Freitag, 1. April 2022

Rezension: Wolf Haas * Müll

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten 
ISBN-13: 978-3455014303
Preis: 24,00 EUR 
E-Book: 16,99 EUR 
Reihe: 9. Teil
Erscheinungsdatum: März 2022 

 

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Inhalt:
Der Tatort ist ein Mistplätze und genau dort unter eigentlich ordnungsgemäßer Entsorgung findet man ein Knie in Wanne 4 für Sperrmüll. Wo ein Knie ist, da ist der Rest nicht weit, denken sich die anderen Mistler und der Wetteifer ist gestartet. Bevor die Polizei dem Einhalt gebieten kann, ist die Leiche fasst komplett, nur das Herz fehlt. Die Kripo ist sprachlos, wütend und verärgert, was denken sich bloß diese Müllmänner und wollen die Mannschaft zusammenstauchen, da dreht sich Simon Brenner mit seinem Snoopy-Kaffeebecher um und verweist sie auf die Kamerabilder, die sie bestimmt schon gesichert haben. Somit ist erst mal Ruhe, aber für Brenner geht es jetzt erst los, denn der Fall nimmt sich seiner an und das Chaos bricht los. Worein ist der Brenner da gestolpert? Wo wird er das Herz vom Toten finden? Und welche Probleme werden nun dazu kommen?

Meinung:
Ich bin ja Brenner-Neuling und kenne bis heute nur Teil acht und nun Teil neun und kann begeistert sagen, Wahnsinn. Wie bitteschön kann man so süffisant schreiben und einem damit umhauen, da hat man an jeden Satz seinem Spaß und frisst sich durch die Geschichte. Oh, jetzt habe ich es vorweggenommen, dann erzähle ich euch nun, warum ich so hingerissen bin.

Allein die Figur Simon Brenner bekommt schon den Aufdruck „Original“, denn gibt es nicht noch einmal ein wahres Unikum. Nun ist der Brenner bei den Mistlern gelandet und fühlt sich bei der Truppe ganz wohl, aber nicht nur das, er ist auch noch Bettgeher geworden und das ist nochmals ein ganz eigenes Thema. Eigentlich sollte es ruhiger in seinem Leben werden, aber er zieht die Sonderheiten regelrecht an. So musste ja eine Leiche irgendwann auf dem Mistplätze auftauchen, aber nicht nur das, auch seine Vergangenheit damals bei der Kripo hält wieder Einzug in seinem Leben. Der Alexander Kopf ist nun leitender Ermittler und den hat er ausgebildet und seine Sprüche von damals sind auch noch heute legendär. So wollte der Brenner nix damit zu tun haben und doch holt ihn der Fall ein und zwar in Form der Tochter des Toten, tja und der Brenner halt Menschenfreund pur. So lernt er die Iris kennen, geht mit dem Kopf einen trinken und verstrickt sich immer mehr in Körperteile, Organhandel und einem neuen Fall. Aus der Nummer kommt er nicht mehr raus und so muss er seine alten Instinkte aktivieren und seiner Spürnase nachgehen.

Wolf Haas kann so richtig schön süffig schreiben, von spitzfindig zu tagesaktuell umspringen und nicht nur unterhalten, sondern auch einen Hieb auf unsere Gesellschaft geben. Das macht er aber so charmant und mit Fingerspitzengefühl, das es die Geschichte eher perfekt macht als unangenehm begleitet. So muss sein Hauptprotagonist einiges erleben und nicht alles geht ohne blaue Flecken aus. Dieser brummige ältere Herr, denn Brenner ist im gesetzten Alter aber kein bisschen Lebensruhiger und so fällt er mit dem Fall auch in einige Katastrophen. So hilft er der Iris mit dem Praktikanten, der hilft den Kurierfahrer mit der Festplatte und diese Festplatte gehört der Transportfirma, welchen den Toten auf den Mistplätze verfrachtet hat. So gibt es viele skurrile Figuren, einige Lebensgeschichten und jede Menge Verwirrspiel. Aber Brenner hat ja kriminalistische Instinkte und immer ein gutes Händchen für brenzlige Situationen und so kommt der Leser auf seine Kosten.

Absolut großartig erzählt, ironisch, humorvoll und schwarz wie die Hölle, was für ein Spaß, ich sag euch ein Engländer kann es nicht besser. Dazu ist es auch noch anspruchsvoll und hebt sich deshalb so herrlich von einem Krimi ab. Wolf Haas hat in mir einen neuen Leser gefunden, der sich nun auch die alten Fälle vorknöpfen möchte, weil dieser Erzähler mit seinem Erzählten einfach genial sind. Dieser Autor nimmt so schön viel auf die Schippe, verbiegt, wo er verbiegen kann und haut auch ganz gern mit Klischees um sich und genau das macht es auch irgendwie realistisch und passend für diese Welt. Ich mag diesen Erzählstil total und laufe unglaublich gern mit Brenner durch Wien und liebe es deshalb noch ein bisschen mehr.

Müll ist eine turbulente Suche nach einem Herz und der Vergangenheit. Meisterlich erzählt, originell und mit jeder Menge schwarzem Humor ein wahrer Leckerbissen.
 

Henry und ich hatten jede Menge Spaß und dafür gibt es fünf Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:
 
 
Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Seine Brenner-Krimis erscheinen ab 1996 in acht Bänden, zuletzt Brennerova (2014). Die Romane Das Wetter vor 15 Jahren erschien 2006, Verteidigung der Missionarsstellung 2012 und Junger Mann 2017 bei Hoffmann und Campe. Wolf Haas lebt in Wien.
 
Quelle: Hoffmann und Campe  
 
Vielen lieben Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für das Rezensionsexemplar.    
 

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