Mittwoch, 15. September 2021

Rezension: Jacky Durand * Die Rezepte meines Vaters

Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Kindler  
ISBN-13:
978-3463000084
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: November 2020
Übersetzer*in: Ina Kronenberger 
 
 
 
 
Inhalt:
Henri ist mit Leidenschaft Koch und betreibt ein Bistro in Osten von Frankreichs. Dort geht man hin, wenn man noch die gute bodenständige Küche mit Raffinesse mag. Dieser Koch lebt einfach für gutes Essen und diese Leidenschaft vererbt er seinem Sohn Julien, aber eigentlich will er nicht, das er das Bistro übernimmt. Henri ist nämlich schwer erkrankt und versucht nun Julien diesen Wunsch auszureden, aber je mehr er diesem ins Gewissen redet, umso mehr sucht er nach dem alten Rezeptbuch seines Vaters. Und während er das Haus und das Bistro auf dem Kopf stellt, um die alten Küchentricks seines Vaters festzuhalten, entdeckt er ein anderes Geheimnis. Wird Julian das Buch noch finden? Welches Geheimnis wird er aufdecken? Und übernimmt er das Bistro?


Meinung:

Ich liebe gutes Essen und ich mag auch so gern Bücher darüber lesen. Selbst manche Krimis leben von der Küche ihres Landes und machen Appetit auf was Kulinarisches. Nun hatte ich dieses Buch entdeckt und die Franzosen sind ja bekannt für ihre Küche und dieser Autor muss es sogar ganz genau wissen, denn er ist auch Gastrokritiker. So ist natürlich meine Neugier geweckt gewesen und ob mir hier auch das Wasser im Munde gelaufen ist, erzähle ich euch nun.

Diese Geschichte ist eigentlich eine Vater-Sohn-Geschichte in drei Akten und beginnt auf dem Sterbebett. Hier liegt nun sein geliebter Vater, der mit seinen Händen die köstlichsten Speisen hervorbracht und doch nicht immer einfach mit ihm umgegangen ist. Vom Vater die Liebe zur Küche geerbt, möchte dieser doch lieber, das er etwas anderes macht, ihm ist es damals verweigert gewesen, keine Ausbildung und keine Perspektive nach der Rückkehr aus denn Algerienkrieg, außer etwas mit den Händen zu machen. Sein Sohn hat doch ganz andere Möglichkeiten und so kann er seinen Jungen nicht verstehen. Dieser liebt die Küche, auch wenn seine Kindheit nicht unbedingt einfach gewesen ist, aber seinem Vater in der Küche zu beobachten, brachte ihm diesem immer nahe.

So erfahren wir in Rückblenden, wie die Kindheit von Julien ausgesehen hat und welche Geheimnisse den Vater so einsam und mürrisch gemacht haben. Auch vom sagenumwobenen Kochbuch erfahren wir. Dieses Buch hat eigentlich Hélène ins Haus gebracht und auch sie hat die Rezepte aufgeschrieben, immer eins nach dem anderen, aber als sie die Familie verlassen hat, ist auch dieses Buch verschwunden und für Julien begann eine einsame Zeit. Nur seine Ferien waren immer schön bei seinem Onkel und seiner Tante, dort erlebte er Familienleben und so etwas wir Freude und Wärme. Nun entdeckt Julien eine ganz andere Seite von seinem Vater und diese ganzen Geheimnisse bekommen Hintergrund und Verständnis. Das Leben von seinem Vater wird endlich klarer und doch hätte Julien vieles gern noch mit diesem geteilt.

Ganz klar, diese Geschichte ist eine Hommage auf die Küche und die Kochkunst. So sind auch die schönsten Szenen, wenn Vater und Sohn zusammen dieser Freude frönen und mit Begeisterung und Eintracht was zaubern. Überhaupt ist das ganze Buch in einer melancholischen Stimmung und so denkt man selber über die Kindheit und den Eltern nach. Hier hat der Vater aus der Not heraus etwas geschaffen, was ihm selbst nicht besonders vorkommt und er sich für seinen Sohn einfach vieles besser wünscht, aber sind Eltern nicht immer so. Wiederum sein Sohn liebt es, bei ihm zu sein, möchte die Liebe und Anerkennung bekommen, die sich doch jedes Kind erbettelt und erhofft. So bekommt der Vater vieles nicht mit, weil er mit seiner Welt beschäftigt ist, und erst am Ende hat man das Gefühl von Verstehen und Versöhnung. Man kann sagen, erst mit dem Alter reift das Verständnis. Und Julian hat da noch einiges. So schwelgt er in Erinnerungen und stößt doch auf eine Zukunft.

Ich habe dieses kleine Büchlein gern gelesen und fand diese ganzen Rückblicke und Einblicke herrlich dargestellt. Man schwang so durch die Seiten und summte manchem Chanson mit, und genau das ist dieses Buch, eine Geschichte mit Tiefen, die aber beschwingt erzählt wird und einen in die richtige Stimmung versetzt. Abgerundet wird das Ganze noch mit Rezepten am Ende und ja, ich kann sagen, ich hatte Hunger.

Die Rezepte meines Vaters ist nicht nur die Suche nach einem Kochbuch, sondern auch nach der Liebe seines Vaters mit der Erkenntnis, das sie doch immer da war. Anrührend, melancholisch und mit einer großen Prise Appetit.
 

Henry und ich mochten diese Geschichte gern und deshalb gibt es vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Jacky Durand ist Journalist, Buchautor und Gastrokritiker. In seiner wöchentlichen Kolumne in der Libération und auf France Culture stellt er populäre Rezepte der französischen Küche vor. "Die Rezepte meines Vaters" ist sein erster Roman.
 
Quelle: Rowohlt Verlag  
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar. 

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