Freitag, 13. April 2018

Rezension: Agatha Christie * Passagier nach Frankfurt


Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Atlantik 
ISBN-13: 978-3455002621
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: November 2017
Übersetzer: Julian Haefs




Inhalt:
Sir Stafford Nye ist Diplomat und auf der Rückreise nach London, in Frankfurt gestrandet. Gelangweilt versucht er die zwei Stunden Aufenthalt zu ertragen und beobachtet die Leute. Dann setzt sich eine Frau neben ihn und bittet ihn um Hilfe, man sei hinter ihrem Leben her und nur er könnte ihr helfen. Stafford wird hellhörig und seine Lethargie fällt von ihm ab, er ist neugierig und lässt sich tatsächlich auf ihren Vorschlag ein. Das Vorhaben scheint geglückt zu sein und die Frau gerettet, aber nun nagt an Stafford, die Frage, wer ist sie. So versucht er Mittel und Weg zu finden, um sie nochmals zu sehen und er hat Glück, ihre Wege sollen sich wieder kreuzen und sein Auftrag ist noch lange nicht vorbei. Diese mysteriöse Frau zieht ihn in ein internationales politisches Intrigenspiel und gegen wen er kämpft, muss Stafford ganz allein herausbekommen. Wer ist der Feind? Wer ist die Frau? Und kann Sir Stafford Nye die Fäden entwirren?

Meinung:
Ich mag die Bücher von Agatha Christie unglaublich gern, ihre Figuren, der Charme der alten Zeit und der Witz dieser klugen Frau. Natürlich machte mich dieses Buch neugierig, immerhin ist dieser Krimi so weit unbekannt gewesen, da er nur in einer Sammeldedition bis dato erschienen und erst jetzt als Einzelband erstrahlt. Also startet ich mit viel Vorfreude in dieses Abenteuer, und wie es mir gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte ist in drei Teile unterbunden und der Erste ist eben Sir Stafford Nye und der unbekannten Frau gewidmet. Ein Diplomat, der in seinen Kreisen mit leicht gerümpfter Nase angesehen wird, da man ihn die mangelnde Ernsthaftigkeit anlastet. Aufgrund dessen wird er eben nur für zweitklassige politische Angelegenheiten eingesetzt und ist nun überrascht, dass dieser Mann am Flughafen überfallen wurde. Was Stafford Nye natürlich recht kommt, denn niemand soll von seiner Mithilfe wissen. Allerdings wurmt es ihn, dass er nichts über diese Frau herausbekommt und so nimmt er seine Umgebung anders wahr und amüsiert sich über die kleinen Zufälle, die neu in seinem Leben sind. Tja, und ob Zufall oder nicht, er schlittert in einer höchst brenzligen Angelegenheit hinein. So erfahren wir im zweiten Teil was unsere Sicherheit bedroht und im Letzten, ob es gelingt, dieser Übermacht Einhalt zu gewähren.

Am Anfang der Geschichte ist als Einleitung ein Interview mit der Autorin abgedruckt und in diesem beteuert sie mehrfach, dass Geschichten erfunden sind und auch ihr Ton ist etwas sonderbar gewählt. Bestimmend, abwehrend und eine leichte Note vom genervt sein, schimmern durch. Das ist eigentlich ein Vorgeschmack auf das Kommende. Während mich der erste Teil der Geschichte noch amüsierte und ich die charmante Figur Sir Stafford Nye ziemlich großartig fand, der Snob als Diplomat, wurde schnell klar, dass diese Geschichte von Zeichen der eigentlichen Geschichte beeinflusst wurde. Immerhin hat Agatha Christie diesen Roman mit achtzig geschrieben und schon einiges mitgemacht und deshalb ist diese Geschichte von nationalsozialistischem Hintergrund durchwandert. Vielleicht sollte dieser Roman ein Weckruf sein, wie schnell solche Dinge passieren können, oder welche Strippen gezogen werden, um solch schauerhafte Zeiten hervor zu rufen. Man spürt ganz deutlich das sie diese Zeit, den Krieg und all das verarbeiten wollte. Allerdings finde ich schon die Jahresangabe von 1970 nicht glücklich gewählt, es fällt einfach schwer ihr Beschriebenes in diese Zeit zu verbinden, da ihr ganzer Rahmen mehr zu 1930 passt. Auch ihre ausschweifenden Erzählungen über die unmögliche Jugend lassen einfach vermuten, dass sie die Hippiebewegung alles andere als gut gefunden hat. Hier schwanken so viele Untertöne mit und machten das Lesen alles andere als leicht.

