Montag, 14. Juni 2021

Rezension: Theresa Hannig * König und Meister


Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Edition Roter Drache
ISBN-13: 
 978-3968150147
Preis: 15,00 EUR
E-Book: 4,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Februar 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Ada König wird von ihrem Vater zum Essen eingeladen und wie so oft gehen sie alten Traditionen nach. Gleiche Uhrzeit, gleiche Gaststätte und gleiches Essen, nur das ihrem Vater, was auf der Seele liegt und er ihr was Wichtiges mitteilen möchte. Aber die Jahre haben die Beziehung zwischen Vater und Tochter etwas auseinandergebracht und so hört Ada nur mit halbem Ohr ihrem Vater zu. Auf der Rückfahrt sehen sie Rehe und ehe sich Ada versieht, kommen sie von der Straße ab und überschlagen sich. Ihr einziger Gedanke ist nur bitte nicht ich bitte nicht ich. Aber kann so ein Wunsch ohne Folgen bleiben? Der Vater liegt nach dem Unfall in Koma und Ada fragt sich die ganze Zeit, was wollte er ihr sagen. Und kann es sein, dass sie verfolgt wird? Wird Ada mit einem Besuch in ihrem Elternhaus schlauer? Und hat sie nun aus Versehen einen Pakt mit dem Teufel geschlossen?

Meinung:

Theresa Hannig ist für mich keine Unbekannte, denn ich hatte schon ihren Roman „Die Optimierer“ gelesen und fand diesen richtig klasse. Diesmal geht sie aber nicht in die Zukunft und lässt Science-Fiction mit der Wirklichkeit verschmelzen, sondern lässt hier ein bisschen das Unheimliche mit einfliessen. Ein Spannungsroman mit übersinnlichem Einfluss, ob mir das auch gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Ada König ist jemand, der für seinen Beruf entflammt, aber auf der sozialen Schiene auf der Strecke bleibt. So ist ihr Freundeskreis gleich null und ihr einziger Kontakt ihr Vater, aber dieser steckt in seiner Welt fest. Früher war ihr Vater ihr ein und alles, er war der König ihrer Welt, aber mit zunehmendem Alter sieht man manche Dinge klarer anders und man wundert sich über sich selbst. Nun passierte dieser Autounfall und Ada ist allein, ihre Mutter ist beruflich sehr eingespannt und hat ihr Kind schon lange sich selbst überlassen und so ist Ada gerade voll überfordert. Aber nicht nur das, sie hat Schuldgefühle, übermächtig und drängend, denn sie hat nur für ihr eigenes Leben gebeten und nicht auch für ihres Vaters. Was hat sie da nur geritten?!? Jetzt nagt nicht nur, dass schlechte Gewissen und ihre Albträume an ihr, sondern in der Klinik begegnet sie dem „Verbrannten Mann“ und fühlt sich ständig beobachtet. Bis ihr der Kragen platzt und sie sich dem stellen will, dem Pakt über Leben und Tod und der Preis, der dafür verlangt wird. Nun muss Ada drei Aufgaben erfüllen, damit sie ihr Leben normal weiterleben kann. Eine Reise beginnt in die Vergangenheit, zu ihren eigenen Leben und der Wahrheit.

Dieser Mysterythriller lässt sich richtig gut lesen, hat an den richtigen Stellen Gänsehauteffekte und ich liebe es, wenn die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Dazu noch jede Menge interessante und unbeugsame Figuren, deren Vergangenheit zu manchem Schauer beim Lesen einlädt. Ada hat wirklich Eltern, die es in sich haben, der Vater, der sich als Lehrer berufen fühlt und mehr in sein Leben hineininterpretiert, als da ist. Und eine Mutter, die sich dem Dorfleben entzieht und lieber Karriere macht, als Ehefrau und Mutter zu spielen. Wie kann man da gescheit heranwachsen soll, ist echt fraglich. Tja, und meine Lieblingsfigur ist Elvis, ein junger Mann, der bettelt und den Ada auf ungewöhnlicherweise kennenlernt. So wird es nie langweilig, sondern sorgt für einen Lesesog, weil man einfach mehr herausfinden möchte. Komische Familie, komisches Haus und ein Baum der Meister heißt, klingt doch irre. So steckt in dieser Geschichte nicht nur der Aspekt von was ist, wenn ich einen Pakt mit dem Teufel abschließe, sondern wohin führt mich der Blick in die Vergangenheit. Was ist mit den Eltern passiert? Warum ist die Beziehung gescheitert? Und was könnte damals vorgefallen sein?

Theresa Hannig hat einen richtig feinen Spannungsroman geschrieben, der mit einigen Überraschungen aufwartet und nicht gleich zu entwirren war. So machte es Spaß zu lesen und mitzurätzeln. So manches ergibt nämlich nicht immer direkt Sinn und wird erst später klarer. Dazu noch die Familienstudie, denn wenn man Familie hat, hat man immer was zum mitreden und diese ist echt nicht ohne. Dazu noch das dörfliche Umfeld mit seinen Eigenheiten, das rundet die Geschichte nochmals fein ab.

König und Meister ist ein Mysterythriller, der spannend, abwechslungsreich und mit einer guten Portion Schauer ausgestattet ist. Ich habe es gern gelesen und so manch eine Frage schwirrt noch im Kopf herum.
 
Henry und ich mochten diese Mischung und hatten großen Lesespaß, dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
Theresa Hannig wurde 1984 in München geboren. Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und VWL an der LMU München arbeitete sie u.a. als Softwareentwicklerin und SAP Beraterin. Ihr erster Roman Die Optimierer wurde mit dem 1. Stefan-Lübbe-Preis und dem Phantastik-Literaturpreis Seraph 2018 für das beste Debüt ausgezeichnet.
Hannigs zweiter Roman Die Unvollkommenen (Shortlist Phantastikpreis der Stadt Wetzlar 2020) erschien 2019. Theresa Hannig liest und diskutiert ihre Romane an Schulen im Rahmen des Deutsch- und Ethikunterrichts. Zudem spricht sie als Speakerin über Themen wie Gesellschaft & KI, Demokratie & Überwachung, Zukunft der Arbeit und Frauen in der digitalen Welt.  

 
 Vielen lieben Dank an den Edition Roter Drache für das  Rezensionsexemplar.
 

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