Montag, 31. August 2020

Rezension: Marie-Renée Lavoie * Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Eichborn
ISBN-13:
978-3847900641
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 13,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2020
Übersetzer*in: Christiane Landgrebe 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Diane sitzt nichts ahnend unschuldig auf dem Sofa, als ihr Mann ihr eröffnet, nicht mehr glücklich zu sein, und sie verlässt. Natürlich gibt es auch eine neue Frau an seiner Seite, und vielleicht ist diese auch etwas jünger, aber was ist mit ihren Treueversprechen? Wie war das auf immer und ewig? Diane ist wie vom Blitz getroffen. Wo kommt die neue Freundin her? Wo ist sie falsch abgebogen? Und ist sie wirklich langweilig? So durchläuft Diane eine Phase der Trennung nach der anderen, versucht, sich selbst zu finden und irgendwie weiterzumachen. Trotzdem beherrscht sie die Wut, bekommt Zusammenbrüche, sehnt sich nach kleinen Rachen und rechnet mit ihrer Schwiegermutter ab. Aber kann Diane sich im Leben wieder fangen? Wird sie ihr Selbstbewusstsein wieder finden? Und ist sie wirklich langweilig?

Meinung:
Als ich auf der Suche nach Büchern aus Kanada war, ist mir dieses Buch aufgefallen. Das Ende einer Ehe, eine furchtbar langweilige Ehefrau und der Vergleich mit der kanadischen Bridget Jones hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Da ich selbst schon ein paar Ehejahre auf den Buckel habe, finde ich doch die Schicksale der anderen Ehen interessant und schau doch da ganz gern über den Tellerrand. Hier also eine langweilige Ehefrau, ich glaube, das trifft auch auf mich zu, und da muss ich doch einfach Diane kennenlernen. Ob mich ihre Geschichte erheitern konnte, erzähle ich euch nun.

Diane, 48 Jahre alt, drei Kinder und seit 25 Jahren verheiratet. Alles geht seinen Gang, die Kinder ziehen aus und das Haus gehört wieder den Eheleuten. Aber kaum ist die Tochter raus, eröffnet Jacques ihr, dass er sich verliebt hat und das er in ihrer Ehe nicht mehr glücklich ist, es fallen noch einige Worte mehr, aber Diane bekommt es nicht richtig mit, denn sie sitzt wie vom Donnerblitz erschlagen da. Wo kam das bitte her? Wie ist das passiert? Diane erliegt der Selbstzweifel, sucht den Fehler bei sich und kann das alles gar nicht glauben. Wie soll sie ohne ihrem Mann weitermachen? Aber der Oberhammer kommt noch, als man einen Skandal vermeiden möchte und trotz der Trennung die Silberhochzeit feiern möchte, platzt Diane der Kragen. Mit der Axt geht sie ans Werk, Wutabbau und doch muss auch die Therapeutin besucht werden. Alle Phasen einer Trennung durchleidet diese langweilige Ehefrau und ist alles andere als langweilig.

Marie-Renée Lavoie hat sich das Bild einer Ehe vorgeknöpft und daraus ein herrliches Bild unserer Gesellschaft gezeichnet, allein der Beginn ihrer Geschichte ist ein Hit, denn was hält die Protagonistin von der Ehe. Ganz klar als junger Mensch und noch kurz vor Beginn allem ist man euphorisch, denkt man an die Unendlichkeit der Liebe und das nichts einen auseinanderbringen kann. Aber wir wissen, nichts ist für die Ewigkeit und das Leben ist unberechenbar, was die geschiedenen Frauen auf solch einer Feier wissen und zu „I will survive“ tanzen. Einfach herrlich dieser Gedankengang, und da wusste ich schon, das ist mein Buch, dieser Humor aus bissig und böse, sogar schwarz ist genau meiner, und ich will mehr Diane. So erleben wir den Horrortrip hautnah mit und ihre Erlebnisse und Entwicklung. Ganz klar Diane ist wütend auf ihren Ehemann, und doch hofft sie, dass alles nur ein böser Traum war. Nun heißt es aufwachen und irgendwie weiter machen und das erzählt die Autorin richtig klasse. Zum einen lacht man herzlich mit, und zum anderen möchte man die Figur einfach in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wird, irgendwie.

Im Grunde ist es ein Appell an alle Frauen da draußen, vergesst euch selbst nicht, habt Spaß am Leben und seid so, wie ihr seid. Ich bin da ganz ehrlich, langweilig, kann alles heißen und muss nichts negatives sein. Eine Frau, die ihr Leben im Griff hat und wie Diane ihres rockt, kann gar nicht langweilig sein. Es ist nur interessant, was solch ein Wort bei einer Frau auslösen kann, wenn es von einer Person gesagt wird, der man eigentlich vertraut und mit dem man sein Leben verbringen wollte. Aber es ist toll zu lesen, wie sie versucht, ihr Leben neu zuordnen und doch immer wieder zurückfällt. Die kleinen Rachepläne, dass verwirrende Teenagerverhalten, die Verzweiflung, die Zusammenbrüche, die Kurzschlussreaktion sind einfach gut eingefangen und haben etwas nachvollziehbares und realistisches. Diane geht dem Leser unter die Haut und mit ihrer Art auch direkt ins Herz, eine, mit der man Freundschaft schließt und die Flasche Wein köpfen möchte.

Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau, ist besser als eine Sitcom und hinterlässt ein Gefühl von bester Unterhaltung. Witzig, böse und doch empathisch. Ich hoffe, Teil zwei erscheint auch hierzu Lande.
 
Henry und ich haben Diane gerne begleitet und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:


Marie-Renée Lavoie, 1974 in Limoilou/Québec geboren, unterrichtet Literatur am Collège de Maisonneuve in Montréal. Tagebuch einer langweiligen Ehefrau war sowohl in Québec als auch im englischsprachigen Kanada ein großer Erfolg. Die Fortsetzung erschien Anfang 2020.

Quelle: Eichborn Verlag

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