Dienstag, 15. November 2022

Rezension: Nicolas Barreau * Tausend Lichter über der Seine

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Rowohlt  
ISBN-13: 
978-3463000176
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Oktober 2022
 
 
 
 
Inhalt:
Joséphine ist das schwarze Schaf der Familie, erfolgreiche Eltern, zwei Schwestern, die beruflich nicht nur glänzen, sondern auch mit Bilderbuchfamilien aufwarten. Und sie ist „nur“ Übersetzerin, lebt in einer kleinen Wohnung und ihr Freund ist leider mit einer anderen verheiratet. An einem regnerischen Novembertag kommt ihr Leben aber noch mehr aus dem Tritt. Sie bekommt zwei Briefe und diese sollen ihren Lebensweg verändern. Der eine kündigt an, das ihr arbeitgebender Verlag zum Jahresende schließt und sie sich um neue Aufträge kümmern muss. Der andere Brief eröffnet ihr, dass ihr Onkel verstorben ist und er ihr sein Hausboot hinterlassen hat. So kann vielleicht Joséphine aus ihrem Dilemma etwas Gutes machen und die Zeit mit dem Erlös aus dem erinnerungsschweren Boot überbrücken. Aber da hat Joséphine die Gleichung ohne den derzeitigen Mieter gemacht, der kein bisschen davon abweicht und auf Erfüllung seines Vertrages besteht. Wie kommt Joséphine nun an ihr Hausboot? Wie wird sie diesen bärbeißigen Mieter los? Und welche Liebesgeschichte versteckt der verstorbene Onkel auf seinem Boot?

Meinung:
Nicolas Barreau kann man immer lesen, kein anderer beherrscht es so sehr, den Charme und den Zauber von Paris einzufangen und zu beschreiben. Man spürt einfach den Puls der Stadt, sieht das Licht in der Seine glitzern und spürt die kühle Luft auf den Wangen. Nun also mal ein Hausboot, eine verpeilte Übersetzerin, eine anspruchsvolle Familie, ein geheimnisvoller Fremder und viele kleine Dramen. Klingt nach beherzter Unterhaltung und ob es diesmal auch so war, erzähle ich euch nun.

Joséphine hat es mit ihrer Familie nicht einfach nicht nur das sie das Netzhäkchen ist, nein, sie bleibt auch karrieremäßig weit hinter den Erwartungen der Eltern zurück. Sie hätte alles werden können und ist doch nur Übersetzerin. Aber nicht nur das ist ein Fiasko, nein, mit Mitte dreißig ist sie auch noch unverheiratet und erscheint immer allein zu Familienfeiern. Immer muss sie sich erklären, immer kommen brisante Fragen von der kleinen schlaumeierischen Nichte und immer steht sie im Fokus für Ratschläge und guten Willen für ihr Leben. Mit schrecken denkt Joséphine an Weihnachten, aber dieses Jahr soll alles anderes werden, denn Luc hat ihr nach drei Jahren versprochen, nun endlich mit seiner Frau zu sprechen und endlich zu ihr zu stehen. So häufen sich die Wünsche, Träume und Hoffnungen und doch steht alles unter keinen guten Stern. Tja, und zu allem Überfluss muss sich unsere Heldin mit diesem Hausbootmieter Maxime rumschlagen, der irgendwie immer mehr in ihrem Leben auftaucht und dem es anscheinend Spaß macht, sie zu ärgern. Joséphine atmet einmal tief ein und wieder aus und nimmt den Kampf mit Maxime und ihrem missratenen Leben auf.

Nicolas Barreau enttäuscht nicht, es liegt Pariser Flair in der Luft, der Zauber vor Weihnachten erblüht und auch unsere Protagonistin lässt einen nicht kalt zurück. Sie beschreibt eigentlich recht gut die Probleme der Zeit, Single, nicht erfolgreich und möchte doch einfach nur geliebt werden. So schifft sie ein bisschen im Leben herum und findet nicht so recht den Weg. Dazu kommt, dass sie sich von ihrer Affäre seit Jahren blenden lässt und nur halt und Verständnis von ihrem besten Freund Cedric erfährt. So war mir Joséphine einfach sympathisch, man begleitet sie gern und amüsiert sich auch gern über ihre kleinen Fettnäpfchen, denn diese trifft sie immer zielsicher. Ihre Treffen mit Maxime sind deshalb unglaublich unterhaltsam, weil sie so richtig schön an ihm vorbei erzählt, ohne richtig zuzuhören, und er amüsiert sich köstlich, was sie natürlich zur Weißglut bringt und doch ist da ein Anker, ein Halt, ein Mitverschwörer, wenn es um die Erinnerungen an ihrem Onkel geht.

Ich hatte somit herrliche Lesestunden mit Joséphine und ihrem etwas aus dem Ruder gelaufenen Leben. Herrlich, wie sie sich findet, zauberhaft, wie sie in ihrer Welt umher schwebt, um wieder hart in der Realität zu landen. Der Verlagsansatz unterhält auch wieder köstlich und Maxime ist ein wunderbarer Geheimniskrämer. Doch so richtig wollte sich die Liebesgeschichte der beiden nicht einstellen, das war mir am Ende doch zu schnell, zu platt, zu kitschig. Da hat mir eine Szene dazwischen gefehlt, aber das ist auch wieder Jammern auf hohen Niveau, denn an sich hatte ich meinen Spaß mit der Lektüre und eine Reise nach Paris, die ich nicht missen möchte.

Tausend Lichter über der Seine ist nicht das stärkste Buch vom Autor, aber wie immer charmant, Paris lastig und wunderbare romantische Unterhaltung mit Witz.

 

Henry und ich lieben dieses Parisflair und vergeben vier Bücherpunkte:

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Über den Autor: 

 
Nicolas Barreau hat sich mit seinen charmanten Paris-Romanen ein begeistertes Publikum erobert. Sein Buch «Das Lächeln der Frauen» brachte ihm den internationalen Durchbruch. Es erschien in 36 Ländern, war in Deutschland mit weit über einer Million verkauften Exemplaren «Jahresbestseller» und wurde anschließend verfilmt sowie in unterschiedlichen Inszenierungen an deutschen Bühnen gespielt. In «Die Zeit der Kirschen» erzählt der Autor die Geschichte seiner unvergesslichen Helden Aurélie und André fort. Auch mit «Die Frau meines Lebens», «Eines Abends in Paris» sowie «Du findest mich am Ende der Welt» bezauberte der Autor seine Leserinnen und Leser.
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.  
 

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