Freitag, 14. Juli 2017

Rezension: Kate de Goldi * Barney Kettles bewegte Bilder

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Königskinder
ISBN-13:
978-3551560322
Preis: 18,99 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2017
Übersetzer: Ingo Herzke 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Barney Kettle weiß jetzt schon, was er später mal werden möchte, nämlich Regisseur, und zwar ein ganz Großer. Und damit das auch klappt, muss er üben, viel üben und bringt nicht nur seine Schwester in einem Ausnahmezustand, sondern auch alle anderen um ihn drum herum. Doch nach seinem letzten Film, hat er eine kleine Schaffenskrise und wartet auf eine Eingebung. Diese lässt auch nicht lange auf sich warten und schwups ist das nächste mega Projekt in den Startlöchern. Allerdings hätten Barney und seine Assistentin/Schwester Ren nie damit gerechnet, das es so ausarten wird, denn diese Geschichte, ist ihrer Straße gewidmet, und alle wollen mitmachen und zu Wort kommen. Und als ob diese Organisation nicht schon der Horror wäre, finden die beiden bei Dreharbeiten ein ComicZines. Vom wem sind diese Zeichnungen? Wer hat es abgelegt? Und gibt es da noch mehr? Barney und Ren haben alle Hände voll zu tun.

Meinung:
Ich kann euch gar nicht genau sagen, warum mich genau diese Geschichte so angesprochen hat, aber das war das erste Buch, was ich mir aus dem Frühjahrsprogramm heraus gesucht hatte. Ob es an der tollen Gestaltung lag? Oder, weil es um Filme machen ging? Oder am originellen Klappentext? Obwohl dieser nicht all zu viel verrät. Ich weiß es nicht mehr, aber nun wurde es Zeit diese Geschichte kennenzulernen.

Zu erst lernen wir die beiden Geschwister kennen. Barney, der größenwahnsinnige große Bruder, der sich für ein Genie hält und alle nach seiner Nase tanzen lässt, zumindest wenn es um seine Filme geht. Aber ansonsten hat es der 13 jährige auch nicht leichter, als alle anderen. Die Schule hält er für ein lästiges Übel, seine Eltern findet er manchmal zu manipulativ und nur seine Schwester kann seine großartige Arbeit verstehen. So schaut er lieber durch die Linse seiner Kamera, wo er sich sicher und in seinem Element fühlt. Ren dagegen ist weniger Künstler, sondern ein Organisationstalent, oder wie Barney so schön sagt, seine Schrägstrich-Königin. Sie ist also Assistentin, Listen-Macherin, Zeitplan-Überwacherin und vieles mehr, im Universum ihres Bruders, aber vor allem weis sie, wie er zu bewältigen ist. Während er altklug durch die Straßen stolziert und künstlerische Ausbrüche bekommt, hält sie das Ruder in der Hand. Dabei ist sie immer feinfühlig und sieht, trotz ihre dicken Brille, manchmal mehr als ihr Bruder. So ergänzen sich die beiden einfach herrlich und sind ein eingespieltes Team.

Allerdings beginnt die Geschichte auch mit einem Brief und ich fragte mich ständig, wer denn nun die folgenden Geschehnisse erzählt, denn diese Stimme tauchte immer wieder an Kapitelenden auf, aber man wird nicht schlauer. So erleben wir Barney bei seinem Dreharbeiten und somit nahmen auch wir Leser am Leben in der High Street teil, aber sollte das wirklich alles sein? Nein, denn dann kamen die ComicZines und auch ich, wollte wissen, wer dahinter steckte, aber auch das, war mir nicht wirklich genug Thema für dieses Buch. Sollte uns die Reise die gesellschaftlichen Unterschiede aufzeigen? Um es kurz zumachen, ich erkannte den Weg der Geschichte nicht genau und verfolgte diese beiden Ebenen zwar sehr amüsiert, aber auch recht erwartend.

