Montag, 26. September 2016

Rezension: Kristin Hannah * Die Nachtigall


Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Verlag: Rütten & Loening
ISBN-13:
978-3352008856
Preis: 19,99 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2016
Übersetzer: Karolina Fell 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Vianne und Isabelle sind zwei Schwestern, die nicht unterschiedlicher sein könnten und doch müssen sie mit der gleichen Katastrophe umgehen, nämlich dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Während Vianne von ihrem Mann erfährt, dass er an die Front muss, ist Isabelle wieder mal von einer Schule geflogen und versucht bei ihrem Vater in Paris ihr neues Leben zu beginnen, aber dann marschieren die deutschen Soldaten ein und sie muss zu ihrer Schwester aufs Land flüchten. Beide gehen sehr unterschiedlich damit um, Vianne versucht nicht aufzufallen und ihre kleine Familie zu beschützen, in dem sie tut, was man ihr sagt, aber Isabelle spürt die Wut und die Kampfeslust in sich und wird zur Rebellin. Kann Isabelle einen Weg für die Freiheit finden? Wird Vianne ihre Familie beschützen können? Welchen Preis müssen Sie für ihren Kampf bezahlen? Und werden sie überhaupt das Kriegsende miterleben?

Meinung:
Ich mag ehrlich gesagt solche Bücher gar nicht gern. Immerhin ist diese Geschichte auch ein bitterböses Zeugnis der deutschen Vergangenheit und mein damaliger Geschichtslehrer hat dieser Zeit zwei Schuljahre gewidmet. Ehrlich gesagt war der Lehrer schauderhaft und leider müssen wir nach so vielen Jahren, immer noch für diese Schrecken geradestehen. Andererseits finde ich es auch gut, dass man nicht vergisst, man soll verzeihen, aber niemals dieses Grauen vergessen. So fand ich, dass es mal Zeit für solch ein Buch wird, immerhin erzählt es aus der Sicht von zwei Frauen in Frankreich, was mehr als interessant war und wie, erzähle ich euch jetzt.

Beiden Schwestern ist der Krieg nicht ganz fremd, immerhin war ihr Vater im Ersten Weltkrieg an der Front und kehrte völlig verändert nach Hause zurück. Dann starb auch noch die Mutter viel zu früh und so standen beide allein da, denn ihr Vater fühlte, sich nicht in der Lage für beide Kinder da zu sein. Während Vivanne die Älteste unter völligem Schock stand und sich dann auf dem Weg nach Liebe machte, entwickelte sich Isabelle zur trotzköpfigen, sturen jungen Frau, die sich nichts sagen lässt und nach Anerkennung sucht. So gehen auch beide sehr unterschiedliche Wege und müssen sich Nöten und Grausamkeiten stellen.

Vianne bleibt allein mit ihrer Tochter im Haus auf dem Land zurück, während ihr Mann, ein Postbote, in den Krieg ziehen muss. Ihre Liebe musste schon einige große Probleme überwältigen und nun steht wieder ein Kampf an, der Kampf ums Überleben. Das kleine Dorf wird von Deutschen eingenommen und sogar in ihrem Haus muss sie einen Soldaten, einen Hauptmann, Quartier gewähren. Vianne steht immer unter Beobachtung und die Zeiten werden immer schwerer und ihre Familie zu beschützen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ständig kommen neue Grausamkeiten dazu, die Schrecken werden größer, und geliebte Menschen verschwinden spurlos. Was mir an Vianne gefallen hat, war ihre Natürlichkeit. Am Anfang war sie recht naiv und beugte sich schnell ihrem Schicksal, aber dann entwickelt auch sie Kampfeswillen und ging große Risiken ein, um ihren Gegnern doch noch ein paar Kindern vorzuhalten und was ich dabei richtig an ihr mochte, war ihre Bescheidenheit diese Taten nicht an die große Glocke zuhängen.

Dagegen ist Isabelle eine richtige Rebellin, sie nimmt kein Blatt vor dem Mund und lässt zuerst, so einige ihren Unmut, ihre Herablassung und ihre Meinung hören, bis sie einen anderen Weg findet. Sie schließt sich der Résistance an und wird am Anfang zur Botin, aber das reicht ihr irgendwann nicht mehr, sie möchte mehr tun und kehrt nach Paris zurück, um vor den Augen der Deutschen einen geheimen Fluchtweg für abgestürzte Piloten zu planen. Isabelle spielt gern mit dem Feuer und das kommt ihr, in ihrer Rolle, als junge hübsche unschuldige Frau, zugute. Allerdings fand ich sie auch zu oft als unüberlegt, hitzköpfig und mit falschem Eifer bei der Sache. Am Anfang ging mir nämlich ihr Heldinnen Tun mächtig auf den Zeiger, aber auch ihr ständiges Beweisen, das sie die Richtige für den Job ist, um einen gewissen Mann zugefallen, denn auch diese Schwester kämpft um die Liebe.

Mir hat unheimlich gefallen, dass die Geschichte aus Frauensicht geschrieben wird, denn zu dieser Zeit gab es einfach auch ein anderes Bild davon. Zuerst die Angst um die Liebsten, dann der schleichende Prozess des eigenen Überlebens und dann der Kampf, da es vielleicht eh kein Morgen mehr geben wird. Außerdem, welche Rolle sie im Hintergrund eingenommen haben, dass sie einen eigenen Weg für den Kampf gefunden haben und sich leise gegen die Übermacht währen. Mir war der Fluchtweg über die Pyrenäen nämlich völlig unbekannt, auch die suspekte Rolle der Franzosen nicht wirklich ein Begriff und so fand ich die langsame Erzählweise sehr gut gewählt, denn so verstand man die Entwicklungen und Entscheidungen einfach besser. Die Autorin nimmt auch kein Blatt vor dem Mund und beschreibt durch die beiden Schwestern auch jegliche Art von Grausamkeit, allerdings neigt sie auch gern zur überzogen Dramatik vor der Kriegskulisse. Oft war ich einfach schockiert, sprachlos, traurig und unbändig wütend, wie Menschen sich so etwas antun können. Es fiel mir unglaublich schwer, gerade zum Schluss hin, es weiter zu lesen und hier kommt auch mein kleines Aber, denn die Autorin liebt Liebesgeschichten und schlachtet dies ein bisschen zu sehr aus. Das fand ich gerade am Ende sehr übertrieben und hat mir, das Tolle an dem Buch etwas kaputt gemacht.

Wer ein Buch über die Rolle der Frauen im Zweiten Weltkrieg lesen möchte, ist mit diesem hier bestens beraten, aber man sollte sich Zeit dafür nehmen und damit rechnen, das es einen sehr bewegt und traurig zurück lässt.
 
Henry und ich haben eine Achterbahnfahrt aus Gefühlen hinter uns und vergeben vier Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:


Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine internationale Top-Bestseller-Autorin und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Pazifischen Nordwesten der USA und auf Hawaii.  

 
Vielen lieben Dank an den Rütten & Loening Verlag und Lovelybooks für das  Rezensionsexemplar. 

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