Montag, 6. September 2021

Rezension: Denis Pfabe * Simonelli

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Rowohlt  
ISBN-13: 
978-3737101042
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 19,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2021  
 
 
 
 
Inhalt:
Jonathan Simonelli ist Requisitenbauer der alten Schule und ziemlich abgebrannt. Bei der ganzen digitalen Technik wird sein Talent immer weniger gebracht und so verliert sein Leben seinen Sinn. Nun hat er aber auf mysteriöse weise diese japanische Pistole in die Hände bekommen und diese kann man bestimmt zu Geld machen. Der Plan ist gefasst und auch ein Käufer gefunden und die Übergabe soll sich in England abspielen. Im Requisitenkoffer schmuggelt er die Waffe ein und soll an einem Filmset den Anker der Titanic nachbauen. Für ihn ein Leichtes und so bemerkt er schnell, dass diese Pistole nicht nur eine gefährliche Partei auf den Plan geschickt hat, sondern Simonelli wird beobachtet und auf Schritt und Tritt verfolgt. Was für eine Geschichte steckt hinter dieser Pistole? Wird Simonelli die Pistole an den Richtigen verkaufen? Und für wenn begibt er sich so in Gefahr?

Meinung:
Diese Mischung aus England und Japan, aus Geschichte und Film fand ich einfach faszinierend und richtig groovig und deshalb musste ich es einfach lesen. Sonst interessieren mich Waffen nicht, aber hier steckt Geschichte hinter und das die Soldaten ihren Waffengriff mit Bildern ihrer Freundinnen schmückten, hatte ich bis dato auch noch nie gehört. Dazu die ganze Requisitenbranche und ihr merkt, hier steckt jede Menge Feuer hinter und ob mir der Mix schlussendlich gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Simonelli ist ein Einzelgänger, er ist ein Künstler in seinem Beruf, aber auch leider ein Dinosaurier seiner Zeit. Seit die digitale Technik im Vormarsch ist, wird sein Talent immer weniger gebracht, die Aufträge bleiben aus und sein Erspartes nimmt rapide ab. Nun ist auch noch sein treuer Begleiter gestorben, sein Kater und reißt ein großes emotionales Loch in ihm hinein. Außerdem schleppt er eine Karte mit sich rum, die ihm seine Tochter geschrieben hat, die er noch nie gesehen hat und der er nicht als mittelloser Mann gegenübertreten will. Nun hat er also einen Plan, er will diese Nambu Pistole verkaufen, für die es wohl Abnehmer gibt und endlich seine Tochter treffen. Das aber diese Pistole großes Interesse der Yakuza auf sich sieht und deren Gegner damit rechnet Simonelli nicht. Ein Spiel um Macht, Täuschung, Raffinesse und Würde beginnt und ob das unser Held meistern kann und er das richtige tut, ist die große Frage.

Denis Pfabe beginnt seine Geschichte mit dem Kampf um eine Waffe aus der Sicht eines Jungen und einem riesigen Knall, erst dann beginnt er mit dem Anfang. Das fand ich schon geschickt eingefädelt, weil man schon einen Brocken vor die Füße geworfen bekam und nun darauf hin fieberte, wie das alles zusammenhängt. So lernen wir seinen Protagonisten Simonelli kennen, seine Arbeit, seine Berufung, seine Leidenschaft für den Film. Er baut alles nach und das getreu, das es zum Verwechseln ist. Gleichzeitig wird aber auch ein japanischer Waffenhistoriker in die Geschichte hineingezogen, der unschuldig, unscheinbar und überrumpelt wird. Shige Yakatomo gibt uns Waffenunterricht und erläutert uns das Besondere an diesem Stück Metall. Alles läuft nun in England zusammen, in einem Dorf, wo Fremde auffallen und die Stimmung zum zerreißen gespannt ist. Ganoven, fremde Welten und ein Mann, der nach einem Ausweg sucht.

Es ist ein wilder Mix aus so verschiedenen Ecken zusammengestellt, die eigentlich nicht zusammen passen wollen, und doch passt es zusammen, es macht Spaß zu verfolgen, es wird kein bisschen langweilig oder langatmig und es ist ganz großartiges Kopfkino. Der Autor lässt sich einige Wendungen einfallen und überrascht so immer wieder. Seine Figuren sind greifbar und man leidet mit, man ist von der Geschichte angetan und fühlt sich bestens unterhalten. Ich war mir nicht sicher, was mich erwartet, aber ich bin megaangetan und hatte das Gefühl, einen Film von Luc Besson oder Quentin Tarantino zu schauen. Unverwechselbar und einfach spannend bis in die Haarspitzen. Aber Denis Pfabe hat auch einen ganz tollen Schreibstil, der einen bildlich oft mitnimmt und berührt. Was bin ich froh, das ich noch sein Debüt hier liegen habe, das muss ich nun lesen, unbedingt.

Simonelli ist eine Geschichte wie großes Kino und bietet einen wilden Mix an Ganoven und Filmrequisiten. Unglaublich packend, spannend und mit perfekten Wendungen.
 

Henry und ich lieben solche skurrilen Geschichten und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Denis Pfabe, geboren 1986 in Bonn, ist gelernter Kaufmann im Einzelhandel und studierte Medienkommunikation und Journalismus in Köln. Er ist Absolvent der Bayerischen Akademie des Schreibens, war Stipendiat der Autorenwerkstatt Prosa am Literarischen Colloquium Berlin und erhielt das Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW. Denis Pfabe lebt in Bonn und fährt drei Tage die Woche Gabelstapler in einem Baumarkt. Sein hochgelobter Debütroman «Der Tag endet mit dem Licht» erschien 2018.
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.  
 

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