Freitag, 16. November 2018

Rezension: Mats Strandberg * Das Heim


Broschiert: 446 Seiten
Verlag: TOR  
ISBN-13:
978-3596703678
Preis: 14,99 EUR
E-Book: 11,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Oktober 2018
Übersetzer: Nina Hoyer




Inhalt:
Monikas Zustand wird immer bedenklicher, seit ihrem Herzinfarkt, ist sie nicht mehr die gleiche, da bei ihr nun Demenz ausgebrochen ist. Alleine Leben ist nicht mehr drin und so müssen sich ihre Söhne um sie kümmern. Während Björn sich um seine eigene Familie sorgen muss, bleibt nur Joel, das Sorgenkind übrig. Zwanzig Jahre war er nicht mehr in seinem Heimatort und nun muss er sich, um schwere Entscheidungen bemühen und mit alten Geistern seiner Vergangenheit kämpfen. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine Mutter ins Seniorenheim zu bringen und sich, um das Haus zu kümmern. Aber, anstatt das er sich nun besser fühlt, da seine Mutter in besten Händen ist, wird er zunehmend besorgter. Seine Mutter magert ab, wird in ihren Äußerungen bösartig und weiß dunkle Geheimnisse, von jedem in ihrer Umgebung. Ihr Zustand wird immer schlimmer und die Atmosphäre auf der ganzen Station wird unruhiger. Die alten Leute nehmen etwas Fremdes in ihren Kreis war und es wird zunehmend stärker. Was bemächtigt sich hier Monika? Kann Joel ihr überhaupt helfen? Und wie viele werden die dunkle Macht zu spüren bekommen?

Meinung:
Was habe ich mich gefreut, als ich in der TOR Vorschau damals, den Namen des Autors entdeckt hatte. Mit seinem Buch „Die Überfahrt“ hatte er mir richtig geniales Kopfkino beschert und so tolle Lesestunden, dann ist doch klar, dass sein neustes Werk direkt geordert wurde. Allerdings ist das Cover schon ziemlich unheimlich und der Klappentext mehr als schaurig. Ob mich auch dieses Setting des Unheimlichen packen und begeistern konnte, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte wird diesmal nur aus drei Sichten geschildert. Da haben wir Joel, den Sohn, den Verlierer und das absolute Problemkind. Er war in seiner Jugend schon ein Einzelgänger und hatte bis auf seine beste Freundin Nina keinen großen Freundeskreis. Aber die Zwei hingen wie Pech und Schwefel zusammen und hatten einen großen Traum, nämlich zusammen Musik zu machen. Daraus wurde nie etwas, denn Nina hat das kurz vorher aufgegeben und so ist Joel allein nach Stockholm und total abgerutscht. Drogen, Alkohol und Party, bis ein Schlüsselerlebnis ihn aus diesem Sumpf rausgeholt hat, allerdings ist er mit seinem Leben mehr als unglücklich und ein Schatten seiner selbst. So anders als sein erfolgreicher Bruder, der mit Karriere und eigener Familie immer der Glanz der Familie war. Aber nun ist er zurück und muss sich um seine Mutter kümmern. Mit Geduld, die immer schwerer fällt und mit Sorgen, die mit jedem Tag größer werden. Schnell ist klar, dass ein mobiler Krankendienst nicht ausreicht, denn selbst eine Minute ohne Aufsicht, könnte das Haus in Flammen aufgehen lassen. Joel muss seine Mutter in einem Seniorenheim unterbringen. Das ist ein Wechselbad der Gefühle, Joel schwankt zwischen Erleichterung und schlechten Gewissen hin und her. Und diese Gefühle werden immer schlimmer, wenn er den Verfall seiner Mutter bei jedem Besuch sieht.

Die nächste Stimme ist Nina, sie ist die Jugendfreundin von Joel und kann es nicht glauben, das sie ihn nun jeden Tag sehen muss, da sie im Seniorenheim arbeitet. Damals haben die beiden sich nicht im Guten getrennt und nun schweben so viele ungesagte Worte zwischen ihnen, außerdem kommen noch Wut und Enttäuschung dazu. Natürlich ist die erste Begegnung angespannt, die Luft explosionsartig aufgeladen und ein Wort führt zum anderen. Die Missverständnisse und Uneinsichtigkeit bleiben weiterhin bestehen. Aber Nina fühlt sich auch Monika verpflichtet, immer hin war sie die Mutter, die sie nicht hatte. In der Familie fühlte sie sich immer aufgehoben und beschützt, aber nach dem Knall zwischen Joel und ihr, hat sie sich nicht mehr um Monika gekümmert und nur noch ihre eigene Familie gesehen. Tja, und diese fällt gerade auch auseinander. Der Sohn schon groß und genervt von Mami und die Eheleute in einer Krise. Aber so richtig eingestehen mag sie es sich nicht. So steckt Nina ihre Kraft in die alten Leute, aber je mehr Monika sich verändert umso mehr Angst bekommt Nina.

Und die dritte Stimme ist das Heim an sich, es beschreibt Situation und was gerade bei den Bewohnern passiert und spitzt die Lage nochmals ganz besonders hoch. Tragik an jeder Front und genau das ist hier der Punkt, das Heim. Der Autor wählt einen Punkt in unserem Leben, den keiner gern sieht. Alt zu werden, eine Last zu sein, nicht mehr richtig zu funktionieren und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Diese Schwere ist schon wirklich böse gewählt und dann passieren unheimlich Dinge. Monika ist böse, spitzzüngig und hinterhältig, lässt alles natürlich aussehen und doch, wenn keiner hinguckt, stößt sie dem Betreffenden einen Dolch zwischen die emotionalen Rippen. Aber ist sie das wirklich Selbst, oder ist sie besessen. Das macht das alles so schön unheimlich, unangenehm und doch kann man nicht aufhören zu lesen.

Mats Strandberg hat es wieder geschafft, einen an die Seiten zu fesseln, in eine Horrorvorstellung einzuladen und mit Geschick einem in Angst zu versetzen. Dabei sind seine Figuren der starke Punkt in der Geschichte, sie haben Tiefe und sind auf keinen Fall eindimensional. Allerdings hat mir hier das gewisse Etwas gefehlt, es ist gut zu lesen und man mag es, aber es zog sich ein wenig hin. Das Buch ist einfach Ruhiger gestaltet, als sein Letzteres und spielt mehr mit unseren Ängsten und den Alltagsleben in einem Heim. Das allein ist Schauer genug, aber mir hat da einfach ein bisschen mehr Kitzel gefehlt. Für mich war es ein bisschen mehr, das zurück Finden in das eigene Leben von Nina und Joel. Und hierfür hat er sich halt Zeit genommen und so die Spannung und das Horrorelement zurück geschraubt. Ich fand das nicht schlecht, aber man hat irgendwie mehr erhofft.

Das Heim ist fesselnd, bildhaft, sehr eindrücklich und realitätsnah. Man geht mit den Figuren mit und lässt den langsamen Spannungsaufbau auf sich wirken. Der Autor ist schon ein bisschen böse, seine Leser in solch ein Setting zu entführen, nun bin ich gespannt, was er sich als Nächstes einfallen lässt. 


Henry und ich hatten die perfekte Halloween Lektüre und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:


Mats Strandberg ist der Autor der weltweit erfolgreichen Engelsfors-Trilogie (›Zirkel‹/›Feuer‹/›Schlüssel‹), die in dreißig Sprachen übersetzt wurde. ›Die Überfahrt‹ wurde in Schweden zum Überraschungsbestseller und machte Strandberg auf einen Schlag berühmt.

Quelle: TOR Verlag


Weitere Werke des Autors beim TOR Verlag:

https://www.genialokal.de/Produkt/Mats-Strandberg/Die-Ueberfahrt_lid_31566480.html?storeID=barbers

Vielen lieben Dank an den TOR Verlag für das  Rezensionsexemplar. 

 

2 Kommentare:

  1. God morgen, Inga.
    Mit ein zentraler Punkt des Romans dürfte ja sein, ob sich die Handlung mit einem phantastischen Element verwirbelt, oder ob uns der Autor mit dem nackten Horror der Realität konfrontiert. Illusion oder Wahrheit - für die Leser jeweils ein eigener Schrecken. Wobei der Verlag selbst auf Stephen King verweist...
    Die weitaus interessantere Geschichte erscheint mir hier die zwischen Nina & Joel zu sein, wenn alte Träume das Jetzt umkreisen. Just hierbei würde dann der King'sche Schauder der Story mehr im Wege stehen.
    Aber ich bin eh kein sonderlicher King-Fan. :-)

    bonté

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    1. Servus Robert,

      ich fand die Realität ehrlich gesagt schlimm genug, das phantastische Element eher auflockern ...lach... soweit man das sagen kann.
      Zu dem Vermerk auf dem Buchcover kann ich nichts sagen, da ich den einen bis jetzt immer meide :)
      Genau es ist eher Nina & Joels Geschichte die mit Vergangenheit und Träumen kämpfen müsssen. Das war wirklich sehr toll gemacht.

      So nun aber schnell den Rechner weggelegt und die Nase ins Buch gesteckt ...lach... Liebe Grüße
      Inga

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