Montag, 15. Juni 2020

Rezension: Anne Freytag * Das Gegenteil von Hasen

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Heyne fliegt
ISBN-13:
978-3453272804
Preis: 17,00 EUR
E-Book: 13,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: Mai 2020 



Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:  
Julia gehört zu den Lieblingen in der Schule, zu denen, die im Dunstkreis der Aufmerksamkeit stehen und auf die anderen herabblicken. Was dieser Kreis aus Schülern sagt, ist Gesetz und kann das Leben von Gefallenen, zur Hölle machen. Aber nun hat Julia ein Problem, denn ihr Laptop ist verschwunden und gewährt dieser Person, einen Blick in ihr Online-Tagebuch. Ein Blick in ungefilterte Gedanken, Gefühle und einer Welt, die keiner vermuten würde. Julia ist in Panik, die Vermutungen für Schuldige drehen sich im Kreis und sie hofft, so sehr, dass derjenige nichts damit anstellt. Aber die Bombe platzt, es werden Einträge veröffentlicht und die Schule steht kopf. Böse Blicke, Getuschel und blöde Sprüche begleiten Julia, der Spieß hat sich gedreht, denn nun steht sie im Mittelpunkt der Ausgrenzung und mit jedem Post wird es schlimmer. Aber wer steckt dahinter? Wer hat den Laptop entwendet? Und wer hat die Internetseite auf öffentlich gestellt? Die Suche gestaltet sich als äußerst schwierig, denn jeder der in ihren Beiträgen genannt wird, hätte genügend Gründe dazu.

Meinung:
Anne Freytag ist schon sehr lange, eine Autorin die mein Herz gewonnen hat und mich mit jedem Buch, auf seine Weise begeistern konnte. Ob es jetzt die Jugendbücher sind, oder ihre Romanzen, oder ihre ersten Bücher, jedes für sich konnte sich in mein Herz schleichen und traf Gefühle auf dem Punkt. Nun schickt sie mich hier in meine Schulzeit zurück und ich bin sehr gespannt, ob mir das gefallen wird, da ich nicht so gerne daran zurückdenke. Also schauen wir mal, wer hier Hase ist und wer ein Wolf.

Die Geschichte wird aus sehr vielen verschiedenen Aspekten erzählt, was mir absolut gefallen hat. So kommen nicht nur unterschiedliche Personen zu Wort, nein, die Autorin greift zu viel mehr. Da gibt es Protokolle über die Besprechungen zwischen Schulleitung und Eltern. Außerdem werden immer wieder Mitschüler zu dem Geschehen befragt und so wird es vielschichtig und sehr lebendig. Man bekommt einfach das Gefühl von Schulalltag wieder zurück, von tuschelnden Mitschülern, fixierte Blicke und den Wunsch einfach unsichtbar zu sein, damit man nicht auffällt. Denn wenn man der Übermacht auffällt, kann es ein Todesstoß für immer sein. Mobbing war schon immer ein Thema an der Schule und das anonyme Internet macht es nicht gerade leichter, dieses einzudämmen. Für mich war die Schulzeit auch kein Zuckerschlecken und meine Erinnerungen sind nicht unbedingt die positivsten, eher, das ich das, Gott sei Dank hinter mir und den Kampf überlebt habe. Da kann man schon einmal die falsche Marke tragen und wird zum Gespött eines ganzen Jahrganges, diese Macht habe ich früher schon nicht verstanden und war diesem hilflosen Gefühl oft machtlos unterlegen. So ergeht es auch hier einigen Schülern und es fühlte sich so authentisch real an.

Eigentlich mag ich gar nicht so viel über die Figuren an sich sprechen, da man jeden auf sich wirken lassen muss. Natürlich gibt es die Personen, die unantastbar sind, Marlene und ihr Bruder Leonard und Julia. Das diese drei nicht so über allen stehen, bringen die Beiträge ans Licht und das man als junger Mensch manchmal aus Erfahrungslosigkeit hineingerät, wird hier ganz genau beschrieben. Auch ich konnte mich in manchen Dingen wieder erkennen. Und dann haben wir natürlich auch die Außenseiter, die Mobbingopfer. Da wären vor allem Linda, die damals sehr gelitten hat und sich jetzt wehrt, oder auch ihr bester Freund Edgar, der durch seine etwas altmodische Art, besonders anders wirkt. Oberflächlich gehören sie einfach nicht dazu und kennenlernen will man sie auch nicht, da sie diesen Stempel auf der Stirn tragen, der sie halt dazu macht und man sich doch nicht mit denen zeigen möchte. Aber diese Geschichte zeigt so glasklar, dass junge Menschen grausam sind und einfach noch viel an Lebenserfahrung lernen müssen. Julias Einträge sind vielleicht ungefilterte Wortbomben, aber sie zeigen auf, wie man unwissend falsch handelt, aus manchen Ecken nicht mehr rauskommt und Entscheidungen bedauert. Das Leben, auch Entwicklung bedeutet und man sich selbst finden muss, zumindest die Version von einem, die man selber mag.

Somit ist dieses Buch unglaublich wichtig, denn es fängt so viele Wahrheiten ein, so viele Themen finden hier Platz und ich hätte so was auch gern in meiner Schulzeit gelesen. Oft ist nämlich den anderen gar nicht klar, was sie für Schmerzen bereiten, welche Spuren sie im Leben hinterlassen und welche Entwicklung manches nehmen kann. Oft geht es einfach nur darum, selbst nicht ins Fadenkreuz zu geraten und dafür begehen wir Dummheiten, aber genug. Es ist genial eingefangen, auf dem Punkt gebracht, und dies Rätselraten, wer es am Ende war, hat mich wirklich überrascht und begeistert zu gleich. Ich finde, Anne Freytag wird mit jedem Buch noch stärker und ich bin beeindruckt, wie sie diese Zeit eingefangen hat und trotzdem was Positives geschaffen hat.

Das Gegenteil von Hasen ist exquisit zu lesen, unglaublich stark erzählt und die Gefühlswelt eindringlich wiedergeben. Die Autorin hat die perfekten Worte gepachtet und spielt gekonnt mit ihnen. Zum nachdenken, mitfühlen und vielleicht auch zum Verstehen. Große Leseempfehlung.
 
Henry und ich haben dieses Buch gefressen und fanden es krass stark, dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:

Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin und Desktop-Publisherin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Erwachsenen- und All-Age-Romanen widmete. Für ihre ersten beiden Jugendbücher wurde die Autorin zwei Mal in Folge für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Für »Nicht weg und nicht da« wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2018 in der Sparte Literatur ausgezeichnet.

Quelle: Heyne fliegt

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Vielen lieben Dank an Anne Freytag und den Heyne fliegt Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

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