Der Grundgedanke mag vielleicht toll gewesen sein, der Anfang ließ auch die alte Autorin wirklich durchschimmern, aber der ganze Rest, klang nach  einer verbitterten alten Dame, die mit den Menschen und der Moderne nicht mehr klarkommt. Zwischen durch herrschte solch ein Wirrwarr, dass ich überlegte, was will sie uns eigentlich erzählen. Sie bombardiert den Leser mit tausend Figuren, aber vertiefte diese nicht, so dass man ständig überlegte, wer war das nochmals und dann taucht unser lieber Sir Nye nur gelegentlich auf. Klar konnte man der Grundgeschichte folgen, aber mir war das zu wenig, zu gestellt, zu viel gewollt und nichts richtig geworden. Die Realität und Logik blieb auf der Strecke und machen aus diesem Roman ein langatmiges und langweiliges Lesen. Ich war ehrlich enttäuscht, da ich mich so auf britisches Leseflair gefreut hatte.

Passagier nach Frankfurt hat überhaupt nicht meinen Nerv getroffen, vielleicht muss man auch nicht alle Agatha Christie Bücher lesen und sich einfach an ihre hervorragenden Klassiker halten. Einzig ihr Diplomat konnte mich verzücken und seine Tante, aber der Rest mehr als fragwürdig.


Henry und ich fanden es nicht very british und somit gibt es nur zwei Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:


Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Quelle: Atlantik Verlag


Vielen lieben Dank an den Atlantik Verlag für das  Rezensionsexemplar.


8 Kommentare:

  1. Hey du,
    ich habe nun erstmal nur auf deine Bewertung gelinst, da ich das Buch auch noch hier habe. Ich hoffe ich komme bald dazu es zu lesen und bin gespannt, wie es mir dann gefallen wird.
    Liebste Grüße, Petra

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    1. Hallo Petra,

      es ist ja alles Geschmackssache und vielleicht kommst du damit besser klar, lass dich jetzt nicht von mir abschrecken. Aber das war nicht mein Werk von ihr ;-)

      Ganz liebe Grüße
      Sharon

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  2. Servus, Inga.
    Wieder online, nachdem ich wochenendig meinen Anschluss auf IP umgestellt bekam; neuer Router natürlich, installieren, sowie ein neuer Laptop (der 5.), um die gebotenen 5Ghz auch auszukosten. Gut beschäftigtes Wochenende; von daher erst jetzt ein Kommentar... :-)

    Stimmt, die Moderne assoziiert man/frau nicht automatisch mit der Grand Dame des gepflegten Kriminalstücks. Wohl hielt es Agatha Christie auch mehr mit der Queen, wenn es um die Akzeptanz oder Bewertung neuer Freiheiten ging. Kein Wunder also, dass sie sich hier eher ein wenig verrenkt hatte. Bei fast 70 Büchern aber vielleicht auch eine lässliche Sünde.

    Sir Henry was not amused.

    Hoffentlich schon den neuen Han Solo-Trailer goutiert? Etwas mehr als ein Monat noch...

    bonté

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    1. Hello Mr. Robert,

      neue Technik in the House! Da hat man immer einiges zu tun. Ich hoffe, es läuft alles rund und erfreut dich ...

      Ich muss gestehen, ich mag ihre alten Werke lieber ... aber alles ist ja Geschmacksache :-)

      Nö, war er nicht.

      OHHHHH.... Muss ich noch nachholen!

      Hab ein schönes Wochenende
      Inga

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    2. ...damit sich Dein Nachholen auch lohnt, hier noch der aktuelle TV-Spot zu Han Solo. :-)

      http://pann.nate.com/video/222126862
      for your consideration

      bonté

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    3. VIELVERSPRECHEND!!!!

      Obwohl der Gute es schon schwer hat ...lach...

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  3. Ein charmantes Buch. Zudem freut mich das es in Frankfurt spielt, einer Stadt die ich sehr mag. :)
    Mit freundlichen Grüßen
    Joel von Büchervergleich.org

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    1. Hallo Joel,

      naja.... charmant, fand ich es jetzt nicht und Frankfurt hat ja nur eine kleine Rolle ... aber Geschmäcke sind ja verschieden.

      Ganz liebe Grüße
      Sharon

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