Montag, 16. Juli 2018

Rezension: Meg Wolitzer * Das weibliche Prinzip


Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832198985
Preis: 24,00 EUR
E-Book: 18,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2018
Übersetzer: Henning Ahrens 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Greer Kadetsky ist eine junge Frau, die endlich am College ist, allerdings nicht an dem, welches sie sich gewünscht hat, denn dafür reichte das Geld nicht und ihre Eltern waren leider unfähig, die entsprechenden Formulare auszufüllen. So muss sie das Beste daraus machen und setzt auch die Ratschläge ihres Freundes um, versucht Leute kennenzulernen und mal rauszugehen. Aber die erste Tour über den Campus endet schockierend, denn Greer wird von einem jungen Mann belästigt. Da Greer sich das nicht gefallen lassen möchte, kommuniziert sie das Ganze nach außen und siehe da, es ist kein Einzelfall, aber wird es wirklich dafür eine Strafe geben. Alle sind enttäuscht, über das milde Urteil und wollen die Sache fallen lassen, nur Greer kann sich damit nicht abfinden. So geht sie mit einer Freundin zu einem Vortrag der Frauenrechtlerin Faith Frank und Greer ist total beeindruckt. Diese Frau ist alles, was sie sein möchte, stark, schlagfertig und selbstbewusst, sie fühlt sich total zu Faith hingezogen und nimmt ihre Lehren sehr ernst. Greer möchte mehr aus ihren Leben machen, alles was sie tut, ist nicht genug und so träumt sie von einem Job an der Seite von Faith Frank, das dieser Traum in Erfüllung geht, kann sie kaum glauben. Aber hält ihr Traum auch das, was er verspricht? Was ist, wenn das Leben andere Wege einschlägt? Und wie geht man mit Enttäuschungen um?

Meinung:
Der Name Meg Wolitzer ist mir schon lange ein Begriff und ich besitze sogar viele ihrer Romane, aber kennt ihr das, ihr kauft ihre Bücher, ohne zu lesen, einfach weil sie so vielversprechend klingen. Und ihr wisst, Bücher warten ja gern auf einen, aber hier war ich wirklich mal schnell und habe das neuste Werk von dieser Autorin gelesen. Ob und wie mir „Das weibliche Prinzip“ gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Im Vordergrund steht die schüchterne Greer, die in ihrer Kindheit eine Außenseiterin war und auch als junge Frau sich nicht gern in den Mittelpunkt stellt. Von ihren Eltern fühlt sie sich vernachlässigt und ihr einziger Lichtblick ist ihr Freund Cory. Sie wollten eigentlich am gleichen College studieren, aber nun müssen sie eine Fernbeziehung durchhalten. Der Vortrag von Faith Frank löst in Greer irgendetwas aus, sie nimmt sich diese Frau als Vorbild und möchte auch gern was Bewegendes tun und helfen, damit Frauen in der Gesellschaft noch besser für ihre Rechte einstehen können. Das führt dazu, das Greer aber auch ihre eigene Umwelt vernachlässigt und manchmal mit Scheuklappen durch das Leben läuft. So erleben wir ihre Collegezeit, ihre Anfänge in der Berufswelt und gehen mit ihr einige Lebensschritte mit. Dabei dürfen wir in ihren Kopf schauen und einige Ereignisse miterleben, deren Entscheidungen wir dann mit verfolgen. Greer hätte gern ein gradliniges Leben und plant alles fest voraus, aber mit Wendungen und Einschnitten kann sie nicht so gut jonglieren. Für mich war sie oft ein bisschen zu naiv, zu Taten hungrig, oft eigensinnig und doch konnte man sich gut in sie hineinversetzten.

Aber nicht nur Greer bekommt eine Stimme, nein auch Cory ihr Liebster, der so ein vielversprechender junger Mann war, dem das Leben übel mitspielt und der für sich andere Wege finden muss. Auch Greer‘s Collegefreundin Zee darf zu Wort kommen, sie kommt aus gutem Hause, ihre Eltern sind Richter und haben bestimmte Voraussetzungen an ihre Tochter. Allerdings scheint sie eine einzige Enttäuschung zu sein, denn immerhin ist sie lesbisch und kann mit dem Anwaltsjob nichts anfangen. Auch sie dürfen wir begleiten und dann natürlich Faith Frank, eine beeindruckende Frau. Ihr Kampf für Emanzipation ist ihr Leben, sie möchte viel Gutes tun und muss doch immer am Limit kämpfen. Sie kann führen, bewegen, anspornen und trotzdem schwebt die Frage im Raum, kann sie mit allen Entscheidungen auch Leben. Alle Wege sind ein Bild unserer Gesellschaft und bilden so ein Gerüst aus Lebendigkeit, Ehrlichkeit und der Erkenntnis, dass das Leben nicht immer einfach zu bewältigen ist und es viele Ecken und Abzweigungen gibt.

