Donnerstag, 29. Januar 2015

Rezension: Neil Gaiman * Der Ozean am Ende der Straße

 
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
ISBN-13: 978-3847905790
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 13,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Oktober 2014

 
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Inhalt:
Nach der Beerdigung in seinem alten Heimatort überkommen dem namenlosen Protagonisten Kindheitserinnerungen. So fährt er nicht gleich zum Leichenschmaus, sondern entflieht dem allen, um auf den Spuren seiner Kinderbeinen zu folgen. Sie führen ihn zu der Stelle, wo er früher gewohnt hat, aber er merkt das reicht ihm nicht. Seine Füße ziehen ihn zu dem Bauernhof ganz am Ende der Straße, zum Ententeich, wo er sich auf eine Bank setzt und daran denkt wie er Letti Hempstock kennen gelernt hat. Diese behauptete der Teich wäre ein Ozean, durch den man in eine andere Welt gelangen könnte. So sitzt er da, genießt die Ruhe und merkt es wird Zeit, Zeit sich zu erinnern, was damals geschehen war. Wer ist Letti? Gibt es wirklich eine andere Welt? Und warum erinnert er sich erst jetzt?

Meinung:
Was habe ich mich gefreut, als ich gelesen habe, dass Neil Gaiman einen neuen Roman herausbringt. Ich mag seine Art zu erzählen unheimlich gern, wie er uns in andere Welten entführt, uns mit unserer konfrontiert und das alles so märchenhaft verpackt, das es im ersten Moment gar nicht zu spüren ist. Ich finde er hat es diesmal auch wieder hervorragend umgesetzt und mich wieder verzaubert.
Nachdem sich also sein älteres Ich an seine Kindheit erinnert hat, lernen wir also den kleinen Jungen kennen. Der doch so einige Probleme in der Familie hat und nicht weiß, wie er in dem Alter von 7 Jahren damit umgehen soll. So ist es für ihn ein großes Abenteuer die Hempstocks kennenzulernen, drei Frauen aus drei Generationen, die zusammen einen Hof bewirtschaften. Für ihn ist das ganz unvorstellbar, denn bei ihm zu Hause gibt es eine ganz bestimmte Rangordnung, so können wir auch erahnen, zu welcher Zeit die Geschichte spielt. Dabei entdecken wir auf den Hof viel Fantastisches und Zauberhaftes, das es klar ist, hier herrschen andere Gesetzte und so muss Lettie in die andere Welt, um dort für Ruhe und Ordnung des Gleichgewichts zu sorgen, damit in unserer Welt wieder alles so weitergeht, wie es soll. Dabei nimmt sie unseren kleinen Mann mit und es passiert, wie es passieren soll, was Ungeplantes, was die Geschichte ändern soll und hier beginnt erst das Abenteuer.
Mehr möchte ich einfach nicht verraten, denn die ganze Geschichte ist viel zu komplex, um diese in einfache und schnelle Worte zu verpacken. Neil Gaiman beherrscht es mit Symbolik und parallelen Welten zu spielen und alles Ineinanderfließen zulassen. Dazu bedient er sich, einer Sprache, die zugleich verzaubert, aber auch brutale Szenen beschreibt, und so für Gänsehaut sorgt, aber auch für einen Sog in eine andere Welt. Zwischendrin überrascht er einen immer wieder mit seinen poetischen Sätzen und der Weisheit darin, die man erst gar nicht direkt wahrnimmt, einen aber umso mehr treffen. Außerdem mag ich einfach auch diese Melancholie, die in seinem Geschichten mitschwingt, aber auch den Glauben daran, dass alles Gut werden kann. So hat er sich diesmal, oder eigentlich wie so oft, der tiefen Freundschaft bedient, dem blinden und festen Vertrauen und die eigene Aufgabe für jemand anderen. Dieses Buch, so dünn, wie es scheint, ist prall gefüllt und diese Lesereise auf jeden Fall wert.
Wer sich verzaubern lassen möchte, aber trotzdem der grausamen realen Welt nicht entflieht will, sollte Neil Gaiman entdecken. Dabei muss man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen können und manche Metapher vielleicht sogar zweimal, um sie richtig zu deuten, aber es lohnt sich. Außerdem hat er hier über die Treue und Freundschaft von Katzen geschrieben, was ihm natürlich noch mehr Pluspunkte verschafft hat, die er aber nicht gebraucht hätte. Ich kann euch diesen kleinen Buchschatz nur ans Herz legen, geht und entdeckt den Ozean, er hat so viel zu bieten und zu entdecken und vielleicht ist er ja auch bei euch am Ende der Straße zu finden.
 
