er nicht von ihr? Tja, und was ist mit seinem Sohn? Denn diese Verbindung ist durch Hass durchwoben. Maud möchte am liebsten gar nix wissen, wird aber wegen ihrer Freundin zur Detektivin und bekommt Unterstützung von einigen Heiligen, die nur sie sehen kann.

Meinung:
Ich habe mich schwer in das Debüt der Autorin verliebt gehabt und konnte die Freude kaum bändigen, als ich hörte, dass nun ein zweites Buch an den Start geht. Ihre Gesichten aus Geheimnissen, Menschenschicksalen und ihren Geistern sind so wunderbar sprachlich verstrickt und herrlich zu lesen. Nun steht also eine Sozialarbeiterin im Mittelpunkt und ihr folgt eine ganze Horde schrulliger Heiliger. Das wird bestimmt ein Spaß, und ob es einer wurde, erzähle ich euch nun.

Maud Drennan ist in ihrem Job richtig gut und deshalb auch der letzte Versuch für Mr. Flood, bevor es sonst ins Altenheim geht. Sie bewahrt stoische ihre Ruhe, flippt nicht direkt aus und kämpft einfach unerbittlich weiter. Sie stellt sich Dreck, Müll und Mr. Flood im Weg, und ob er will oder nicht, so langsam zeigt es Wirkung. Dabei ist Maud alles andere als innerlich ruhig, denn auch sie hat eine Vergangenheit und ihr Päckchen zu tragen, das sie in Form einer Horde Heiliger hinterher rennt. Diese verstorbenen Märtyrer kann nur sie sehen und auch hören und das ist nicht immer toll. Und da sie nun für Übernatürliches empfänglich ist, bekommt sie in dem Haus Botschaften zugespielt. Zuerst erreicht sie auf ganz dramatischem Weg ein Foto, was ein Geschwisterpaar zeigt, wo das Gesicht des Mädchens ein Brandloch hat. Erst will sie es wegtun, aber dann zeigt sie es doch Renata, ihrer Vermieterin und Freundin und diese liebt Kriminalfälle. So kommt es, das sie beide anfangen detektivisch vorzugehen. Allerdings spitzt sich die Lage immer mehr zu und es tauchen nicht nur neue Botschaften auf, sondern auch Gewalt, dass ihre Ermittlung unterbinden soll. Aber sie ist nicht gewillt klein beizugeben und ihre Heiligen unterstützen sie dabei.

Was soll ich sagen, klingt gut und ist gut. Ich mochte Maud unglaublich gern und das gilt irgendwie für alle Figuren im Buch, ob Gut oder Böse. Sie alle haben so eine tolle Aura und sind so liebevoll beschrieben und in Szene gesetzt, dass man sie einfach sieht und gern mehr Zeit mit ihnen hätte, als die Buchseiten hergeben. Dann die unglaubliche Wortwahl der Autorin, ihre Beschreibungen, ihre fast schon poetischen Verknüpfungen lassen einen einfach herrlich seufzen, dabei ist der Inhalt manchmal gar nicht nett. So gibt es schlimme Szenen und diese werden aber so unglaublich mit Worten geschildert, das man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen muss, um die Genauigkeit zu bekommen, aber genau das macht das Magische an den Geschichten aus. Es sind nicht nur die Geister, sondern die Wörter. Aber auch die Geister haben es in sich, zynisch, schlecht launig und doch zauberhaft in ihrer Schrulligkeit. Ich bin immer wieder total entzückt, wie toll sie das alles hinbekommt und aus einem Familiendrama solch ein Hokuspokus erwachen lassen kann. Ah, ich habe noch den einzigartigen Mr. Flood vergessen zu erwähnen, aber ich glaube, denn muss jeder selber kennenlernen.

Heilige und andere Tote ist wieder herrlich skurril, aber mit dem gewissen magischen Etwas, was einfach einmalig ist und wahnsinnig gut unterhält. Schicksale werden geheimnisumwoben verpackt und mit warmherzigen Figuren ausgestattet. Entdecken und mit rätseln wird inklusive mitgeliefert. Ach, ich möchte mehr, viel mehr, solcher magischen Bücher.
 
Henry und ich hatten unbändige Lesefreude und vergeben dafür die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:
 


Jess Kidd hat Creative Writing an der St. Mary’s University in Twickenham studiert. Seit 2011 unterrichtet sie dieses Fach. Bei DuMont erschien 2017 ihr Debütroman ›Der Freund der Toten‹, der auf der Krimi-Bestenliste stand. Die Autorin lebt mit ihrer Tochter in West London.

Quelle: Dumont Verlag

Weitere Werke der Autorin:

https://www.genialokal.de/Produkt/Jess-Kidd/Der-Freund-der-Toten_lid_31876516.html?storeID=barbers

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar.