Dienstag, 30. April 2019

Rezension: Elisabeth R. Hager * Fünf Tage im Mai

Gebundene Ausgabe: 221 Seiten
Verlag: Klett-Cotta
ISBN-13:
978-3608962642
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Februar 2019




Inhalt:
Illy wächst als Einzelkind in einem Tiroler Dorf auf. Die Eltern besitzen ein Sportgeschäft und sind gut situiert und Illy hat noch ihren Urgroßvater. Tatka, wie sie liebevoll zu ihm sagt und Tatka ist ein Urgestein, der älteste Mann im Dorf, letzter Fassbinder und Berserker, wie einer nur sein kann. Diese beiden sind ein eingespieltes Team, Illy verbringt ihre Nachmittage in der Werkstatt des Großvaters und beide Erzählen sich alles, hier gibt es keine Geheimnisse, hier gibt es nur Geschichten und Ratschläge. Als Illy ihren ersten Atlas mit nach Hause bringt, ist die Freude über das Buch immens, bis sie mit ihrem Tatka feststellt, das es schon einen Besitzer gab: Tristan Unger. Zuerst ein Name, aber dabei soll es nicht bleiben, dieser junge Mann wird eine Rolle in Illy Leben spielen, aber was sich daraus entwickelt und welche Konsequenzen diese Begegnung haben wird, konnte sie bis dahin nicht erkennen. Welchen Einschnitt wird diese Freundschaft bei Illy hinterlassen? Kann Tatka ihr helfen? Und welche Bedeutung hat dieser Mai?

Meinung:
Auf diese Geschichte bin ich auf Umwegen aufmerksam geworden, zuerst stach mir das ungewöhnliche Cover ins Auge und dann berührte mich der Klappentext. Eine Geschichte über eine Freundschaft zwischen Urenkel und Urgroßvater, da trennen Jahrzehnte die Sichten aufs Leben und können doch gezielt ins schwarze Treffen. Kurzum ich wollte es dann unbedingt lesen und habe es auch nun getan, ob mich diese beiden erobern konnten, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte heißt „Fünf Tage im Mai“ und es stimmt, sie spielt an fünf Tagen im Mai, aber nicht unbedingt im selben Jahr, sondern zeigt, ein Spektrum von Illy heranwachsen auf. Zuerst der kleine Wildfang, der sich bei der Kommunion übergeben muss und von seinem Großvater aber die nötige Unterstützung bekommt. Wie toll es ist, mit solch einem Urgestein verwandt zu sein und die nötige Portion Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Bei diesen Einstieg denkt man direkt selbst an die eigene Kindheit zurück und wie gern man zu den Großeltern gefahren ist, entweder wegen denn Verwöhnprogramm, oder weil man sich dort einfach anderes verstanden fühlt. Allerdings verliert man diese Nähe irgendwann, wenn man Teenager wird, weil man sich beengt fühlt, frei sein will, keine familiären Verpflichtungen haben möchte und einfach sich in dieser erwachsen werden Phase befindet. So entfernt man sich von den liebsten Menschen und merkt nicht, wie man ihnen vor dem Kopf stößt. Tja, und dann das eigene Leben, die eigenen Erfahrungen und die Überwindung damit umzugehen und sich wieder zu öffnen. Dieser ganze Prozess ist in diesen Maitagen wieder zu finden, auch wenn es hier noch ein schlimmes Erlebnis dazu gibt, aber die Entwicklung ist einen irgendwie bekannt und nah.

Somit hat Elisabeth R. Hager einen unglaublich einfühlsamen Roman geschrieben, den man unglaublich gern liest. Ihre Figuren sind absolut fantastisch gezeichnet, mit unglaublicher Hingabe gefüllt und einfach lebensecht. Die Autorin hat es wirklich geschafft aus diesen fünf Tagen, ein ganzes Leben zu beschreiben und dabei eine ganze Palette an Emotionen mitgeliefert. Am Anfang ist der Humor die tragende Größe, aber dann kommt die Unvernunft und danach der Schmerz. Die Gefühle sind greifbar, spürbar und die melancholische Art zum Ende hin überwältigend. Selten habe ich Tränen in den Augen, aber diese Freundschaft ist einfach unbeschreiblich schön. Mit Tat‘ka hat Elisabeth R. Hager wirklich ein Original geschaffen, etwas eigenbrötlerisch, aber mit dem besten Humor und einer Weisheit, wie man sie nur bei besonderen Menschen vorfindet. Solch einen Großvater hätte, glaube ich, jeder gern.

Mit dieser ruhigen Geschichte hat die Autorin einen tollen Roman hingelegt, und zeigt damit auf, wie tief Vertrauen und Liebe sein kann. Das eine Freundschaft auch mal Durststrecken aushalten kann und man sich trotzdem nah sein kann. Selbst wenn Jahre vergehen, muss man sich nicht weniger verstehen. Ich mochte diese beiden Figuren unglaublich gern und fand diese Bindung zueinander herrlich zu lesen. Sobald ich das Buch in der Hand hatte, freut ich mich auf die Wörter und Weiterentwicklung der Geschichte und der Dialekt war einfach klasse mit eingebaut.

Fünf Tage im Mai, ist herrlich erzählt, einfühlsam und lebensklug. Ich kann es nur empfehlen. Reintei freintei!
 
Henry und ich haben diese fünf Tage im Mai sehr genossen und vergeben dafür die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:


Elisabeth R. Hager, geboren 1981, ist Schriftstellerin, Klangkünstlerin und Kulturvermittlerin. Sie arbeitet als redaktionelle Mitarbeiterin in der Abteilung Radiokunst von Deutschlandfunk Kultur.
Mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie zwischen Neuseeland, Berlin und Tirol.
Für einen Auszug aus »Fünf Tage im Mai« wurde Elisabeth Hager mit dem »Hilde-Zach-Literaturstipendium 2018« der Stadt Innsbruck ausgezeichnet.



Vielen lieben Dank an den Klett-Cotta Verlag für das  Rezensionsexemplar.

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