Freitag, 28. Dezember 2018

Rezension: Jill McGown * Mord im alten Pfarrhaus

Gebundene Ausgabe: 318 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13: 
978-3832198848 
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: September 2018
Übersetzer: Barbara Först 


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Inhalt:
Byford ist ein verschneites Städtchen und befindet sich kurz vor Heiligabend. Da werden die letzten Vorkehrungen getroffen, sowie auch im Pfarrhaus. Der Baum ist geschmückt, die Geschenke verpackt, das Essen gekocht und die Andacht fast geschrieben. Aber so idyllisch, wie es klingt, scheint es unter dem Dach nicht zu sein, denn die Polizei wird in der Nacht gerufen. Im Haus der Familie gibt es einen brutal erschlagenen Toten und dabei handelt es sich um den Schwiegersohn. Der Pfarrer mit Gattin gibt sich ahnungslos und sogar die Tochter, der man die Misshandlung ansieht, will nichts mit dem Mord zu tun haben. Aber jeder hat ein Motiv, nur wer ist der Täter. Wer hat also denn Tyrann eines Schwiegersohnes umgebracht? Wer hat kein Alibi? Und ist die Familie sonst so perfekt, wie sie tut?

Meinung:
Ein Weihnachtskrimi in der besinnlichen Zeit muss einfach sein. Harmonie in der Familie ist ja nicht immer und überall vorhanden, da brodelt es doch ganz gern unter der Schicht des Schweigens. Da wird oft des lieben Familienfriedens der Mund gehalten und die Meinung herunter geschluckt. Allerdings nicht hier, im beschaulichen Byford, da wird der Schürhaken gezückt. Ob mich diese Familie überzeugen konnte, erzähle ich euch nun.

Die Familie Wheeler ist eine ansehnliche und wohlsituierte Familie, die muss man auch sein, wenn der Mann der Pfarrer ist. Aber sieht man genauer hin, sind genauso Probleme vorhanden, wie bei jeder anderen Familie auch. Herr Wheeler steckt in einer Schaffenskrise, es ist ihm mehr den je bewusst, dass er den falschen Beruf hat und sich, wie ein Scharlatan vorkommt. Frau Wheeler dagegen ist der Kapitän am Bord, die alles steuert und die Zügel übernimmt und dann haben wir noch die wohlbehütete Tochter. Diese ist verheiratet, aus dem Nest geschlüpft, aber nicht gut gelandet, denn ihr Mann misshandelt sie. Nun steht dieser vor der Tür und möchte mit seiner Frau eine Aussprache. Ausgerechnet zu Heiligabend und das zum Fest der Liebe, der Pfarrer möchte ihn windelweich prügeln, die Mutter schlichten und die Tochter sich der Aussprache endlich stellen. Nun ist der Schwiegersohn tot und die Familie schaut sich fragend an, wer von ihnen es wohl war.

Somit kommen unsere Polizisten ins Spiel, Chief Inspector Lloyd und Sergeant Judy Hill, ein eingespieltes Team und nicht nur das, die beiden pflegen eine Affäre. Jeder knöpft sich die Familie vor und findet mehr als nur ein Motiv. Allerdings haben die beiden Ermittler unterschiedliche Täter ins Visier genommen und so beginnt bei den Untersuchungen ein ständiges Hin und Her an Beweisen, Unwahrheiten und Tatzeiten. Alles passt nicht zusammen und doch irgendwie. Jeder könnte der Täter sein und doch wieder spricht sich vieles. Der rote Faden ist zwar da, lässt sich aber nicht ergreifen, da immer wieder etwas Neues auftaucht.