Dazu kam der Schreibstil von Kate de Goldi und dieser hat es mir auch nicht wirklich leichter gemacht. Sie schafft durchaus viel Witz rein und weiß zu erzählen, denn man ist oft durch ihre Bildgewalt einfach mittendrin, im Café oder im Museum. Allerdings fand ich ihre Zeitsprünge und versetzten Erzählungen etwas zäh und mürbe. Sie bauschte gern auf und untermalte vieles und das hat oft Spaß und Lesezeit gekostet. Etwas weniger wäre für mich mehr gewesen und so wäre mir der humorige Teil mehr im Gedächtnis geblieben.

Nun kennt ihre meine kleinen Kritikpunkte und trotzdem hat mich dieses Buch unglaublich bewegt zurückgelassen. Ich bin ja ein Verfechter, immer eine Geschichte bis zum Schluss zu lesen, denn die letzten Seiten könnten ja das Ruder herumreißen und einem nochmals umhauen und genauso war es hier. Dieses Ende hat mich total überrumpelt und ich saß, ausgerechnet ich, mit Tränen in den Augen da und konnte meinem Kloß gar nicht runterschlucken. Mir war während des Lesens gar nicht bewusst, wie sehr mir alle Figuren ans Herz gewachsen waren und welchen nachhaltigen Klang ich dadurch spürte. Ich kann nur sagen haltet durch, es ist was zäh, aber es lohnt sich so sehr, die High Street kennenzulernen.

Barney Kettles bewegte Bilder sind bunt, humorig und viel mehr als nur die Suche nach der besten Kameraeinstellung. Nämlich eine Geschichte, die bewegt, berührt und einen traurig, aber auch mit einem ehrbaren Gefühl, daran teilgehabt zu dürfen, zurücklässt. 


Henry und ich mochten dieses Geschwistergespann sehr und hatten ulkige Lesestunden und dafür gibt es vier Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:
 
 
Kate de Goldi, geboren 1959, ist in Christchurch aufgewachsen und lebt heute in Wellington, Neuseeland. Für ihre Kurzgeschichten und Romane hat sie bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Für "Abends um zehn" hat sie u.a. den "New Zealand Post Book of the Year Award" und den "Readers' Choice Award" gewonnen und es stand monatelang auf der Bestsellerliste.


Vielen lieben Dank an den Königskinder Verlag für das  Rezensionsexemplar.

4 Kommentare:

  1. Hallo Sharon,

    eine schöne Rezi und das Buch möchte ich auf jeden Fall bald lesen, denn mich reizt diese Thematik. Zum Glück habe ich es mir bereits gekauft :)

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo lieber Uwe,

      ganz lieben Dank für dein Lob, das bedeutet mir viel! Da hast du dir ein gutes Buch gekauft, es dauert zwar mit der Geschichte, aber es lohnt sich :-) Wünsche dir jetzt schon viel Lesefreude.

      Ganz liebe Grüße
      Deine Sharon

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  2. Kia ora, Inga.
    Wieder das "Land unter der langen weißen Wolke" - Neuseeland hält Dich augenblicklich auf Trab.

    Anmerkenswert bleibt, daß Figuren wie Barney Kettle sowohl unsympathisch, strange, als auch mögbar verspleent geschildert werden können. Wobei speziel bei Künstlern - oder auch nur solchen, die sich dafür halten - die Manie schnell ins Bild kippen kann.

    "Ein Leben wie es hätte sein können" bleibt naturgemäß ein recht melancholisches Ende einer Story - spekuliere ich jetzt einmal.

    bonté

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    1. Grüß dich Robert,

      stimmt, schon wieder Neuseeland, aber kann man davon genug bekommen? Aber es scheint momentan einen Lauf zu geben ;-)

      Künstler sind schon eine spezielle Art und dieser schon in seinen Jugendschuhen ...lach... sehr schräg der Gute, aber passent zu seiner ordentlichen Schwester ... tolles ausgleichendes Team!

      Es war melancholisch, traurig und nicht vorhersehbar! Du alter Fuchs....

      Hab einen schönen Sonntag
      Inga

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