Montag, 30. Mai 2016

Rezension: Fiona Barton * Die Witwe


Broschiert: 432 Seiten
Verlag: Wunderlich
ISBN-13:
978-3805250979
Preis: 16,99 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: Mai 2016
Übersetzer: Sabine Längsfeld


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Jean Taylor versteckt sich in ihrem Haus und fragt sich, wann denn nun endlich dieser Medienterror aufhört, gibt diese Kleinstadt denn nie Ruhe? Dabei war es doch so gut in ihrem Leben, ein hübsches Haus, ein liebender Gatte und dann verschwand die kleine Bella und ihr Leben geriet aus den Fugen. Als nämlich die Polizei vor der Türe stand und Glen, ihren Mann, für ein Verhör mitnahm. Jetzt ist Glen tot und der Wahnsinn hört immer noch nicht auf, jeder will wissen, was sie, als Ehefrau, wusste. War Glen der Täter? Hat er das kleine Mädchen entführt? Und wo ist Bella? Weiß Jean mehr, als sie uns zugeben möchte?

Meinung:
Als ich damals auf dieses Buch aufmerksam gemacht wurde, war ich sofort angetan, denn die Autorin war Prozessbeobachterin und stellte sich immer die Frage, was geht in den ruhigen, stillen Ehefrauen vor, während sie hinter ihrem Mann, dem Verbrecher, stehen und Zusammenhalt symbolisieren. Ich fand deshalb diese Idee, genau so einen Roman zu schreiben absolut großartig und so musste ich diese Geschichte einfach lesen.

Die Autorin lässt ihre Geschichte aus vielen verschiedenen Blickwinkeln berichten. Da haben wir die Journalistin, die sich zuerst um die Mutter des verschwundenen Mädchens kümmert und diese, durch vorgetäuschte Freundschaft, auf Informationen lauert. Sie schafft es, die Witwe zum Interview zu überreden und bekommt ihre Story. Weiter haben wir den Polizisten, der sich in den Fall festbeißt, an die Schuld von Glen glaubt und händeringend um Beweise kämpft. Allerdings erleidet er mehr Schiffbruch, als den Täter dingfest zumachen. Und natürlich Jean, die Frau vom Monster, die zu ihrem Mann hält und an seine Unschuld glaubt, oder zumindest glauben will. Was sie wirklich weiß und in welchen Stadien sie was erfährt und ob ihr zu glauben ist, erfahren wir durch ihre Augen. Das sind die drei großen Erzählerstimmen, die uns in den Fall hineinschauen lassen und uns ihre Eindrücke schildern.

Die Geschichte beginnt mit Glens Tod und dem immer noch anhaltenden Spuk der Medien im Hause Taylor. Jean ist mit dem Allen allein und überfordert. So kann es schnell passieren, dass man von einer Journalistin überrumpelt wird und in einem Hotel landet, um das Interview des Jahres zu geben. Jean hält dort inne und kehrt zu den Anfängen zurück, wir Leser bekommen durch die Rückblenden, so die ganze Geschichte erzählt. Tja, und das macht die Autorin ganz schön geschickt, denn wir wissen nie wohin die Ermittlungen gehen und tappen im Dunklen rum, denn wer hat hier den richtigen Riecher und Recht.

Wir haben eine Ehefrau, die sich unterordnet und ihren Mann machen lässt und nie hinterfragt. Glen ist ihre große Liebe und sie kann es immer noch nicht glauben, das er sie zur Frau genommen hat. Ich hatte bei Jean ein leichtes Vorstellungsproblem, denn sie ist viel jünger, als sie von ihrer Art her beschrieben ist. Für mich kommt sie aus einer Zeit, als es noch nicht wirklich die Gleichberechtigung gab und so wirkte sie oft schon wie eine ältere Frau in den Sechzigern, als ende dreizig. Immer wieder erwischte ich mich dabei, sie mir alt, grau und mit Dauerwelle vorzustellen, statt einer attraktiven Frau. Das führte natürlich in der Geschichte zu einigen Unklarheiten. Außerdem hält sich Fiona Barton sehr lange mit ihrer Entwicklung auf, ich hatte oft das Gefühl, das sie jedes winzige Detail erzählen möchte und damit gerät doch einiges zu Langatmigkeit. Man merkt einfach, dass sie Beobachterin war und jede Bewegung eine Bedeutung beigibt, leider verliert sich so auch ein bisschen die Spannung, allein die Frage, was nun mit Bella ist und wo sie steckt, hält einen an der Geschichte fest und lässt einen weiter lesen.

Ich persönlich finde, dass das Konzept der Witwe gut gemacht wurde und es die Leser, die gern mal etwas ruhigere Töne mögen, gern mal hinter die Fassade schauen und auch gern den einen oder anderen Gerichtsroman lesen, interessieren könnte. Für alle die Spannung und große Erwartungen haben, sage ich gleich Finger weg. Es ist wie eine Gerichtsverhandlung, etwas lang, aber mit großem Effekt bei der Urteilsvergabe.

Henry und ich fanden die Entwicklungen sehr interessant, aber ein Stück kürzer, hätte nicht geschadet, so gibt es vier Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin: 

Fiona Barton wurde in Cambridge geboren und arbeitete lange bei der «Daily Mail», beim «Daily Telegraph» und bei der «Mail on Sunday». Für ihre Tätigkeit gewann sie den britischen Preis «Reporter of the Year». Viele Jahre war sie als Prozessbeobachterin und Gerichtsreporterin für verschiedene Medien tätig. Heute arbeitet sie als Medientrainerin. «Die Witwe» ist ihr erster Roman. 

Quelle: Rowohlt Verlag

Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 


2 Kommentare:

  1. Salut, Inga.
    In solchen Fällen öffnen sich Abgründe allethalben & dem mehr bis minder geneigten Krimikonsumenten ist in solchen (fiktiven) Fällen nicht viel unvorstellbar. Motivationen laßen die Bestie "Mensch" das Handeln übernehmen.
    Was das anhängliche Schattendasein von Jean Taylor angeht, so fußt der Ansatz der Autorin durchaus im realen Leben; junge, westliche Frauen, die offensichtlich 150 Jahre Gleichberechtigungsstreben für entbehrlich halten, sind keine wirkliche Seltenheit.
    Während die auftrabende Journalistin Anstand, oder auch nur beruflichen Ethos für ähnlich entbehrlichen "Ballast" hält.
    Wirklich ein feines Sammelsurium an Figuren. :-)
    Gibt der Roman denn gar keinen positiv eingestellten Charakter preis!?

    Lilium longiflorum passen ausgesprochen zum Titel des Buches.

    Und Dexter modellt inzwischen sehr gekonnt, der alte Charmeur.

    bonté

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    1. Guten Morgen lieber Robert,

      dieses Buch hatte schon so seinen Reiz und wer bitte braucht hier positive Charakter, ich fand nämlich keinen unsysmatisch oder unangenehm, alle eben, sehr passend gewählt. Nur das ich bei Jean eben in meinem Kopf eine ältere Dame festgesetzt hat ...lach... aber es gibt ja auch junge Menschen, die sich schon alt geben!
      Die Autorin hat uns schon gut unterhalten mit ihrem Spiel der Ungewissheit.

      Dexter ist schon ein ganz Süsser :-)

      Schönen Samstag noch
      Inga

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