Mittwoch, 28. September 2022

Rezension: Romy Fölck * Die Rückkehr der Kraniche

Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Rowohlt  
ISBN-13: 
978-
3805201025
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2022  

 
 
 
 
Inhalt:
Grete geht auf die fünfzig zu und lebt noch mit der Mutter Wilhelmine im Familienhaus zusammen. Nicht immer einfach, denn die alte Dame ist stur, hartnäckig und lässt sich nix sagen. Aber die Gesundheit macht nicht mehr so mit und so kommt es, dass sie ins Krankenhaus muss. Der Zustand ist bedenklich und so kommt die erfolgreiche jüngere Schwester Freya aus Berlin angerauscht und sogar Gretes Tochter Anne kommt nach Hause. Nun sind alle Hansen-Frauen unter einem Dach und das führt zu einigen Eskalationen. Vergangenheitsbewältigung, Enttäuschungen, Missverständnisse werden nun auf den Tisch gebracht, denn es ist einiges im Unklaren bei den Frauen. Aber was ist den Frauen passiert? Warum können sie nicht miteinander offen sprechen? Und welche Geheimnisse liegen zwischen ihnen?

Meinung:
Bis jetzt habe ich, glaube ich, zumindest alles von dieser Autorin gelesen und liebe ihre Krimis sehr. Sie hat einfach ein gutes Händchen für Spannung, Figuren und Timing, perfekt abgestimmt und eine Garantie für gute Lesestunden. Nun hat Romy Fölck einen Familienroman geschrieben und ganz klar muss ich diesen auch lesen. Vier starke Persönlichkeiten unter einem Dach, das kann eine explosive Mischung werden und ich bin sehr gespannt gewesen. Ob ich auch hier auf meine Kosten gekommen bin, erzähle ich euch nun.

Grete ist die älteste Tochter und hält die Familie zusammen. Sie ist diejenige, die sich selbst zurücknimmt, für jeden ein Ohr hat, die Gastgeberin spielen muss und ihre Träume hintanstellt. Ruhe und Zufriedenheit findet sie in ihren Beruf als Vogelwartin, aber selbst dort ziehen Gewitterwolken auf und ein Umbruch steht an. Da kommt es sehr ungelegen, dsas die Gesundheit der Mutter schlappmacht äußerst ungelegen.

Wilhelmine ist eine starke Frau, packt alles selbst an, lässt sich nichts sagen und kann mit Gefühlen nicht gut umgehen, erst recht nicht zeigen. Das sie nun im Krankenhaus ist, missfällt ihr sehr und das Personal kann sie zum Dringenden bleiben nicht überreden. Sie will nach Hause und ihr läuft die Zeit davon, um einige Sachen richtig zu rücken.

Freya ist eine Karrierefrau, wohnt im Berlin und wird gerade von ihrem Lebenspartner verlassen. Die letzte Chance auf Kinder und eigene Familie rinnt ihr durch die Finger. Aber es muss weitergehen und die Zügel müssen fest in den Händen gehalten werden, bis dieser Anruf von Grete kommt und sie alles stehen lässt und in die Vergangenheit fährt. Eine Vergangenheit mit vielen abgebrochenen Brücken, die immer noch eine Rolle spielen und auf sie warten.

Anne ist Gretes Tochter und Wilhelmines ein und alles, deshalb kommt auch sie direkt mit dem Zug aus Bremen angerauscht und lässt ihr Studium zurück. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist schwierig, sie möchte immer noch erfahren, wer ihr Vater ist und stößt immer auf Granit, obwohl sie auch gleichzeitig das Gefühl hat, das ihre Mutter ihr immer was verschweigt. Mit ihrer Tante kommt sie prächtig aus und kann sich auch mit ihren Geheimnissen an sie wenden. Nun sind alle unter einen Dach, und das wird eine sehr interessante Zeit für jeden von ihnen.

Familienromane sind eigentlich nicht so meins, obwohl ja jeder eine hat und somit immer genug Gesprächsstoff. Viele wünschen sich eine heile Familie, ein Rückzugsort, ein Auffangen, ein Verstehen, so wäre es ideal, aber so funktioniert es meistens nicht. Es steckt auch viel Arbeit drin, sich selbst zurückstellen und den anderen zu verstehen, für mich ist Familie mit vielen Enttäuschungen verbunden und so meide ich es, über welche zu lesen. Aber Romy Fölck bringt mich in ihrem Buch wieder in die Marsch und das ist sehr heilsam. Die Naturbeschreibungen, die Vogelbeobachtungen und allein die Beschreibungen der unterschiedlichen Ruftöne sind Balsam für die Seele und so kommt man Grete näher als geahnt. Sie ist der Dreh und Angelpunkt in der Geschichte und mit ihr fühlt man sich auch verbunden. Eine Frau, die immer für die Mutter da sein musste, die ihre Schwester mit aufgezogen hat und deren Schmerz, als sie sie urplötzlich verlies, immer noch nicht nachlässt und die eigene Tochter, der sie vieles vorenthalten muss und unter deren Abweisung sie sehr leidet, das alles geht beim Lesen sehr nah und lässt sich gut mitfühlen. Aber auch die anderen Figuren kommen nicht zu kurz und ihre Sichten berühren, verwirren und man ahnt, welche Geheimnisse in jeder schlummern.

So erzählt Romy Fölck sehr ruhig, fast melancholisch von diesen vier Frauen, lässt uns selber über Ungesagtes und Missverständnisse nachdenken und wie man darauf am besten reagiert hätte. Eine Geschichte über Verzeihen, Neuanfang und sich neu reflektieren und die Erkenntnis, es ist nie zu spät, um miteinander zu reden. Eine wehmütige, Natur belassene und schöne Geschichte, die perfekt in den Herbst passt und einen eine gute Zeit schenkt.

Die Rückkehr der Kraniche ist ruhig, nostalgisch und naturbehaftet. Ein Roman über die Missverständnisse im Leben, die oft zu tiefen Abgründen führt, weil man nicht drüber spricht. Richtig schöne Herbstunterhaltung.
 
Henry und ich haben diese herbstlichen Lesestunden genossen und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin: 

 
Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura und arbeitete viele Jahre in der Wirtschaft. Mit Mitte 30 entschied sie, ihrem Traum, Schriftstellerin zu sein, eine Chance zu geben. Sie kündigte Job und Wohnung in Leipzig und zog in den Norden. Hier lebt sie gemeinsam mit ihrem Mann und dem zugelaufenen Huhn Helga und schreibt Romane in einem Haus zwischen Deichen und Apfelbäumen an der Elbe.
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.   
 

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