Meg Wolitzer erzählt verdammt klug, gewitzt und sehr präsent vom Leben. Dieses Leben ist nicht immer leicht und der Weg ist oft mit Enttäuschungen besät, aber es kommt immer darauf an, was man daraus macht, das ist doch die Stärke von uns Menschen. So müssen alle ihre Figuren einen Lebensweg beschreiten, der sich nicht klar vor ihnen ausbreitet und dann genauso kommt, sondern es gibt Wendungen, Einschnitte, Enttäuschungen und auch die Suche nach dem Mut, um neue Wege einzuschlagen. Aber auch die Entwicklung der Emanzipation kommt hier nicht zu kurz und man merkt wie schwer es wird weiterhin für Frauenrechte zu kämpfen. Wie sehr sich der Kampf verändert und wie schwierig es ist mit der Generation mitzugehen. Ich fand dieses Thema toll eingebunden, aber auch beängstigend wie doch oft Gutes so gern missbraucht wir. Denn eins steht fest, auch wenn es nur ein Punkt aus dem Buch ist, wir Frauen müssen für unser Recht weiter kämpfen, diese Botschaft sticht ganz klar und deutlich hervor.

Allerdings fand ich teilweise ihre ausschweifenden Kapitel einfach zu viel. Die Autorin hat zwar einen unglaublich tollen Witz und manche Gedanken sind einfach klasse und treffend, aber manchmal war es einfach zu viel. Man verliert sich in die Gedankenwelt ihrer Figuren, man schweift ab und zu zuweit ab und so fand ich es zwischendurch etwas anstrengend zu lesen, um mit vollem Geist dabei zu bleiben. Hier wären mir etwas weniger mehr gewesen, um einfach besser am Ball zu bleiben und um die wichtigen Entscheidungen, die eine tragende Rolle spielen besser greifen zu können. Aber das nur am Rande, denn gelesen habe ich es dennoch sehr gern.

Das weibliche Prinzip ist ein Abbild vom Leben und wie dies nicht immer so läuft wie gewünscht. Unglaublich klug, witzig und authentisch erzählt.

Henry und ich haben diese Lektüre sehr genossen und vergeben vier Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:
 
 


Meg Wolitzer, geboren 1959, veröffentlichte 1982 den ersten von zahlreichen preisgekrönten und erfolgreichen Romanen. Viele ihrer Bücher standen auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Bei DuMont erschienen der SPIEGEL-Bestseller ›Die Interessanten‹ (2014) sowie ›Die Stellung‹ (2015) und zuletzt ihr Roman ›Die Ehefrau‹ (2016), der mit Glenn Close in der Hauptrolle verfilmt wurde. Meg Wolitzer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in New York City.

Quelle: Dumont Verlag

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar.

2 Kommentare:

  1. Salut, Inga.
    Es ist immer ein Fehler persönlichen Vorbildern bedingungslos nachzueifern, Ihnen zu folgen. Bereits allein aus der Tatsache heraus, dass Dinge nicht für jeden Menschen gleich funktionieren können. Idealerweise nimmt man/frau sich der Einsichten an, die zu einem selbst passen, legt anderes wieder ab & behält sich das Recht der Hinterfragung. Schlicht, weil eine Agenda nie das Leben ersetzen oder auch nur abzubilden vermag.
    Wie Du schreibst, muss Greer den härteren Weg zur eigenen Erkenntnis nehmen.

    Stimmt die Wieder-Gestrigen meinen sich derzeit im Aufwind; das beharren auf den eigenen Rechten ist also genauso wichtig wie vor 100 Jahren schon.

    Passenderweise ein Filmtip dazu, 'Iron Jawed Angels'...

    Offensicht schein "Das weiblich Prinzip" dem Herren Kater sehr genehm zu sein. :-)

    bonté

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    1. Hello Mr. Robert,

      es ist gut wenn man Vorbilder hat, aber man sollte nicht alles blind nachmachen.

      Das habe ich doch gut geschrieben, denn genau so ist es, Greer muss einen schweren Weg beschreiten, aber jeder muss ja seinen Lebensweg gehen. Aber ja nicht nur sie, sondern alle Figuren ... Es ist ein Buch über das Zusammensein und leben. War schon ein tolles Buch.

      Der Schokomann ist doch ein Frauenversteher :-)

      Ganz liebe Grüße
      Inga

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