Jill McGown hat viele Fäden in ihrem Krimi rein gestrickt und lässt den Leser immer wieder neu raten. Viele Wendungen und neue Entwicklungen nimmt die Geschichte, und da es nicht so viele Personen in der Geschichte gibt, muss es ja einer sein. Aber wer, das versteckt die Autorin ziemlich gut hinter ihrem Verwirrspiel. Somit erleben wir nicht nur Spannungen in der Familie Wheeler, sondern auch bei den beiden Ermittlern. Allerdings hat mir die Schwerpunktverlagerung auf das Ermittlerduo nicht immer so gefallen. Immerhin geht es hier um Mord, und nicht um ihre Affäre und das diese so nicht weitergehen, kann, somit zögert die Autorin wesentliche Aspekte heraus und verleiht dem allen mehr Seiten, als nötig. Auch diese Hasenjagd nach dem Täter war zwar spannend geschildert und immer wieder überraschend, wenn eine neue Wendung auftauchte, aber es zog sich auch ein bisschen dahin.

Trotz der kleinen Kritik hatte ich durchaus meinen Lesespaß, für mich ist es ein Weihnachtskrimi, auch wenn es viele nicht so sehen. Klar könnte dieser auch zu einer anderen Zeit spielen, aber ich fand gerade das Familiendrama zum Fest der Liebe passend. Die Familie trifft sich, man spielt heile Welt und im Inneren brodelt es, dazu das Versteckspiel des Täters und die verschneiten Wege, fand ich ziemlich gut gewählt und in Szene gesetzt. Auch wenn die Dialoge manchmal gestellt rüberkamen, hatte man ein Gefühl für die Figuren entwickelt und wollte nun mal weiterlesen. Für mich in der stressigen Weihnachtszeit, eine richtig tolle Lektüre zum Abschalten.

Mord im alten Pfarrhaus ist ein Versteckspiel des Täters mit vielen Wendungen und keiner klaren Spur im Schnee.

 
Henry und ich hatten ein Wildes Täter raten und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
    

Jill McGown, 1947 im schottischen Campbeltown geboren, arbeitete als Sekretärin, bevor sie sich ganz der Spannungsliteratur verschrieb. Ihre Kriminalromane wurden von Presse und Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommen. Jill McGown starb 2007 im englischen Kettering.

Quelle: Dumont Verlag
 
Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

2 Kommentare:

  1. Salut, Inga.
    Vermutlich wäre es eine anmerkenswerte Zahl, wieviele Menschen im Genre des Whoduit bereits das Zeitliche löffeln durften. Die gern gefegte & neu bespielte Bühne, dem das Publikum gern zu Füßen sitzt. Der Krimi eben. :-)

    Zum Standard des Handwerks gehört natürlich das Auffahren von Motiven & möglichen Tätern, die beide zu keiner Lösung führen. Wie bei der Gegenüberstellung können bei den üblichen Verdächtigen die Häkchen angebracht werden. Man/frau liegt aber in der Regel gut damit, die unwahrscheinlichste Figur (hier also die Mutter) im Verdachtsauge zu behalten.
    Schlußendlich bleibt im Wesentlichen, ob man/frau den Krimi auch ein zweites Mal lesen würde wollen.
    Etwas das ich bei den Sherlock Holmes Geschichten gern (immer wieder) mache.

    Sehr schön doppeldeutig ist Deine Formulierung um "die mehr Seiten als nötig". Lionel Twain wäre stolz auf Dich.

    bonté

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    1. Hello Robert,

      ich glaube, Krimis gehen immer! Egal zu jeder Zeit und Stimmung.

      Oh die Verdächtigen werden gut durch die Mangel genommen und so ein Häkchen ist nicht so leicht zu setzten. Aber das hast du ja selbst schon erkannt, hoffentlich habe ich nicht so viel verraten!
      Bei der Masse an Bücher ist das immer nicht einfach, aber einen Holmes würde ich bevorzugen ;-)

      Oh Lionel Twain! ...haha... da bin ich mir nicht so sicher, hoffentlich bekomme ich keinen Steinbrocken auf dem Kopf ...

      Hab einen guten Rutsch ins neue Jahr
      Inga

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