Freitag, 2. Juni 2017

Rezension: Durian Sukegawa * Kirschblüten und rote Bohnen


Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832198121
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2016
Übersetzer: Ursula Gräfe 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Sentaro ist unglücklich mit seinem Leben, alles läuft anderes als erwartet und nun steht er immer noch in einem Imbiss und muss Dorayaki verkaufen, um seine Schulden zu begleichen. Bis ihn eines Tages eine alte Frau anspricht und den Aushilfsjob möchte, im ersten Moment lehnt Sentaro ab, in ihren Alter und dann mit diesen verkrüppelten Händen, nein, das geht nicht. Aber Frau Yoshii ist hartnäckig und möchte unbedingt in seinem Laden helfen und so knickt Sentaro ein, aber er besteht darauf, dass sie nur bei der Zubereitung der Bohnenpaste hilft und nicht im Verkauf. So entwickeln beide ein ganz neues Ladenkonzept, weg mit der Fertigpaste und her mit besser und leckerem Dorayaki und schon bald macht es sich im Umsatz bemerkbar. Aber nicht nur der Laden verändert sich, sondern auch Sentaro und aus dem einst resignierten Mann, entwickelt sich jemand der sich für sein Tun doch noch begeistern kann. Frau Yoshii und ihr Chef werden Freunde, aber was so gut begann, wird sich schnell wieder ändern. Was passiert mit dem Imbiss? Kann Sentaro noch sein Lebensinhalt finden? Und was hat es mit Frau Yoshii‘s Händen auf sich?

Meinung:
Diese kleine, aber feine Geschichte ist mir damals beim Erscheinen schon aufgefallen, bestimmt wegen der zauberhaften Aufmachung und wahrscheinlich auch deshalb, weil es einen Kinofilm gibt, aber erst auf nachdrücklicher Empfehlung habe ich es nun gelesen. Tja und was soll ich sagen, es lohnt sich, diese berührenden Figuren kennenzulernen.

Im Vordergrund steht Sentaro, einsam, unglücklich und mit sich sehr unzufrieden. Für eine Dummheit in der Jugend büßt er jetzt sein ganzes Leben und diese Frustration spiegelt sich in seinem Leben wieder. Er hat keine Lust auf Dorayaki und auf diesen Imbiss, er macht das nur wegen seinen Schulden. Allerdings hat er auch nichts anderes, was ihn glücklich macht und so trinkt er abends einfach ein bisschen zu viel. Schnell von den Leuten genervt, wird er von Frau Yoshii mehr als nur überrumpelt, sie stellt ihn einfach immer eine Gegenfrage und das bringt Sentaro immer total aus dem Konzept. Zuerst möchte er sie abwimmeln, aber dann kommt doch ein bisschen der Geschäftsmann durch. Trotz seiner Bedenken stellt er Frau Yoshii ein und blüht regelrecht auf, in seinem Reich.

Und so kommen wir zu Frau Yoshii, ich mag eigentlich gar nicht viel verraten, denn ihre Lebensgeschichte ist so tragisch, traurig und berührt einem sehr und das möchte ich vorab nicht kaputtmachen. Sagen wir so, ihre Vergangenheit ist schrecklich und mit diesen Auswirkungen hat sie immer noch zu kämpfen. Aber trotzdem versprüht sie so einen Lebenswillen, ist spitzbübisch und einfach ein Herz von einer Seele. Sie tut Sentaro, dem Imbiss und allen Leckermäulern in Schuluniform gut, man könnte einfach sagen, sie ist die Seele des Imbiss. Wenn da nicht ihre Hände wären und die vielen Menschen, die tratschen und Gerüchte verbreiten. Diese Figur habe ich schnell ins Herz geschlossen und ich bewundere sie immer noch für ihre Lebenskraft, beeindruckend.

Diese Geschichte wird ruhig erzählt, aber entwickelt dabei eine unglaubliche Kraft und bedient ein Thema, welches wir alle nicht wirklich vor Augen haben. Man kann deshalb einfach nicht aufhören zu lesen, da man wissen möchte, gibt Sentaro auf? Oder was genau hat nun Frau Yoshii? Diese ganzen Fragezeichen hält der Autor lange in der Schwebe und zieht einen so durch die Seiten. Aber man empfindet es nicht als schlimm, man ist von der Entwicklung an sich fasziniert, wie eine alte Dame, Lebensgeister weckt, und wie sich auch trotz großer Altersunterschiede Freundschaften finden. Diese zarten Bande sind einfach wunderbar beschrieben und zeigen wieder, dass das Leben an den unglaublichsten Stellen Licht hat und Hoffnung spendet. Ach, noch eins Wakana unser Schulmädchen auf dem Cover spielt natürlich auch eine Rolle, aber tragend sind einfach Sentaro und Frau Yoshii.

Für mich ein trauriges, aber auch hoffnungsvolles Buch, was zeigt, wie Freundschaft unser Leben beeinflussen kann und das es im Leben immer noch eine Abbiegung gibt, um glücklich zu werden. Schön erzählt und in absoluten Zeitgeist. 

Henry und ich hatten unglaublich viel Spaß mit dieser Geschichte und vergeben somit die vollen Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:
 

 
Durian Sukegawa, geboren 1962, studierte an der Waseda-Universität in Tokio Philosophie. Er schreibt Romane und Gedichte, außerdem ist er in Japan als Schauspieler, Punkmusiker und Fernseh- sowie Radiomoderator bekannt. ›Kirschblüten und rote Bohnen‹ (DuMont 2016) war in Japan ein Bestseller und wurde von Naomi Kawase als Beitrag für Cannes 2015 verfilmt.

Quelle: Dumont Verlag

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar.


6 Kommentare:

  1. Huhu!

    Das Buch fand ich auch wunderschön, ein absolutes Highlight! Mein Mann hat sich den Film angeschaut, ich habe das Buch gelesen, und wir fanden beides jeweils sehr bewegend. :-)

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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    1. Hallo liebe Mikka,

      der Mann liest nicht so gern? Dann habe ich das gleiche Exemplar zu Hause. Aber Filme schauen macht er auch gern, allerdings mit mir zusammen. Hast du den Film nicht gesehen?
      Auf jeden Fall ist diese Geschichte wirklich leise und fein, genau meins und deshalb freu ich mich schon auf das neue Buch vom Autor.

      Danke für deinen Besuch und liebe Grüße
      Sharon

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    2. Huhu Sharon,

      mein Mann liest schon, allerdings hauptsächlich Sachbücher und Gedichte. (Ich weiß, interessante Mischung!) Ich überlege gerade, warum ich eigentlich nicht mit ihm im Kino war, um "Kirschblüten und rote Bohnen" zu schauen... Vielleicht war ich krank, oder gerade in Kur? Irgendwie sowas, schätze ich.

      LG,
      Mikka

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    3. Servus Mikka,

      Gedichte und Sachbücher, das ist aber eine spannende Mischung! Also kennst du den Film noch gar nicht, na dann wird es doch Zeit, das zu zweit nachzuholen ...lach... Ich möchte den Film allerdings auch noch anschauen. Mit Mann natürlich :D

      Hab einen schönen Abend
      Sharon

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    4. Huch, der Link war ja falsch...

      Huhu!



      HIER habe ich deinen Beitrag verlinkt!

      LG,
      Mikka

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    5. ... ich hatte schon den richtigen gefunden, aber Danke.

      Schönen Sonntag
      Sharon

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