Henry und ich wurden wieder in eine Geschichte hineingezogen und verzaubert, das sind verdiente fünf Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:

Neil Gaiman hat über 20 Bücher geschrieben und ist mit jedem namhaften Preis ausgezeichnet worden, der in der englischen und amerikanischen Literatur- und Comicszene existiert. Geboren und aufgewachsen ist er in England. Inzwischen lebt er in Cambridge, Massachusetts, und träumt von einer unendlichen Bibliothek.



Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe Velag für das  Rezensionsexemplar.

8 Kommentare:

  1. Eine wunderschöne Rezension zu einem fantastischen Buch!!! Hast du richtig toll geschrieben, liebe Sharon und am liebsten würde ich die Geschichte gleich nochmals lesen und ich bin mir sicher, dabei würde ich wieder andere Dinge entdecken, als beim ersten mal lesen.
    Ganz liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo mein lieber Uwe,

      ganz herzlichen Dank für deine Worte und ich finde die Rezension auch gut gelungen und mag sie gerne selber lesen ...lach... und ich finde es ja so süß, dass ich dich zum Wiederholungsleser animiere ...lach.... Aber du hast recht, eine zweite Reise, ist dieses Buch bestimmt wert :-)

      Hab einen schönen Abend
      Inga

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  2. Klingt das toll! Das Buch ist direkt auf meine Wunschliste gewandert =)

    LG
    Anja

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    1. Hallo Anja,

      wahnsinn! Dankeschön, das freut mich wirklich sehr zu lesen! Und wenn es soweit ist, ganz viel Spaß mit deinen Ozean :-)

      Ganz liebe Grüße und hab ein schönes Wochenende
      Sharon

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  3. Mich hast du jetzt auch neugierig gemacht :) Ich hatte schon ein paar Mal etwas von dem Buch gelesen, aber jetzt scheint mir, ich muss es wirklich mal lesen!

    Liebe Grüße
    Anna

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    1. Hallo Anna,

      es ist natürlich alles Geschmacksache, aber ich liebe seine Geschichten und seinen Schreibstil und verliere mich gern darin. Also kann es von mir ja nur ein JA! geben und zwar unbedingt LESEN! Tauch ab und entdecke diese Welt mit ihren Tiefen :-) Ich wünsche dir ganz viel Spaß, wenn es soweit ist :-)

      Ganz liebe Grüße und hab ein schönes Wochenende
      Sharon

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  4. Grüß Dich, Inga.

    "Es bleibt die Phantasie, die uns beschwingt, uns Dinge erkennen läßt und Wahrheiten anspricht. Es ist die Phantasie des eigenen Gedanken, den Demagogen & Hasstreiber fürchten, weil sich dadurch all die Abscheulichkeit ihres Wütens offenbart. Phantasie bleibt die Karte, die jedem Nebel des Unwissens den Schrecken zu nehmen vermag."
    (F. Claire Serine)

    Ich denke, ein doch passendes Zitat zum Thema.

    bonté

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    1. Servus Robert,

      da hast du ja wieder wunderbare Worte gefunden und ja, ich finde sie passen ganz gut :-)

      Hab einen schönen Feierabend
      Inga

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