Freitag, 12. August 2016

Rezension: Lucy Inglis * Worte für die Ewigkeit

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Chicken House
ISBN-13:
978-3551520876
Preis: 19,99 EUR
E-Book: 9,99 EUR bis 31.08.2016
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum:
Printausgabe September 2016
eBook Juli 2016
Übersetzer: Ilse Rothfuss




Inhalt:
Hopes Mutter hat entschieden, das sie aus beruflichen Gründen, den Sommer in Montana verbringen werden, ob sie nun will oder nicht. Gefrustet und widerwillig packt sie ihre Sachen und ergibt sich ihrem Schicksal, einen Sommer aus Langweile zu überleben. Erst am Flughafen reißen Hopes Gewitterwolken auf, denn der Rangersohn Cal holt sie ab und der lässt ihr Herz höher schlagen. Die Landschaft und das Leben von Montana sind so anders und die ersten Tage sind das reinste Abenteuer und es wird noch turbulenter, denn Hope findet ein Tagebuch, aus einer Zeit, wo das Land noch wilder und in Umbruchsstimmung war. Geschrieben hat es die junge Emily, die auf Reisen war und durch ein Unglück bei Nate gelandet ist. Was wird Emily erlebt haben? Und warum ist diese Geschichte so wichtig für Hope? Welches Schicksal teilen die beiden Frauen? Und kann sich das Vergangene wiederholen?

Meinung:
Diese Geschichte spielt auf zwei Ebenen, zum einen haben wir das Montana 1867, rau, wild und für eine junge Frau sehr gefährlich und zum anderen die Gegenwart mit Hope, die es auch nicht leicht hat, gegen ihre resolute Mutter anzukommen. Beide Geschichten drehen sich um Freiheit, Erwachsen werden und um den Willen, selber sein Leben so zu leben, wie Emily und Hope es möchten. Dazu kommt noch ein tiefer Blick in die Geschichte des Landes, die Übernahme der Siedler, die Ausrottung der Büffel und Indianer und deren Auswirkungen ins Hier und Jetzt. Ein wirklich tolles Thema und ich fand es gut umgesetzt, schade das es solche Bücher so selten gibt.

Fangen wir mit Hope an, denn so fängt auch das Buch an, mit einem Mädchen, was packen muss. Ihre Entscheidungsfreiheit beruht immer auf den Wünschen ihrer Mutter, denn diese möchte immer nur das Beste für ihr Kind und merkt nicht dabei, dass sie es übertreibt und ihre Macht zu weit ausnutzt. Hopes Mutter untergräbt nämlich ihre Wünsche im Kern und selbst die aufblühende Romanze zu Cal ist dieser ein Dorn im Auge. Schnell sind Vorurteile und ihre eigenen schlechten Erfahrungen mit Männern das Thema und Hope soll sich fügen. So spüren wir Leser schnell eine große Sympathie für dieses junge Mädchen und hoffen und bibbern mit, dass sie einen Weg finden wird, Stärke zu entwickeln und endlich ihre Träume auch aussprechen zu dürfen. Natürlich ist Cal auch nicht von schlechten Eltern und hat selbst ein Auge auf dieses Mädchen geworfen, aber seine Vergangenheit hält ihn zurück. Bis er sie mit auf einen Ausflug nehmen muss, wo beide aufeinander angewiesen sind und von einem Tagebuch Unterstützung bekommen.

Emily ist von England auf den Weg zu ihrer eigenen Hochzeit, mit einem Mann, den sie noch nie begegnet ist. Dabei kommt ihr kleiner Trupp nur langsam voran und letztendlich passiert ein schlimmes Unglück und sie ist die einzige Überlebende. Ihr Retter ist ein ungewöhnlicher Mann, er passt nicht richtig zu den Siedlern und auch nicht zu den Indianern, er lebt allein und einsam und Emily fühlt sich wie eine Gefangene. Nate sieht es nämlich nicht ein, sie zurückzubringen. Stück für Stück muss Emily ihre wohlgeborene Erziehung über Board werfen und sich dem rauen Leben öffnen, der Schönheit der Landschaft, der Einfachheit des Lebens und dem Glück auf einem Pferd zu reiten. Emily und Nate sind ein ungewöhnliches Paar, er liebt die raue und wilde Einsamkeit und sie kämpft mit dem Korsett ihrer Erziehung, aber genau diese Gegensätzlichkeit macht sie zu etwas Besonderen und lässt uns Lesern einfach nicht los. Wir wollen Emily wachsen sehen, sehen, wie die Freiheit schmeckt und welchen Weg sie einschlagen möchte. Tja, und außerdem ersehen wir uns natürlich einen Kuss, nur Mal am Rande.

