Donnerstag, 10. März 2016

Rezension: Tom Hillenbrand * Der Kaffeedieb

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: KiWi
ISBN-13:
978-3462048513
Preis: 19,99 EUR
E-Book: 17,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: März 2016




Inhalt:
Obediah Chalon ist ein verarmter Adeliger, der sich aber trotzdem, wie jeden Morgen einen Kaffee im Londoner Kaffeehaus gönnt. So auch am 21. September 1683, wo er seinen Gedanken nachhängt und sich über seinen neusten Clou der Fälscherei freut, bis ihn die Politik alles zunichtemacht. Er gerät immer mehr in die Abwärtsspirale, bis man ihm ein lukratives Angebot macht. Da der Kaffee in osmanischer Hand ist und jeder, der nur daran denke, an eine Kaffeepflanze zu kommen mit dem Tod bestraft wird, will man ihn trotzdem, das Unmögliche wagen lassen. Obediah soll mit finanzieller Unterstützung der Vereinigten Ostindischen Compagnie eine Truppe zusammenstellen und das Abenteuer angehen. Wird diese Reise ein Erfolg werden? Kann Obediah überhaupt solch ein Unternehmen leiten? Und ist ihm überhaupt bewusst, welche Mächtigen er dadurch auf dem Plan ruft? Europa brodelt und das Abenteuer beginnt.

Meinung:
Ein neuer Roman von Tom Hillenbrand, da spitze ich die Ohren, da kribbelt es in meinen Fingern und da schaute ich echt nicht schlecht. Eine historische Geschichte? Aus seiner Feder? Obwohl er uns doch immer mit kulinarischen Krimis versorgt, oder mit einem Blick in die Zukunft. Egal, ich muss es lesen und es geht ja um Kaffee, der Droge schlechthin. Außerdem habe ich schon lange nichts mehr historisches gelesen gehabt, also ist das doch der perfekte Zeitpunkt.

So dachte ich und bin über die ersten Seiten eingeschlafen. Daran ist gar nicht mal das Buch Schuld, aber man sollte sich für so einen Roman Zeit nehmen. Für mich war der Einstieg recht hart zu lesen, nach dem ganzen anstrengenden Bürotag, dann mich ins 17. Jahrhundert zu denken und  Obediah zu folgen, war für mich am Anfang ein bisschen schwer, denn seien wir mal ehrlich, so eine Geschichte muss sich erst mal aufbauen. Der Leser muss sich zuerst in die Zeit einfinden, den Hauptprotagonisten kennenlernen und dann seiner Misere und deren Konsequenzen folgen wollen. Dafür hat sich der Autor genug Zeit genommen und damit ein Rund um Bild des Europas jener Zeit geschaffen. Wir haben Kriege, Intrigen, Religionsfragen, Handelskomplotte, Arm und Reich sehr nah beieinander und überhaupt einen bunten Mix aus Kostümen und Sprachgestaltung. 

Odediah Chalon ist eine Figur seiner Zeit, eigentlich besitzt er nichts und möchte trotzdem zu den Großen gehören. Er ist intelligent, stolz und liebt es seinen Verstand zu gebrauchen, knifflige Probleme zu lösen, Clous auszuhecken und sorgt so für einige Schmunzler, weil er mit Menschen nicht unbedingt so viel anfangen kann. Er ist ein Virtuoso, ein Möchtegern Forscher, der sich für alles interessiert, aber nicht wirklich, was schafft, der gern mitredet und seine Meinung unter seinesgleichen vertritt, ein Briefeschreiber. Zu Beginn fand ich ihn recht gewöhnungsbedürftig und ein bisschen fade, aber er entwickelt sich und wird mit Seite um Seite interessanter und sympathischer. Überhaupt hat sich der Autor hier ganz individuelle Figuren einfallen lassen. Ich möchte hier gar nicht auf jeden Einzelnen eingehen, aber sie sind so unterschiedlich, richtige Persönlichkeiten und das Beste, beim Lesen hat man ein Gesicht im Kopf und kann alle problemlos voneinander unterscheiden. Tom Hillenbrand hat hier wirklich ganz tolle exzentrische, wunderbare Figuren geschaffen und sie sehr mit Leben gefüllt.

Nachdem ich also den Anfang überstanden hatte, war ich drin. Ich steckte mitten im Abenteuer, bin in einer Verfolgungsjagd geraten, habe die Gischt von Kanonenkugeln, die ins Wasser klatschen, im Gesicht gespürt, habe wild mit gefochten und habe der Audienz beim Sonnenkönig beigewohnt. Diese ganze Reise ist so aufregend, spannend und man ist voll dabei, und als ob das nicht schon großartig genug wäre, spinnen sich auch noch um unsere Kaffeebande politische Intrigen zusammen. Es ist wie ein richtiger Klassiker zu lesen und machte mir genauso Spaß. Je tiefer man in der Geschichte ist, umso schlechter kann man aufhören, es ist, als ob einem die Zeit mit abläuft. Tom Hillenbrand spinnt hier ein wahres Netz aus Zeit, Geschichte, Figuren und lässt es sehr harmonisch zusammenwirken und ich muss gestehen, ich fühlte mich so wohl, wie in einem Musketier Abenteuer. Bis auf die kleinen Längen am Anfang ist dies ein wirklich farbenprächtiges Kopfkino der feinsten Güte gewesen.
 
Henry und ich mochten unsere Abenteuerreise ins 17. Jahrhundert sehr und vergeben vier Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:
 
Tom Hillenbrand, geboren 1972, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Ressortleiter bei Spiegel online. Seine Sachbücher und Romane – darunter die kulinarischen Krimis mit dem Luxemburger Koch Xavier Kieffer als Ermittler – haben sich bereits hunderttausende Male verkauft, sind in mehrere Sprachen übersetzt und standen auf der Spiegel-Bestseller- sowie der Zeit-Bestenliste. Für seinen Roman »Drohnenland« wurde er u.a. mit dem Glauser-Preis für den besten Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet. 

Quelle: KiWi Verlag

Vielen lieben Dank an den Kiwi Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 

2 Kommentare:

  1. Hi meine Liebe <3,

    eine schöne Rezi und das Buch steht schon seit deiner Vorstellung auf meiner WuLi und da bleibt es auch! Ich bin schon gespannt, wie es mir gefallen wird und "Drohnenland" wollte ich auch schon lange gelesen haben.... ja, ja, ja..... :)

    Drück dich und ganz liebe Grüße,
    Uwe :*

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    1. Servus Uwe,

      wie schön das dir das Buch immer noch gefällt und du es auch lesen möchtest und ich kann dir sagen, wenn man erst mal drin ist, will man mehr! ...hüstel... Drohnenland habe selbst ich noch nicht gelesen, aber man kann ja auch nicht immer alles :-)

      Drück dich zurück und liebe Grüße
      Inga

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