Diese beiden Ebenen verwebt die Autorin sehr geschickt, dabei wählt sie, zwei verschiedene Erzählstile, während wir Hopes Geschichte flüssig und aus der dritten Person erzählt bekommen, ist es bei Emily ganz anderes. Sie erzählt ihre Geschichte nämlich Nate und wir Leser fühlen uns ein bisschen voyeuristisch, da ihre Worte ja nicht für uns bestimmt sind. Das macht es aber auch so besonders, denn wir erleben alles nochmals mit, ihr erstes Aufeinandertreffen, ihren ersten Pferderitt, ihren Ausflug in die Welt der Indianer und vieles mehr. Dadurch blüht vor unseren Augen eine wahre Wucht an Bildern auf. Die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar eingefangen und werden wirklich malerisch im Kopf abgespielt. Auch die Lebenssituation wird so gut widergespiegelt und eröffnet uns ein Leben, was in der Moderne kaum vorstellbar ist. Aber auch Emilys Gefühle, Zerrissenheit, Unwissen, vieles, was sie nicht verstehen kann und ihre inneren Zwänge. Das gibt ein allumfassendes Bild der Frau wieder, wie sich die Gesellschaft zur damaligen Zeit sie gewünscht hat. Andere Zeit, andere Zwänge, hat Hope auszuhalten und zu überstehen. Ihr Leben ist vielleicht nicht, vom rauen und schweren Leben geplackt, aber sie hat auch zu kämpfen, denn ihr Cal hat mit den Auswirkungen der geschichtlichen Vergangenheit zu kämpfen und der Machtlosigkeit dessen Volkes. Noch heute werden sie untergraben und herum geschupst, diese Thematik müsste viel mehr Publicity bekommen und ist für mich immer noch eine Schande.

Großartig, was die Autorin hier geschaffen hat, moderne und Vergangenheit vereint, zwei Paare ihre Liebesgeschichte gelassen und ein Fingermerk gesetzt. Auch wenn ich zum Ende einiges, ein bisschen Hollywood fand, bin ich sehr angetan und begeistert und möchte wieder mehr solche Bücher entdecken, denn ich konnte es nicht aus den Händen legen.
 
Henry und ich wurden förmlich in unseren Reader hineingesogen und erst nach Ende wieder hinausgespuckt, so gibt es die vollen Bücherpunkte:
 
__________________________________________________________________________
  
Über die Autorin:


Lucy Inglis ist Historikerin und hat sich auf das 18. Jahrhundert spezialisiert. Ihr Blog Gregorian London, für den sie mehrfach ausgezeichnet und der von internationalen Zeitungen und Zeitschriften hochgelobt wurde, ist inzwischen Sekundärquelle für Studenten und Institutionen. Mit ihrem Mann und dem Border Terrier lebt sie im Schatten der St Paul's Cathedral in London.



Vielen lieben Dank an den Chicken House Verlag für das  Rezensionsexemplar.

6 Kommentare:

  1. Liebe Inga,
    irgendwie ist es komisch, aber ich finde das Buch jetzt im Nachhinein viel besser als direkt nach dem Lesen. Es ist zwar für mich immernoch kein Lieblingsbuch, aber doch viel besser als beim Lesen. Ich mochte die Gegenwart nicht so gerne vor allem durch den Schreibstil. Den fand ich in der Vergangenheit viel viel besser.

    Liebst, Lotta

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebste Lotta,

      ich fand es toll, das es Mal wieder ein Buch über ein Stück Geschichte gibt, was ganz gern von der USA verschwingen wird, wie so vieles! Und die Verpackung fand ich sehr gut gewählt und der Stil mal überraschend anders :-) Ich habe es wirklich gern verschlungen ...lach... bin vielleicht auch erblich vorbelastet, da meine Mutter ein kleiner Indianer Fan ist und ich jetzt alle ihre Bücher bekommen habe ... Und die Geschichte erinnerte mich an eins ihrer Bücher und das Schlimme, diese Qualen und Erniedrigungen gibt es heute noch ... aber genug! Schön das es dir doch noch gut gefallen hat :-)

      Drück dich
      Deine Inga

      Löschen
    2. Meine liebste Inga,
      ich habe dich in meiner Rezension verlinkt. :*

      Liebst, Lotta

      Löschen
    3. Liebe Lotta,

      du bist ein Schatz! Ich fühle mich sehr geehrt, als zweite Meinung benannt geworden zu sein :-)

      Dafür einen dicken Drücker
      Inga

      Löschen
  2. Hallo ;-)
    Vermerkt habe ich mir dieses Buch schon längst, doch deine sehr ansprechende Rezension verstärkt den Kaufwunsch. :D
    Besonders neugierig bin ich auf das Geschick der Autorin was die beiden Zeitebenen und ihre Stile betrifft.
    Ich danke dir.
    Liebste Grüße, Hibi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Hibi,

      ich kann dir das Buch nur ans Herz legen und mir hat das Tagebuch richtig gut gefallen und die Gegenwart war einfach ein bisschen durchatmen ... Ich kann dir jetzt schon viel Spaß und Lesevergnügen wünschen :-)

      Ganz lieben Dank für deinen Besuch.
      Sharon

      Löschen

Mit dem Absenden deines Kommentars bstätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datentschutzerklärung von Google gelesen und akzeptiert hast.